14. Ehrenbreitsteiner Kulturtage
Kostbarkeiten für Augen, Ohren, Gaumen
Dreitägiges Programm mit zahlreichen Künstlern und Veranstaltern wurde sichtbar, hörbar und schmeckbar
Koblenz-Ehrenbreitstein. Allein zehn bildende Künstler, die sich im Dahl mit Galerien, Ateliers und Werkstätten niedergelassen haben, stellten bei den 14. Ehrenbreitsteiner Kulturtagen ihre Werke aus. Doch auch die anderen Kultur-Bausteine Musik, Schauspiel und Literatur kamen nicht zu kurz. Traditionell wurde das Festival im Rhein-Museum eröffnet. Die ehemaligen Schüler der Musikschule Koblenz, Conrad Czielinski an der Querflöte und Stephan Püschel mit Gesang und Gitarre, sorgten für kleine musikalische Kostbarkeiten am Rande.
Der Hausherr des Rhein-Museums, Dr. Rainer Doetsch, ließ bei der Begrüßung eine wahre Lobeshymne auf den Stadtteil, in dem Kunst und Kultur eine Heimat gefunden haben, vernehmen. Für das Museum, das Geburtshaus Joseph Breitbachs (1903), legte er den Besuchern folgerichtig eine besondere, im Rahmen der Kulturtage angebotene Veranstaltung ans Herz. Die Schauspielerin Annika Woyda führte hier am Samstag durch eine multimediale Collage unter dem Titel „Joseph Breitbach et chers amis“.
Der Leiter des Kultur- und Schulverwaltungsamtes, Josef Hehl, erinnerte in seiner Eröffnungsansprache an den Mitbegründer der Kulturtage, den Kulturdezernenten Detlef Knopp, der selbst nicht anwesend sein konnte. Hehls besonderer Dank für die federführende Planung und Organisation des Festivals galt den Mitgliedern des Ortsrings Ehrenbreitstein mit dem Vorsitzenden Gustel Ferrari sowie allen übrigen Mitwirkenden. Die Ehrenbreitsteiner Kulturtage würden als Bereicherung für die gesamte Stadt wahrgenommen, fuhr Hehl fort. Mit ihnen gelinge es immer wieder, neues Publikum anzulocken, das die Geschichte der ehemaligen kurfürstlichen Residenzstadt oft in Erstaunen versetze. So gründeten beispielsweise die Maler Heinrich Foelix und Januarius Zick im 18. Jahrhundert sozusagen die erste bedeutende Malerkolonie - nicht in Paris und nicht in München, sondern in Koblenz. Hehl holte noch weitere große Ehrenbreitsteiner aus der Geschichte in die Erinnerung, um zu schließen, dieser Ort hatte und habe - inzwischen wieder - viel zu bieten.
Im Coenen Palais begrüßte Dr. Hartmut Bierschenk vom Ortsring Ehrenbreitstein die Gäste zur Eröffnung der Ausstellung „Kunst, köstlich konsumiert oder wetterwendige Wunderdinge“ seiner Ehefrau, der Bildhauerin und Grafikerin Editha Pröbstle. Eine Einführung gab Pröbstles Nichte, die Kunsthistorikerin Anna Pröbstle. Editha Pröbstle verbinde innovativ Skulptur mit Grafik. Sie spiele die beiden Gattungen nicht gegeneinander aus, sondern führe sie gewitzt in künstlerisches Neuland. Sie fänden aneinander Halt, und manchen Skulpturen könne man im wahrsten Sinne des Wortes auch den Kopf verdrehen. Damit nehme der Betrachter eine aktive Rolle bei der Kunstwerdung ein. Neben dem großen beleuchtbaren gelben Elefanten vor dem Coenen Palais hatte Pröbstle zahlreiche Farbholzschnitte, Klappraden, KUULlus und Bronzeplastiken ausgestellt, die Seh- und Tastsinn besonders ansprachen. Das vom Kulturkreis im Ortsring Ehrenbreitstein anschließend im Coenen Palais gebotene klassische Konzert mit den Musikfreunden St. Beatus bot dann auch noch einen Anreiz für die Ohren. Die folgenden Festivaltage