Politik | 08.10.2022

Stephan Wefelscheid, Obmann der FREIEN WÄHLER im Flut-Untersuchungsausschuss, fordert Konsequenzen wegen zu spät erfolgter Warnungen des Umweltministeriums während der Flutnacht

Flut-Untersuchungsausschuss: Rücktrittsforderung an Umwelt-Staatssekretär Erwin Manz

Laut einem Sachverständigen wäre die hohe Strömungsgeschwindigkeit des Wassers in den Hubschrauber-Lichtbildern während der Flutnacht erkennbar gewesen. Quelle: Polizei RLP

Mainz/Ahrtal. In seiner 29. Sitzung im Plenarsaal des rheinland-pfälzischen Landtags in Mainz setzte der Untersuchungsausschuss „Flutkatastrophe“ seine Beweisaufnahme zu den tragischen Vorfällen des 14./15. Juli 2021 fort. Zwei Sachverständige und sieben Zeugen wurden angehört und vernommen. Dabei ging es insbesondere um das mit Spannung erwartete hydrologische Gutachten des Sachverständigen Dr. Thomas Roggenkamp sowie die Vernehmung der Vertreter des Landesamtes für Umwelt (LfU) und Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) - insbesondere des Umwelt-Staatssekretärs Dr. Erwin Manz. Stephan Wefelscheid, Obmann im Untersuchungsausschuss, nimmt zu dieser Sitzung Stellung:

„Wenn man sich beim Untersuchungsausschuss Flutkatastrophe auf eines verlassen kann, dann, dass die Vernehmung von Sachverständigen manch Überraschung bereithalten kann, so auch heute. Denn auf meinen Vorhalt der Lichtbilder, die dem Innenministerium in der Flutnacht aus dem Polizeihubschrauber übersandt wurden, erklärte der Sachverständige Prof. Dr. Holger Schüttrumpf, dass aus diesen Fotos zumindest für Fachkundige wie ihn klar eine hohe Strömungsgeschwindigkeit des Wassers erkennbar sei. Dies verwundert insofern, da es bisher seitens des Innenministeriums immer hieß, aus den Fotos ginge kein klares Lagebild hervor. Insbesondere könne man aufgrund fehlender Anhaltspunkte keine Strömung erkennen. Hier stellt sich nun die Frage, wieso es dem Sachverständigen Schüttrumpf ad hoc möglich ist, die gezeigten Fotos entsprechend zu bewerten, nicht hingegen dem Lagezentrum des Innenministeriums und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD. Wieso wurden, wenn die Lagebewertung doch so schwierig sei, in der Flutnacht keine Experten aus dem MKUEM und LfU beigezogen?

Detailreich und erkenntnisfördernd war für mich auch der starke Auftritt von Dr. Thomas Roggenkamp, dem Verfasser des hydrologischen Gutachtens, das er für die Staatsanwaltschaft Koblenz angefertigt hatte. Roggenkamp führte aus, dass das Hochwasser von 2021 keineswegs ein noch nie da gewesenes Ereignis gewesen sei - wie die Historie zeige. Er verwies auf die Hochwasser von 1804 und 1910, die vergleichbare Niederschlagsmengen aufwiesen. Auf meine Nachfrage zu den Erkenntnissen aus den bisherigen historischen Hochwasserereignissen und der Erwartbarkeit solcher erklärte der Sachverständige, die maßgeblichen Erkenntnisse lägen schon seit mehr als zehn Jahren vor und seien auch publiziert worden. Fachleute würden diese kennen. Ein Landesumweltamt kenne diese Zahlen, so der Sachverständige. Umso bemerkenswerter waren dann in der Folge die Aussagen der Vertreter des Landesamtes für Umwelt, wonach diese historischen Extremhochwasser von 1804 und 1910 bei der Arbeit des LfU nicht berücksichtig wurden.

Für mich unverständlich blieb auch, trotz mehrfacher Nachfragen, warum die Prüfung der Abflussvorhersageberechnungen nebst vorliegender Pegelprognosen von 16.32 Uhr 45 Minuten dauerten, bevor das LfU um 17.17 Uhr die höchste Warnstufe veröffentlichte. Auf meine Nachfrage wurde mitgeteilt, dass diese 45-minütige Ergebnissichtung, -prüfung und –veröffentlichung nach dem ,Sechs-Augen-Prinzip‘ laufen würde. Dass man vom Computer ausgegebene Ergebnisse prüft, mag richtig sein, dass diese Prüfung allerdings 45 Minuten dauert, ist mir in Anbetracht dessen, dass in zeitlicher Hinsicht Gefahr in Verzug ist, zu lang. Besonders dann, wenn man weiß, dass um 16.43 Uhr – das sind 34 Minuten vor der Veröffentlichung der höchsten Warnstufe um 17.17 Uhr - das MKUEM noch eine Pressemeldung herausgegeben hat, in der es hieß, dass kein Extremhochwasser drohe!

