Politik | 11.02.2021

Was bedeutet die Verlängerung des Lockdowns für die Wirtschaft?

„Die unbürokratischen Hilfsleistungen enden in einem Fiasko“

Interview mit Stephanie Neifer, Inhaberin der Frisur-Manufaktur in Linz

Linz. Die Frisörsalons sind seit Anfang Dezember geschlossen und dürfen auch vor März nicht mehr öffnen. BLICK aktuell hat nachgefragt bei Stephanie Neifer, Inhaberin der Frisur-Manufaktur in Linz, was das für einen Einzelhändler bedeutet.

BLICK aktuell: Der Lockdown geht erneut in die Verlängerung. Wie beurteilen Sie die Maßnahme?

Stephanie Neifer: Es ist verständlich, dass die Regierung zum Wohle aller die Schließung beibehalten möchte. Dennoch für mich unverständlich, dass die Friseure so lange geschlossen waren, bzw. weiterhin noch bis März geschlossen bleiben sollen. Es wurden viele Anforderungen bzgl. der Hygienemaßnahmen, teils mir sehr viel auch finanziellem Aufwand erfüllt. Es ist noch kein Corona Hotspot auf einen Friseur zurückzuführen. Daher ist eine weitere Verlängerung unverständlich.Auch hört man, dass in unserer Branche die Dienstleistung zunehmend in die privaten Räume verlegt wird. Dies kann zum einen nicht auf Einhaltung der hygienischen Anordnungen kontrolliert werden und kann zum anderen zum Fehlen dieser Kundschaft später bei den stationären Friseuren in den Salons führen, wenn diesen Kunden die Vorzüge der „privaten Dienstleistung“ schmackhaft geworden ist. Diese fehlenden Kunden in den Salons schmälern den Friseuren dort den Umsatz. Auch wird eine sowieso schwierige Situation im Bezug auf Ausbildung damit noch eklatant verschärft.

BLICK aktuell: Wie hoch sind die finanziellen Einbußen in den letzten Monaten?

Stephanie Neifer: Gravierend oder Katastrophal in den letzten beiden Monaten! Es ist ein kompletter Umsatzausfall zu verzeichnen. Welches KMU hat so viele Rücklagen bilden können, dass hier nicht mittlerweile alle Mittel aufgebraucht wurden?

BLICK aktuell: Wie steht es um die Hilfszahlungen der Politik? Kommen die an und wie hoch sind die bürokratischen Hürden?

Stephanie Neifer: Auf dieses Thema sind wir ganz schlecht zu sprechen. Die „unbürokratischen Hilfsleistungen“ der Verantwortlichen enden jeweils in einem Fiasko. Die Hürden sind enorm, und selbst unser Steuerberater ist über die Flut der Anträge überlastet. Sein Kommentar dazu: „Wir haben extra jemanden zusätzlich eingestellt. Wenn diese Person das übernimmt, wird der Stundensatz nochmal höher. Sie können auch gerne einen Wirtschaftsprüfer oder dergleichen beauftragen, dann erhöht sich der Stundensatz nochmal um ein erhebliches.“ Und die Kosten laufen und laufen und steigen seit Anfang 2021 überall. Egal ob Geld auf dem Konto ankommt oder nicht. Seit der Schließung der Salons im Dezember habe ich jetzt gerade - Mitte Februar - mal ein winziges „Taschengeld“ dieser Hilfe erhalten. Zuviel zum Sterben, und zu wenig zum Leben. Unbürokratische Hilfe sieht definitiv anders aus.

BLICK aktuell: Können Sie die Umsatzausfälle kompensieren, zum Beispiel durch ein Onlineangebot?

Stephanie Neifer: Das wäre schön. Ist aber eher untergeordnet. Leider oder Gott sei Dank, können die Kunden noch nicht die den Kopf bzw. die Haare in den PC stecken um die Haare schneiden zu lassen. Produkte aus unserer Linie werden zum Teil auch online woanders bestellt. Wir sind Einzelhändler, keine Handelskette mit Großeinkaufkonditionen, die über Onlineportale manchmal Preise machen, da wird selbst der EK neidisch. Also, klares Nein, wir können die Ausfälle nicht kompensieren.

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