Linzer Gewerbetreibende erheben Vorwürfe wegen Ungleichbehandlung während des Lockdowns

„Die Kunden stehen sich gegenseitig auf den Füßen, während wir auf unserer Ware sitzen“

„Die Kunden stehen sich gegenseitig auf den Füßen, während wir auf unserer Ware sitzen“

Didi Pörzgen, Vorsitzender der Linzer Werbegemeinschaft. Foto: KBL

Linz. Die Pandemie hat Auswirkungen auf jeden Einzelnen, doch manche trifft sie härter als andere. Dass besonders der stationäre Einzelhandel unter den Einschränkungen und Lockdowns gelitten hat und leidet, ist ebenso hinlänglich bekannt wie tragisch. Auch in Linz am Rhein mussten die vielen Boutiquen und Geschäfte am 2. November schließen und so nach einem harten Jahr auch noch auf das Weihnachtsgeschäft verzichten. Die verloren gegangenen Gewinne sind eine traurige Seite der Medaille - doch die Ware für das Weihnachtsgeschäft war bereits gekauft und die Mieten für die Ladenlokale laufen weiter. Für mehr und mehr Geschäfte, die das Bild der Bunten Stadt prägen und für Touristen wie Einheimische ein abwechslungsreiches und individuelles Sortiment anbieten, wird die Situation existenzbedrohlich. BLICK aktuell sprach mit Didi Pörzgen, dem 1. Vorsitzenden der Linzer Werbegemeinschaft über die aktuelle Lage und das Gefühl von Ungerechtigkeit, dass sich in Linz breitgemacht hat.

BLICK aktuell: „Herr Pörzgen, der zweite Lockdown hat den Linzer Gewerbetreibenden das Weihnachtsgeschäft genommen und nun gab es Anfang Februar eine erneute Verlängerung – wie schätzen Sie die Situation ein?“

D. Pörzgen: „Die Situation ist dramatisch, die Weihnachts- und Winterwaren wurden nicht verkauft, dementsprechend fehlt das Geld und natürlich auch oftmals der Platz für die Frühlingsware. Abgesehen davon besteht wegen des Lockdowns auch keine wirkliche Möglichkeit, die Frühlingsware vor Ort zu begutachten und dann zu ordern. Hinzu kommt die fehlende Perspektive: Wann können wir wieder öffnen? Wann können wir mit Überbrückungshilfe III rechnen? Und wird überhaupt eine dringend benötigte Finanzhilfe ausgezahlt?“

BLICK aktuell: „In der Altstadt hat es bei den ersten Geschäften und Restaurants den Anschein, dass sie vielleicht nicht mehr öffnen – hier und da ist ein Schaufenster leer oder Stühle und Tische heraus geräumt. Wissen Sie bereits von Corona-bedingten Insolvenzen?“

D. Pörzgen: „Ich habe keine Kenntnis von einer Insolvenz, jedoch ist das auch nichts, was man an die große Glocke hängt. Auch da kommen wir wieder auf die fehlende Perspektive zu sprechen, wenn ich wüsste, in zwei Wochen kann ich meinen Laden wieder öffnen, halte ich vielleicht durch. Aber wenn die Schließung unbestimmt dauert, gebe ich vielleicht zu früh auf. Zu den leeren Schaufenstern und geräumten Tischen und Stühlen gibt es eine einfache Erklärung: Das Hochwasser hat sich abgezeichnet und daher wurden die Maßnahmen oftmals früher getroffen als wenn der Betrieb regulär läuft. Und einige Geschäfte nutzen den Lockdown zu Renovierungs- oder Reparaturarbeiten wie z.B. Botex in der Mittelstraße.“

BLICK aktuell: „Viele Leser haben es bereits beim Einkaufen erstaunt oder amüsiert bemerkt: Im Vorteil Center in Unkel sind in diesem Lockdown – im Gegensatz zum Frühjahr letzten Jahres – sämtliche Abteilungen geöffnet. Es sind allerdings Nahrungsmittel in die einzelnen Non-Food-Abteilungen geräumt worden – so gibt es in der Schuhabteilung jetzt ein Regal Ravioli. Was sagen Sie bzw. die Linzer Gewerbetreibenden dazu?“

D. Pörzgen: „Wenn ich ganz ehrlich sein darf, es ist eine Riesensauerei, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, aber das Verhalten macnher Betreiber in Unkel ist, wenn auch rechtens, ein Schlag ins Gesicht aller kleinen Händler. Ich verlange, dass die gesetzlichen Bestimmungen schnellstens dahin korrigiert werden, dass diesem Verhalten ein Ende gesetzt wird. Gerade in diesen Zeiten wird von allen Menschen viel verlangt, die Kinder, die nicht verstehen, warum sie sich nicht mit ihren Freunden in der Schule und auch in der Freizeit treffen dürfen, alte Menschen denen soziale Kontakte verwehrt werden um die Corona Pandemie zu bekämpfen. Und im Gegensatz dazu veranstalten die großen Einkaufscenter solch einen Zirkus mit dem Warensortiment, um gefühlt alle AHA-Regelungen in den Wind zu schlagen. Dafür fehlt jedes Verständnis und ich würde dieses Verhalten alles andere als sozial bezeichnen.“

Das Interview führte Kristin Simos.