hatten gleichermaßen viel für jeden Kultur-Geschmack zu bieten. Das reichte von einer aus einem Fotowettbewerb hervorgegangenen Ausstellung im „Dähler Born“, über einen Vortrag von Künstlern und Handwerkern am kurtrierischen Hof in Ehrenbreitstein, Modellbau-Basteln für Kinder und Jugendliche bis zu etlichen Konzerten verschiedenster Musikrichtungen. Auch die Jugend kam bei den Kulturtagen nicht zu kurz. So bot als würdigen Abschluss das Konzert „Jugend musiziert“ in der ehemaligen Pallottiner-Kapelle, veranstaltet vom Freundeskreis der Musikschule. Junge Solisten an Violine, Klavier, Trompete und Gitarre (es musizierten hier die beiden Bundespreisträger des „Jugend musiziert“-Wettbewerbs 2013, die Geschwister Nikita und Nastja Müller) spielten Stücke von Komponisten des 17. bis 20. Jahrhunderts, wie Vivaldi und Mozart oder Waignein, Domeniconi und de Falla. Die Jugend stand auch bei „GARWAIN Kunstprojekte Kallenbach“ im Martin Gropius Bau im Mittelpunkt. Die 1981 in der Lombardei geborenen Künstlerin Margherita Martinelli präsentiert dort bis zum 15. Juni ihre Ausstellung „Follow the River“, in die die Direktorin des Ludwig Museums Koblenz, Dr. Beate Reifenscheid, eine Einführung gab. Körperliches oder geistiges Reisen inspiriert Martinelli und lässt den Betrachter immer wieder Wasser, Flamingos, Libellen und Kleidern begegnen. Ölfarben, Bleistift und Kohle sind ihre Technik. Hinzu setzt sie Schriftelemente mit poetisch-philosophischem Inhalt, kleine gestempelte Symbole, Zahlen und verschiedenste Materialteilchen wie Goldpapier. Ihr Lieblingswerk ist das im Jahr 2008 entstandene „Nella tua trappola“ (In Deiner Falle) mit einem großen Flamingo im Mittelpunkt. Dieser Vogel sei für sie ein Symbol von Bewegung und Veränderung, erklärte die Künstlerin, die mit ihrer Galeristin Nicoletta von Buttlar anwesend war. Im Mutter-Beethoven-Haus zeigte Nataliy Schenkmann eine beeindruckende Inszenierung ihrer Kunst. Den kleinen Raum, den sie geschickt dezent-schlicht in Szene gesetzt hatte, dominierte ihr großformatiges Gemälde „Im Dahl erleben“. Es sei in Auseinandersetzung mit einem Januarius-Zick-Werk in zwei Wochen Arbeit entstanden und erst kurz vor Ausstellungsbeginn vollendet worden. Schenkmann verehrt die Maler Rubens, Rembrandt und Lucian Freud - von jedem ein wenig stecke in diesem Werk, erklärte sie. Auch Ehrenbreitstein bezieht sie einmal wieder durch das Einbringen von Ansichten typischer Gebäude im Spiel von Licht und Schatten mit ein. Dazu Bacchus als Symbol für den Wein und in die Ewigkeit eintauchende nackte Körper, die an die Barockzeit erinnern sollen. Da gerieten die kleinformatigen Kohlezeichnungen an den Wänden mit Ansichten architektonischer Details aus Ehrenbreitstein für den Besucher beinahe ins Unscheinbare.
Über viel mehr Ansehnliches, Erstaunliches und Hörbares ließe sich berichten von diesen Kulturtagen, doch der kleine Ausschnitt an dieser Stelle soll Lust machen darauf, das nächste Festival zu besuchen, um sich ein Bild zu machen von der lebendigen Kulturszene Ehrenbreitsteins.
Dr. Beate Reifenscheid (v. l.) eröffnete die Ausstellung der italienischen Künstlerin Margherita Martinelli, die mit ihrer Galeristin Nicoletta von Buttlar gekommen war.
In dem kleinen Raum im Mutter-Beethoven-Haus inszenierte Nataliy Schenkmann ihr neuestes Werk „Im Dahl erleben“.
