Politik | 02.07.2018

Fliegender Wechsel im Rathaus: Beigeordneter Thomas Przybylla neuer Chef der VG Weißenthurm

„Ein Teil meines Herzens bleibt hier“

200 geladene Gäste dankten dem Bürgermeister für seine Leistungen während achtjähriger Amtszeit

Ernennungs- und Entlassungsurkunde: (v.l.) Bürgermeister Thomas Przybylla,sein Vorgänger Georg Hollmann und Beigeordneter Herbert Nickenig.

VG-Weißenthurm. Mit zweifachen Standing Ovations dankten etwa 200 geladene Gäste dem ehemaligen Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm Georg Hollman bei dessen Abschiedsfeier. Kein Wunder, denn Hollmann hatte in seiner achtjährigen Amtszeit die VG Weißenthurm nicht nur ein großes Stück nach vorn gebracht, sondern auch so attraktiv gemacht, dass die Einwohnerzahl kontinuierlich steigt. Dies betonten auch zahlreiche Redner in der festlich dekorierten Kurfürstenhalle. Dafür und für das für eine Abschiedsfeier abwechslungsreiche Programm hatten ein Organisationsteam aus der VG-Verwaltung gesorgt. Es war die 21. und damit auch die letzte VG-Ratssitzung, die Georg Hollmann eröffnete. Gegen die Tagesordnung – sie umfasste zwei Punkte, Ernennung und Vereidigung des neuen Bürgermeisters Thomas Przybylla und Verabschiedung von Georg Hollmann – hatte niemand etwas einzuwenden.

Georg Hollmann überreichte Thomas Przybylla nach dessen Ernennung und Vereidigung ein Kreuz für sein Amtszimmer, einen symbolischen Rathausschlüssel und ein Fernglas für den richtigen Durch- und Weitblick. „Das habe ich zu meiner Amtszeit von meinem Vorgänger Walter Weinbach bekommen und gebe es jetzt weiter“, sagte Hollmann und gab den Ratsvorsitz an den ehrenamtlichen Beigeordneten Herbert Nickenig ab, der durch das folgende Programm führte. Vier Instrumentalisten der Kreismusikschule Mayen-Koblenz hatten die Abschiedsfeier mit einem eindrucksvollen Beitrag gestartet. Landrat Dr. Alexander Saftig unterstrich seine besondere Beziehung zu Weißenthurm: „Schließlich bin ich hier geboren, wurde hier getauft und bin hier zur Kommunion gegangen. Ich bin also ein Thurer.“

Dr. Saftig bedauerte, dass nicht nur die Verbandsgemeinde künftig ohne Georg Hollmann auskommen müsse, sondern auch der Landkreis Mayen-Koblenz: „Er verliert einen geschätzten Bürgermeisterkollegen aus seiner kommunalen Familie, der in all den Jahren seines Wirkens nicht bloß verwaltet, sondern aktiv gestaltet hat“, und er bezeichnete Hollmann als „hervorragendes Mädchen für alles“: Ratsvorsitzender, Behördenleiter, Grundstücksmakler, Sport- und Vereinsförderer und schließlich noch Friedensrichter und Vermittler. „Vom 27. Juni 2010 bis zum 26. Juni 2018 gab es für Georg Hollmann nur eines: Vollgas für die Verbandsgemeinde, Vollgas für Mayen-Koblenz. Weißenthurm war für ihn zwar stets von sehr großer Bedeutung. Auch die Belange der Nachbarkommunen lagen ihm als Kreisgruppenvorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes immer am Herzen“, charakterisierte der Landrat und bezeichnete den ehemaligen Bürgermeister als Fachmann auf allen Ebenen.

Ein Gymnasium in Trägerschaft einer Verbandsgemeinde ist einzigartig in Rheinland-Pfalz. Zunächst noch als Außenstelle des Wilhelm-Remy-Gymnasiums geführt, ging das heute eigenständige Mittelrhein-Gymnasium im August 2012 in die Trägerschaft der VG Weißenthurm über. „Eine abgerundete Erfolgsgeschichte“, lobte der Landrat. Er nannte auch Hollmanns Leistungen in den Bereichen Tourismus, Heimatgeschichte, Bimsmuseum in Kaltenengers, Streuobstwiesenweg, Wander- und Radwegenetz sowie in der Flüchtlingskrise.

