Christian Baldauf im BLICK

Ein Macher, der in die Staatskanzlei will

Ein Macher, der in die Staatskanzlei will

Christian Baldauf möchte als Chef in die Mainzer Staatskanzlei.. Foto: Torsten Silz

Der CDU-Politiker im Online-Gespräch mit BLICK-aktuell Chef-Redakteur Hermann Krupp. Er kämpft für eine bessere Bildung und für Hilfen für die Wirtschaft – im März möchte er neuer Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz werden. Und zu Beginn erzählt er erst einmal eine aktuelle Geschichte, wie er seine Rolle als Politiker sieht.

In einer Fußgängerzone in Rheinland-Pfalz. Christian Baldauf macht Station auf seiner Sommertour, irgendwann zwischen erster und zweiter Corona-Welle. Eine Frau schiebt ihren schwer kranken Mann im Rollstuhl. Baldauf hält Sicherheitsabstand, grüßt freundlich, bleibt unaufdringlich. Die Frau hat Probleme, für ihren Mann eine barrierefreie Wohnung zu finden. Der CDU-Politiker verspricht Hilfe.

Christian Baldauf, 53 Jahre alt, von Beruf Anwalt, redet mit den Menschen auf Augenhöhe. Ein Vereinsmensch, ganz bodenständig, der im Chor singt, der die Fastnacht in seiner Heimat Frankenthal lebt, der sich im Tierschutz und für die Tafeln engagiert. Der Mitglied bei „Frauen für Frauen“ ist, einem Verein, der sich um die Opfer häuslicher Gewalt kümmert. In den beginnenden Kanzlerjahren Helmut Kohls begann sich Baldauf für Politik zu interessieren. Nicht nur reden. Mitmachen, lautet sein Credo. Der Rennradfahrer und Hobbytaucher packt gerne pragmatisch mit an, und sei es, den Wald oder das Rheinufer von Müll zu säubern. Den verheirateten Vater zweier Kinder treibt die Zukunft des Bundeslandes um. Er möchte ein Rheinland-Pfalz, das Kindern beste Bildungschancen bietet, das Unternehmen hervorragende Standortfaktoren sichert und den Menschen die beste Gesundheitsversorgung ermöglicht, ob in der Stadt oder auf dem Land.

Corona-Wahlkampf annehmen

„Wie führt man unter Corona-Bedingungen jetzt einen Wahlkampf?“, will Hermann Krupp wissen. Dachte die rheinland-pfälzische Politik im vergangenen Sommer noch, einen halbwegs normalen Wahlkampf führen zu können, so wurde auch sie von der zweiten Corona-Welle förmlich überrollt. Und so dominieren statt Themen wie Infrastruktur, Gesundheit und frühkindliche Bildung die Themen Impfen, Testen, Lockdown und Wiedereröffnung. Ein schwieriges Abwägen zwischen Gesundheitsschutz und Freiheitsrechten. Eine Gratwanderung, die Christan Baldauf auch aus der Opposition heraus mit vielen konstruktiven Vorschlägen begleitet hat. Der 53-Jährige ist ein Mensch, der die Nähe zu den Leuten sucht, der sich anhört, wo der Schuh drückt, Lösungen finden will. In Coronazeiten fehlt die Nähe, der persönliche Kontakt, das nette Plaudern beim Glas Bier oder Wein. Als Baldauf im Redaktionsgespräch auf die Schwierigkeit angesprochen wird, in Pandemiezeiten die Themen nach draußen zu bringen, antwortet er mit einem Beispiel aus der Fußballersprache: Wenn man auf den Platz geht und es regnet oder der Rasen ist holprig, dann muss man die Situation so nehmen, wie sie ist. Und Regen hat – da kommt der glühende Fritz-Walter-Verehrer durch – ja auch schon dem einen oder anderen Fußballteam geholfen. Baldauf führt in diesem Sinne einen ausgeprägten Digitalwahlkampf – mit Videokonferenzen zu Themen wie Polizei und Wirtschaft. Und da schaut der Bundeswirtschaftsminister dahnn auch schon mal persönlich vorbei.

Stückwerk bei Digitalisierung

Und hier wird jetzt das Stichwort Digitalisierung vom Chefredakteur angesprochen. Es holpert und rumpelt hier in Rheinland-Pfalz. Baldauf ärgert sich, dass die SPD-geführte Landesregierung nicht schon im Sommer alle Beteiligten aus dem Schulbereich zusammengeholt hat, um sich auf die zweite Welle vorzubereiten. Um Schulen und Schüler fit bei der Digitalisierung zu machen. So blieb vieles Stückwerk, Server stürzten ab, Kinder drohten im Lockdown abgehängt zu werden. Es ist dem CDU-Spitzenkandidaten ein großes Anliegen, dass Bildung nicht zur sozialen Frage wird. Das betrifft auch das Thema Deutschförderung: Christian Baldauf spricht sich für Sprachtests schon in der Kita aus; in der Grundschule soll es eine Stunde mehr Deutsch geben. Sein Ansatz: Deutsch fördern und einen modernen, digitalen Unterricht ermöglichen. Mehr Lehrer, mehr Laptops, mehr Bildungsqualität.

