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Vogelsterben in Rheinland-Pfalz: Insektensterben bleibt nicht ohne Folgen
Das Bienensterben rückt immer mehr in das Bewusstsein der deutschen Bevölkerung ¬– auch in Rheinland-Pfalz. So soll beispielsweise in Mayen ein Wildbienen-Rundweg entstehen, um Aufmerksamkeit für die Problematik zu generieren und die Besucher im richtigen Umgang mit den Tieren zu schulen. Was hingegen weniger Menschen bewusst ist: Nicht nur Bienen, sondern auch zahlreiche weitere Insekten wie Schmetterlinge und Käfer werden immer seltener. Das bleibt für die Natur nicht ohne Folgen. Die Vogelkundler in Rheinland-Pfalz schlagen Alarm: Selbst in Naturschutzgebieten sei ein drastischer Rückgang an Vögeln zu beobachten.
Insektensterben: Die Ursachen liegen in der industriellen Landwirtschaft
Laut BUND liegen die Hauptursachen des Insektensterbens in der industriellen Landwirtschaft beziehungsweise den darin eingesetzten chemischen Mitteln. Pestizide, Herbizide sowie Dünger sind Gift für Bienen, Käfer & Co und schränken deren Lebensräume enorm ein. Zeitgleich fehlt es an Möglichkeiten, den vergifteten Landflächen auszuweichen. Schuld daran ist der Rückgang an Biotopen sowie Landschafts- und Naturschutzgebieten. Gerade bei den Wildbienen herrschen deshalb mittlerweile strengere Regularien im Bereich der zulässigen Pestizide. Dennoch ist die Wirkung dieser Maßnahmen bislang noch viel zu gering, als dass sich die Bestände vollständig erholen könnten. Sind die Einschränkungen zu groß, befürchten Lobbyisten Nachteile für die deutsche Landwirtschaft im internationalen Wettbewerb und so wird die Problematik einfach möglichst totgeschwiegen. Viele Deutsche gehen also weiterhin davon aus, das Massensterben beschränke sich ausschließlich auf Wildbienen und war nur ein zeitweiliges Problem im Jahr 2008. Dass die Thematik damals den Medientod gestorben ist, heißt aber längst nicht, dass die Bienen wieder lebendig sind. Im Gegenteil: Das Massensterben ist nicht nur bei Wildbienen eine dauerhaftes Phänomen, sondern auch bei zahlreichen anderen Insekten.
Komplexe Thematik und fehlende Lösungsansätze
Der Grund für das große Schweigen liegt wohl in der Unklarheit über die tatsächlichen Ursachen des Insektensterbens. Die industrielle Landwirtschaft mag nämlich große Teile dazu beitragen, ist aber längst nicht alleinverantwortlich. Das Mobilfunknetz, die Gentechnik im Mais, durch Importe eingeschleppte Krankheitserreger, der erhöhte Stickstoffgehalt im Boden, die Gifte in Privatgärten oder die Lichtverschmutzung: Es gibt viele Theorien, was den Insekten den Garaus macht. Schlussendlich ist es wohl eine Mischung aus vielen Faktoren, welche den Kleintieren das Leben im wahrsten Sinne des Wortes schwermacht. Genauso schwierig ist es also, eine adäquate Lösung zu finden. Wo viele Ursachen sind, ist keine simple Lösungsstrategie möglich. Diese müsste stattdessen an ebenso vielen Baustellen gleichzeitig ansetzen. Und genau an solchen komplexen Lösungsansätzen fehlt es bislang – also wird die Thematik weiterhin totgeschwiegen.