Ein echter Teamspieler und Familienmensch

Über Bürgermeister Thomas Przybylla sagte der Landrat: „Er ist echter Thurer. Meiner Meinung nach könnte es keinen besseren Nachfolger geben. Er hat die Verwaltung schon in der Ausbildung kennengelernt. Er ist ein echter Teamspieler und Familienmensch, womit ich auch die Familie der Vereine und Ehrenamtler und unsere kommunale Familie meine.“

Thomas Przybylla war acht Jahre lang hauptamtlicher Erster Beigeordneter der VG und ist Mitglied des Kreistags. Der Bürgermeister der VG Prüm Aloysius Söhngen, stellvertretender Vorsitzender des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz, überreichte Hollmann die Ehrenurkunde des GStB. Der Redner legte Hollmanns Vita dar und erinnerte daran, dass er die einst industriell geprägte VG Weißenthurm strukturell gewandelt habe: „Er ließ den Tourismus aufblühen, erst als Beigeordneter und später als Bürgermeister. So unterstützte er, dass die Stadt Mülheim-Kärlich seit 2007 eine Kirschblütenkönigin und Kettig seit 2015 eine Holunderblütenkönigin hat. Während in ganz Rheinland-Pfalz die Übernachtungszahlen stagnieren, sind sie in der VG Weißenthurm in den letzten Jahren gestiegen“, stellte er fest.

Über die Gemeindegrenzen hinaus seien mittlerweile auch die Projekte von Hollmanns familienfreundlicher Politik bekannt. An dem ganzheitlichen Schul- und Bildungskonzept, durch das die Kinder von der Kita an bis zur Hochschulreife alle Schritte gehen können, war auch Thomas Przybylla maßgeblich beteiligt.

Für die im VG-Rat vertretenen Fraktionen ging Dr. Manfred Breth (CDU) auf das Gewerbegebiet Mülheim-Kärlich ein: „Eine großartige Erfolgsgeschichte, denn 500 Firmen führen beträchtliche Summen an Steuern ab und wir zählen 25.000 Fahrzeuge täglich. Der erfolgreiche Bürgermeister hat den VG-Rat stets frühzeitig eingebunden auch das Menschliche und Mitmenschliche hat gepasst.“

Dr. Bretz nannte weitere Erfolge: Mit 40 Millionen ist der Haushalt der größte im Landkreis, die pro Kopfverschuldung liegt weit unter Landesdurchschnitt, steigende Einwohnerzahlen, modernste Wasser und Abwasserversorgung, 110 km Wanderwege und 60 km Radwege. Der CDU-Fraktionsvorsitzende bezeichnete Thomas Przybylla als Einheimischen, der bodenständig, engagiert und fleißig ist und bereits ehrenamtlicher Stadtbürgermeister von Weißenthurm war.

Gute Entwicklung der VG

Für die sieben Stadt- und Ortsbürgermeister stellte Uli Klöckner (Mülheim-Kärlich) fest, dass die VG sich kräftig entwickelt hat und auch den Kreis versorgt: „Ohne Georg Hollmann und den Bebauungsplan wäre das Gewerbegebiet Mülheim-Kärlich nicht so stabil wie heute und wir wären nicht das Gelddepot für die VG und den Kreis. Aber auch für Jugendpflege, im Kitabereich und im Sport hat er vieles geleistet.“ Holger Pohling, Vorsitzender des Personalrates im VG-Rathaus, attestierte Hollmann, dass er zum Wohl der Mitarbeiter eine moderne Verwaltung geschaffen und sie verjüngte. „Die Arbeitszeit wurde flexibilisiert und ermöglicht jungen Eltern die Rückkehr ins Arbeitsleben. Durch die Förderung der Mitarbeiter gibt es in Führungspositionen viele Eigengewächse. Gelebt wurde ein persönliches und gutes Miteinander, das keine Selbstverständlichkeit ist. Von unserem neuen Chef wünschen wir uns, dass er den Weg von Georg Hollmann fortführt.“

