
Am 31.03.2015
Allgemeine BerichteLeer(Raum)Kirche in St. Pantaleon in Unkel
Facettenreiches Programm
Gemeinde lud nach der Innenrenovierung dazu ein, das Gotteshaus einmal anders zu erleben
Unkel. Mit einer ökumenischen, meditativen Wortgottesdienst-Feier hatten Pfarrer Andreas Arend und Pfarrer Michael Busch unter dem Motto „Gefüllter Leere“ das Projekt „Leer(Raum)Kirche“ in St. Pantaleon eröffnet. Leitgedanke dabei ist, den Andachts- und Gottesdienstraum, der ein kunsthistorisches Kleinod ist, in ganz besonderer Weise erfahrbar zu machen. Auf diese Weise ist ein äußerst facettenreiches Programm entstanden, bei dem die Kirche in ganz unterschiedlicher Weise genutzt und in ihrer ganzen Größe, Weite und Schönheit erfahren werden kann, wie etwa beim Tanz-Workshop „Dem Leben Ausdruck verleihen“, den die Diplom-Tanzpädagogin Heike Wieprig-Schneider angeboten hat. „Es war wunderbar, diesen Raum, den man ja schon so lange kennt, völlig anders durch Bewegung zu erfahren“, schwärmte die Unkelerin Annemarie Lehmacher.
Näher kennenlernen konnten Familien die Kirche bei der „Taschenlampenführung“ von Ute Bockshecker. Dabei wurde im Dunkeln jeweils ein Detail vom Strahl einer Lampe fixiert. Mit einem Jazz-Konzert des Bonner Saxophon-Ensembles wurde der Abend abgeschlossen. Zu Führungen mit Walter Mayer, Werner Geißler und dem für die Renovierung zuständigen Architekten Christoph Füllenbach hatte der Geschichtsverein eingeladen. „Die Geschichte der Stadt und der Kirche sind eng miteinander verbunden“, so Mayer, der die Teilnehmer bis in die Zeit der Merowinger und Karolinger führte. „Mit Beginn des Hochmittelalters setzte im rechtsrheinischen Gebiet der Kirchenbau in Stein ein, wie etwa in Niederdollendorf oder Linz“, führte Werner Mayer im Folgenden aus. Von der um 1200 errichteten, einschiffigen romanischen Kirche mit flachem Dach, an die Ende des 13. Jahrhunderts Seitenschiffe angebaut wurden, über den spätgotischen Umbau um 1500 kam Werner Geißler dann in die Barockzeit und damit zur bedeutenden Familie Eschenbrender. „Arnold (1653-1703) war Doktor beider Rechte und Syndikus der Städte des Kölner Erzstifts. Von ihm stammt der Marienaltar hier in der Kirche“, so Geißler. Andreas (1649-1717) war Domkapitular und leitete als Hofratspräsident die Geschicke des Erzbistums, während der Bischof von 1702 bis 1715) im Exil in Paris weilte. „Von ihm haben wir neben der Orgel, dem Chorgestühl und einigen Kirchengeräten vor allen den herrlichen Hochaltar von 1705.“ Zwischen zwei gewundenen Säulenpaaren ist ein Gemälde des italienischen Künstlers Mattia Preti zu sehen, das dem in Sankt Pantaleon am Piazza Navona in Rom genau entspricht. „Darüber ist, typisch kölsch, ein Bild von der Anbetung der heiligen drei Könige zu sehen“, erklärte Geißler. Dazwischen befindet sich das Wappen der Familie Eschenbrender, die ab 1685 mit Gottfried (1645-1723) den Unkeler Pfarrer stellen. Er ließ die zerstörte Kapelle von Scheuren wieder errichten, gründete die Bruderschaft der 14 Nothelfer und stiftet die Nothelfer-Vikarie. „Geplant war auch ein Kloster, wie die Inschrift auf dem Steinkreuz auf der Mauer am Corneliaweg heute noch belegt“, erklärte Werner Geißler , bevor er sich der Nothelferkapelle widmete, in der sich auch der Pantaleon-Altar befindet, um dann die Kirchenfenster zu erläutern. „Halbstündige Führungen reichen natürlich bei weitem nicht aus, um der Geschichte und vor allem den Kunstschätzen gerecht zu werden, zumal auch noch Christoph Füllenbach auf die Innensanierung eingeht“, erklärte Rita Cosler. Dafür könnten die Führungen das Interesse wecken, sich später intensiver mit der Pfarrkirche auseinander zu setzen. Die werde bei der Lichtermeditation der Unkeler Firmgruppe am Mittwochabend „in Flammen“ erstrahlen. Am Palmsonntag endete das Programm mit der Lichtinstallation Licht(Raum)Kirche, die die Architektur des Kirchenraums in wechselnden Farbtönen erstrahlen ließ und so ganz besondere Stimmungen hervorrief.