Foto: fotolia.com © Martin Schlecht Foto: Martin Schlecht - stock.adobe.co
Vogelkundler schlagen Alarm
Nicht nur die Imker sowie Naturschützer schlagen nun aber Alarm, sondern auch die Vogelkundler. Das Insektensterben hat massive Auswirkungen auf die Umwelt sowie die Nahrungskette. Nicht nur bei Insekten, sondern ebenso bei Vögeln lässt sich daher mittlerweile ein Rückgang in drastischem Ausmaß beobachten. Das betrifft auch, aber längst nicht nur, das Bundesland Rheinland-Pfalz. Selbst in Naturschutzgebieten sei das mittlerweile deutlich zu spüren. Noch extremer ist die sinkende Anzahl an Vögeln natürlich in besiedelten Gegenden sowie Großstädten. Da die Veränderung jedoch schleichend vorangeht, würden viele Menschen nicht mehr bemerken, dass es längst keine Vogelkonzerte wie in den 1980er Jahren mehr gebe, so die Experten. Betroffen ist beispielsweise das Laubenheimer Ried in der Nähe von Mainz. Die zunehmend fehlende Nahrung sowie der ständige Flächenverbrauch machen Vögeln das Überleben immer schwerer oder führen zu deren Abwanderung in lebenswertere Gebiete. Artenschutzprogramme, beispielsweise für den Schwarzstorch, gibt es zwar bereits. Die Vogelkundler halten diese Maßnahmen aber nicht einmal annähernd für ausreichend. Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Einige der Programme konnten große Erfolge verzeichnen. Nun fordern Vogelschützer flächendeckene Landschaftsschutzkonzepte – sowohl den Insekten als auch den Vögeln zuliebe. Nur so sei es auf lange Sicht möglich, die Artenvielfalt zu erhalten.
Insektenschwund ist drastischer als vermutet
Dass sich das Insektensterben bereits jetzt so offensichtlich auf die Nahrungskette auswirkt, macht deutlich: Die Problematik wurde in Deutschland bislang erheblich unterschätzt. Allein in Rheinland-Pfalz sind rund drei von vier Vögeln Insektenfresser und damit durch das Massensterben vom Hungertod bedroht. Dazu gehören beispielsweise der Mauersegler oder die Schwalbe. Das bedeutet aber keinesfalls, dass Beerenfresser nicht vom Insektensterben betroffen sind. Fehlen die Wildbienen, werden nämlich auch viele Nahrungsquellen dieser Vogelarten nicht ausreichend bestäubt. Das Nahrungsangebot sinkt also in vielerlei Hinsicht. Das gesamte Ökosystem ist betroffen. Eine Studie bestätigt die Beobachtungen der Vogelkundler: Demnach ist der Insektenbestand in Deutschland sowie in den Niederlanden und in Großbritannien seit 1989 um mehr als 75 Prozent zurückgegangen. Schockierende Ergebnisse, welche ein sofortiges Handeln erforderlich machen. Es ist also einerseits notwendig, dass die Thematik wieder in den Medien diskutiert wird und so die Politik unter Zugzwang gerät. Andererseits kann jeder Einzelne dazu beitragen, dass das Insekten- und damit auch das Vogelsterben zumindest reduziert wird.
Jeder Bürger kann helfen
Natürlich bedarf es umfassender Maßnahmen auf Landes- sowie Bundesebene. Doch die Bürger können zumindest dabei helfen, dass Rheinland-Pfalz einen ersten Schritt in die richtige Richtung geht und das Massensterben stoppt. Das betrifft vor allem jene, die einen eigenen Garten besitzen. Hier sollte unbedingt auf Pestizide und Gifte jeder Art verzichtet werden. Gerade Laien verwenden nämlich häufig zu viele Spritz- oder Düngemittel und belasten dadurch die Umwelt unbewusst – über das Grundwasser nicht nur im eigenen Garten, sondern auch weit darüber hinaus. Stattdessen sollten bienen- beziehungsweise insektenfreundliche Pflanzen ausgesät werden, um den Kleintieren neue Lebensräume zu schenken. Dazu gehören vor allem blühende sowie Obstpflanzen. Auch eine sich selbst überlassene wilde Wiese ist ein echtes Paradies für Insekten jeder Art und dank Wildblumen oft auch für das Auge schön anzusehen. Wer sich durch die Kabbeltiere gestört fühlt, sollte unbedingt eine Alternative anwenden, die das Überleben der Insekten sichert, wie beispielsweise Lebendfallen anstelle von Insektenvernichtern und die Tiere schlichtweg umsiedeln. Wer den Bienen & Co hingegen gerne einen Lebensraum bieten möchte, kann spezielle Nistmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Für Erstere gibt es zudem eine gute Nachricht: Die Imkerei liegt aktuell voll im Trend, auch – oder vor allem – bei jungen Menschen aus der Großstadt. Zumindest die Zukunft der Honigbiene scheint also gesichert zu sein.