Nach dem Musikbeitrag des Lehrerquartetts des Schulzentrums Mülheim-Kärlich und der Bilder-Präsentation „21 Jahre Georg Hollmann“ gestand der: „Ich bin gerührt, die Präsentation geht mir doch sehr nahe und auch die vielen netten, lobenden und anerkennenden Worte, aber vor allen Dingen, dass sich hier so viele Menschen heute von mir verabschieden wollen.“

Hollmann zeigte sich dankbar für die vergangenen 21 Jahre als Erster Beigeordneter und Bürgermeister: „... und weil es ganz viele Menschen gegeben hat, die mich auf diesem Weg unterstützt und mir immer wieder Mut und Kraft gegeben haben.“ Daher dankte er allen Menschen, die ihn in den vergangenen 21 Jahren unterstützt und begleitet haben: „Ein Teil meines Herzens bleibt hier.“

Dies quittierten die Gäste, darunter die Oberbürgermeister aus Koblenz und Neuwied, viele Kommunalpolitiker sowie Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltungen, Institutionen und Vereinen, mit einem zweiten Standing Ovation. Jens Nikolai, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrbandes Mayen-Koblenz, überreichte Georg Hollmann die Feuerwehrehrenmedaille, da er die Löschzüge der VG Weißenthurm über das vorgeschriebene Maß ausgestattet hat.

Apropos Feuerwehr: 120 Wehrleute aus der VG und 80 Musiker aus Kettig und Wirges veranstalteten zu Ehren von Georg Hollmann und zum Willkommen von Bürgermeister Thomas Przybylla vor der Kurfürstenhalle den großen Zapfenstreich.

Thomas Przybylla, der am 1. Juli sein Amt antrat, versprach dem Landrat eine weiterhin gute und gewinnbringende Zusammenarbeit zum Wohle der kommunalen Familie. Dem VG-Rat, der bisher nahezu alle Beschlüsse einstimmig fasste, versicherte er: „Die gedeihliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Verbandsgemeinderat und seinen Ausschüssen werde ich über die Partei- und Fraktionsgrenzen hinaus fortsetzen. Auch die angenehme Zusammenarbeit mit den Bürgermeister-Kollegen ist für mich unverzichtbar, denn eine Verbandsgemeinde ist nur so stark, wie ihre Städte und Ortsgemeinden.“

An den sieben Säulen vor dem VG-Rathaus, die für die zwei Städte und fünf Ortsgemeinden stehen, machte der neue Bürgermeister symbolisch sein politisches Programm fest: Erhalt und Schaffung von Arbeitsplätzen durch eine aktive, kommunale Wirtschaftsförderung; Kinderbetreuung, schulische Bildung und Eltern unterstützen, damit sie Beruf und Familie vereinbaren können; ein ausreichendes Wohnraumangebot durch zusätzliche Baugebiete sowie geeignete und bezahlbare Wohnungen für junge Familien, Alleinerziehende und ältere Menschen; eine gute und preiswerte Wasserver- und Abwasserentsorgung durch Investitionen in den Erhalt der Anlagen und für innovative Wege; eine gut funktionierende Feuerwehr, die stets auf dem aktuellen, technischen Stand ist; die Lebensqualität fördern durch Erhalt und Pflege der Natur sowie der Kulturlandschaft; ein intaktes und lebendiges Ehrenamt durch Förderung engagierter Bürger und Unterstützung der Vereine. Die Querstrebe der steinernen Skulptur verband Przybylla mit der demographischen Entwicklung: „Auch wenn die Einwohnerzahlen in der VG Weißenthurm stetig leicht steigen, nimmt der Bedarf an altersgerechtem Lebensraum zu. Daher müssen wir die Städte und Ortsgemeinde bei der Entwicklung innovativer, altersgerechter Wohnstrukturen unterstützen.“ Nachdem Georg Hollmann zahlreiche Abschieds- und Thomas Przybylla Willkommensgeschenke erhalten hatten, begann ein geselliges Beisammensein, das die  Swinghouse Jazzband musikalisch untermalte. HEP

„Ein Teil meines Herzens bleibt hier“

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