Veranstaltungssommer auf Schloss Bürresheim
"Denk ich an Deutschland in der Nacht …"
Kammerschauspieler Hermann Burck las Heinrich Heine

St. Johann. Die von der Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer der Generaldi-Rektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz initiierte kleine aber sehr feine und anspruchsvolle Vortragsreihe „Dichtung und Wahrheit“ wird in diesem Jahr bereits zum 7. Mal auf Schloss Bürresheim präsentiert. Für die interessanten Vorträge vermochten die Veranstalter in diesem Jahr wieder besonders attraktive, weit bekannte Referenten und Künstler zu werben. So konnte Dieter Dierkes, der die Veranstaltungen für die Direktion betreut, am vergangenen Maifeiertag Hermann Burck begrüßen. Ihm verlieh die Stadt Koblenz im Jahr 2000 als erstem Schauspieler in der über 200-jährigen Geschichte des Koblenzer Theaters den Titel „Kammerschauspieler“. Kammerschauspieler Burck wagte einen biografischen und künstlerischen Einblick in das Leben und Schaffen von Heinrich Heine, einem der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts, der wegen seiner jüdischen Herkunft stets ein ambivalentes Bild bei den Deutschen hinterließ. Sein 1843 entstandenes Gedicht „Nachtgedanken“ mit dem oft zitierten. Eingangsvers „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“ ist in die Weltliteratur eingegangen und wird heute vielfach bei negativen Anlässen im Land verwandt. Tatsächlich liebte Heinrich Heine, der vermutlich 1797, sicher aber als Harry Heine in Düsseldorf geboren wurde, sein Heimatland und schrieb diese Zeilen in seinem Pariser Exil als Ausdruck seines Heimwehs und der tiefen Sehnsucht nach der weiterhin in Düsseldorf lebenden Mutter. Auch Heines Loreley-Lied, das von seinem Zeitgenossen Friedrich Silcher vertont wurde, blieb sogar in den Büchern der Nazis unangetastet, wurde lediglich mit dem Hinweis versehen, dass der Dichter nicht bekannt sei. Sein 1844 entstandenes „Weberlied“ erschien erstmals in der von Karl Marx herausgegebenen Zeitung "Vorwärts" und wurde direkt verboten. Noch 1846 erhielt ein Rezitator für das Verlesen eine Gefängnisstrafe. In großen Teilen gelähmt und fast blind verbringt Heine die Jahre ab 1848 bis zu seinem Tod 1856 in der von ihm so bezeichneten Matratzengruft und wurde auf dem Friedhof Montmartre beigesetzt. Bis heute zählt seine Grabstätte zu den meistbesuchten weltweit.
In seinen Dankesworten bezeichnete Dieter Dierkes die diesjährige Auftaktveranstaltung als Sternstunde und erinnerte daran, dass man die in Heines Testament beschworene Deutsch-Französische Freundschaft täglich neu erkämpfen müsse. Die Direktorin Dr. Kaiser-Lahme von der Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes Rheinland-Pfalz ist zur Zeit in Gesprächen mit dem Grafen Eltz und den Mönchen von Maria Laach, um dort ebensolche oder ähnliche Veranstaltungen zu initiieren wie sie derzeit im Schloss Bürresheim oder der Festung Ehrenbreitstein veranstaltet werden. Im Anschluss an den gut eineinhalbstündigen biografischen und künstlerischen Genuss hatte der Kammerschauspieler Burck, der für solcherlei Lesungen vielfach ein halbes Jahr Vorbereitungszeit aufwendet noch ein wenig Zeit eingeplant zu Gesprächen mit den Gästen. Für das dazu passende Gläschen Wein sorgte erneut das Burgteam, das auch die Vor- und Nacharbeiten rund um die Veranstaltung regelmäßig ausführt.

Kammerschauspieler Hermann Burck (r.) eröffnete in diesem Jahr den Veranstaltungssommer auf Schloss Bürresheim, für den die Direktorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Dr. Angela Kaiser-Lahme und Dieter Dierkes wieder ein interessantes Angebot zusammengestellt haben.Fotos: WE