„Ein letztes Mal

seine Hand halten“

Es ist noch nicht lange her, da musste Baldauf einen persönlichen Schicksalsschlag hinnehmen. So starb der Vater an Corona. Baldauf geht damit sehr offen um. Und er bejaht die Frage von Hermann Krupp, ob der Tod seines Vaters, der in einem Pflegeheim lebte, seine Sicht auf den Umgang mit der Pandemie verändert hat. In der Sendung von Markus Lanz sprach Baldauf vor einem Millionenpublikum darüber: „Das war sehr schmerzlich. Im engsten familiären Umfeld zu erleben, wie schnell Corona den Tod bringen kann. Ich stand erstmal völlig neben mir. Während gleichzeitig der Wahlkampf weitergehen musste. Am schlimmsten war, dass ich wegen der Krankheit immer nur für Minuten bei ihm am Bett sein konnte. Da blieb kaum Zeit, sich wirklich zu verabschieden. Einer der wichtigsten, berührendsten Momente für mich war, ein letztes Mal seine Hand zu halten.“

„Schlaflose Nächte“ wegen Situation der Einzelhändler

„Wie geht es mit der heimischen Wirtschaft weiter?“, will Hermann Krupp wissen. Baldauf ist es ein wichtiges Anliegen, die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz nach dem Lockdown wieder nach vorne zu bringen. „Ich habe schlaflose Nächte“, sagt er, wird er nach der Situation vieler Einzelhändler, Selbstständiger oder Mittelständler gefragt. Er kämpft schon lange für einen Unternehmerlohn von 1180 Euro und kündigt für den Fall, dass die CDU die Regierung übernimmt, ein Sofortprogramm für die gebeutelte Wirtschaft an. Steuererhöhungen wird es mit ihm nicht geben, eher Steuersenkungen. Schließlich kurbelt das den Konsum an und sorgt wieder für Einnahmen des Staates. Und noch was ist dem CDU-Politiker wichtig: Die Straßenausbaubeiträge werden unter ihm in Rheinland-Pfalz abgeschafft. Da steht er zu seinem Wort.

Auf dem Weg

in die Staatskanzlei

Nun will Baldauf also in die Staatskanzlei. Das Rennen ist knapp, und am Ende könnte die CDU am 14. März tatsächlich die Nase vorne haben. „Wie sehen Sie sich im CDU-Team?“ fragt Hermann Krupp. Baldauf ist Mannschaftsführer und Teamspieler zugleich. Der Jurist pflegt einen kooperativen Stil, lässt seinen Mitarbeitern den nötigen Freiraum und zeigt aber dann, wenn es nötig ist, Führungsstärke. Statt eines Schattenkabinetts hat er „Praktikerteams“, gebildet, Leute aus der Praxis, von der Jungbäuerin über die Krankenschwester bis hin zur Grundschullehrerin. Ein Professor für Ökologie und Artenvielfalt berät ihn bei Umweltthemen. Baldauf - ein Konservativer, ja. Aber einer, der sich offen für neue Wege und gesellschaftliche Veränderungen zeigt. Als Oppositionsführer kann er Libero ebenso wie Stürmer. In der Beförderungsaffäre der Landesregierung legte er den Finger in die Wunde, die Umweltministerin musste ihren Hut nehmen. Baldauf kann Sprint, er kann auch Langstrecke. 2006 übernahm er den Fraktionsvorsitz im Landtag und wurde Chef der Landes-CDU. Er sanierte die Fraktionsfinanzen. 2011 trat er in die zweite Reihe und übergab die Ämter an Julia Klöckner. Als diese als Bundesministerin nach Berlin ging, wurde er wieder Fraktionschef. Jetzt führt er als Spitzenkandidat die CDU in die Landtagswahl.

Baldauf brennt für seine Themen; er gibt sich selbstbewusst und selten unterwürfig, aber stets demütig, was die Aufgabe, betrifft. Und die ist groß, denn die finanziellen Spielräume für die Politik werden in der Zeit nach Corona kleiner. Die Leute, dafür steht der Richtersohn, dürfen von ihm ehrliche Aussagen erwarten. Diese Ehrlichkeit verlangt er auch von den Menschen ihm gegenüber.

HK