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Umweltschutz und Artenvielfalt brauchen Engagement
Doch selbst jene Bürgerinnen und Bürger, welche keine eigene Grünfläche bewirtschaften, können gegen das Massensterben von Insekten und Vögeln handeln. Viele Vereine sowie Umweltschutzorganisationen benötigen Spenden oder die aktive Beteiligung ihrer Mitglieder, um Ziele wie strengere Regularien im Bereich der Pestizide oder der Schutz von Biotopen umzusetzen. Selbst die Unterschrift unter einer Petition kann bereits etwas bewirken. Schlussendlich sollte sich also niemand von seiner Verantwortung gegenüber der Natur sowie der Tierwelt lossagen. Stattdessen kann sich jeder Mensch engagieren. Ansonsten wird sich das Artensterben nach den Insekten sowie den Vögeln auf immer mehr Tiere ausweiten. An die langfristigen Folgen möchte bislang noch niemand denken. Von rund 10.000 Vogelarten weltweit gelten bereits jetzt etwa 13 Prozent als vom Aussterben bedroht. Experten sehen darin eine erschreckende Warnung: Im Gefieder toter Vögel wurden erhöhte Werte an Quecksilber gefunden. Die Pestizide machen nicht nur den Insekten zu schaffen, sondern sorgen auch für brüchige Vogeleier und daher eine höhere Sterberate bei Jungvögeln. Dieses Gift wiederum landet im Magen größerer Beutetiere.
Alles in allem bleibt aus der Problematik also nur ein Fazit zu ziehen: Die Umwelt befindet sich in einem schlechteren Zustand als angenommen. Und auch, wenn bislang niemand an die zukünftigen Konsequenzen denken möchte, ist genau das jetzt notwendig, um die Insekten, die Vögel und die Umwelt im Gesamten langfristig zu retten.

Ich kenne die Artikel bereits.Ich habe mir erlaubt,die ersten kommentierten Verzeichnisse gefährdeter Vogelarten aus den 50-60iger Jahren,die 1971 bezeichnete als erste Rote Liste u.weiterführend aus den 80-90-20 bis einschließlich 2017 miteinander zu vergleichen.FAZIT:Artenvielfalt/Vogelarten (nicht nur die) sterben/verschwinden schneller,als man aktualisieren kann,trotz Artenschutz.Vor allem unsere Allerweltsvögel verschwinden fast unbemerkt.Die Gründe/Ursachen sind vielfältig:Vögel,die im Süden überwintern landen millionenfach in illegalen Fangnetzen,fehlende Brutplätze durch intensivierte Landwirtschaft,Wiesen/Weiden werden früh u.häufiger gemäht,Anbau Mais/Raps,Ja - u.auch Pestizide/Herbizide,fehlendes Brachland etc.Politische Statements hierzu sind ebenso wie die vom NABU initiierten Vogel/Insektenzählungen kein Maßstab.Der Verfasser des Artikels hat in vielerlei Hinsicht recht,aber Fakt ist,dass die Bestände rapide zurückgehen trotz Bestandsschutz u.sich nicht erholen.
Der immer noch der aktuellste und unvoreingenommenste Bericht zum Thema findet sich bei Novo-Argumente. Link zum Artikel (sofern erlaubt): https://www.novo-argumente.com/artikel/panikmache_um_sterbende_voegel