Wie wir wissen basierte diese Pressemitteilung auf dem Lagebild von 11.17 Uhr, war also im Grunde überholt, als sie herausgegeben wurde. Wäre die Prüfung schneller erfolgt, wie es nach meiner Einschätzung in Anbetracht der Lage geboten gewesen wäre, hätte die Information von 17.17 Uhr, wonach ein extremes Hochwasser zu erwarten ist, noch Eingang in die Meldung des Ministeriums finden können, ja müssen! In der Flutnacht kam es, Warnungen betreffend, auf jede Minute an, denn Warnung kann helfen Menschenleben zu retten.

Insofern war es für mich auch bezeichnend, dass der Zeuge Staatssekretär Dr. Erwin Manz auf meine Frage, ob er Kenntnis vom Pegelstand Altenahr von 20.22 Uhr hatte, dies mit Nichtwissen beantwortete. Hintergrund meiner Frage war, dass der Sachverständige Dr. Thomas Roggenkamp im hydrologischen Gutachten darauf hinwies, dass aufgrund dieses Pegelstandes spätestens ab diesem Zeitpunkt von einem Hochwasser mit katastrophalen Folgen ausgegangen werden müsse. Meine Frage an Manz, ab wann er aufgrund vorliegender Fakten davon ausging, dass das Hochwasser das sogenannte Jahrhunderthochwasser vom Juni 2016 übertreffen würde, vermochte dieser nicht explizit zu beantworten.

Er berichtete von seinen, wie er es nannte, drei Eskalationsstufen. Die dritte Eskalationsstufe, die für ihn das Bild der Katastrophe zeichnete, verortete er allerdings erst gegen 22 Uhr. Für mich zeigt sich hier deutlich, dass der Staatssekretär in der Flutnacht keinen detaillierten Überblick über die Lage hatte, obwohl ihm das möglich gewesen wäre.

Fazit: Damit wurde für mich erneut klar: Erwin Manz ist die falsche Person auf diesem wichtigen Posten! Erwin Manz muss zurücktreten oder von der Ministerpräsidentin entlassen werden!“

Pressemitteilung der FREIE-WÄHLER-Landtagsfraktion

Laut einem Sachverständigen wäre die hohe Strömungsgeschwindigkeit des Wassers in den Hubschrauber-Lichtbildern während der Flutnacht erkennbar gewesen. Quelle: Polizei RLP

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare

Lesung von Marco Martin fand begeisterte Zuhörer

  • Ute Schäfer : Ein wahnsinnig emotionales Buch. Gänsehaut pur... manchmal Tränen, aber auch mal ein befreiend Lachen. Muss man gelesen haben.
  • Michael Krah: Dies betrifft doch eher die gesamte Innenstadt. Das man spätestens besser nicht die Altstadt besucht ist doch bekannt,wenn man dies zum Thema macht ist man rassistisch und diskriminierend. Bewusst werden...
  • Michael Krah: Was passiert dann mit den Anwohnern? Wo sollen die ihre Autos abstellen? Oder wird zwischen Alte Burg und Deutscher Kaiser nur noch an Radfahrer vermietet? Was kommt als nächstes? Wegfall der Anlegestellen...
250925 Blick Aktuell MAN 290x210 quer Vallendar KW42 + 43
Imageanzeige Schilddrüse und Gelenke
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0453#
Herbstbunt in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, Oktober 2025
Festival der Magier
150 Jahre Schuhhaus Rollmann in Bad Neuenahr-Ahrweiler
150 Jahre Schuhhaus Rollmann in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Empfohlene Artikel

Kreis Ahrweiler. Mit einem eindringlichen Appell und einem entsprechenden Antrag verlangen die Fraktionen von CDU, SPD und FDP im Kreistag Ahrweiler, dass endgültig ein vollwertiges Katastrophenschutzkonzept sowie verbindliche Alarm- und Einsatzpläne (AEP) für den Kreis Ahrweiler vorgelegt werden. Mehr als viereinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe fehlt dem Kreis immer noch eine klare Grundlage für...

Weiterlesen

Kreis Ahrweiler/Brüssel. Mit einer bewegenden Eröffnung wurde am Dienstag im Europäischen Parlament in Brüssel die Ausstellung „Flut – Juli 2021. Eine Katastrophe im Herzen von Europa“ eröffnet. Vier Jahre nach der Katastrophe, die Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Ostbelgien erschütterte, präsentierte die Schau künstlerische Positionen, persönliche Zeugnisse und Erinnerungsarbeiten. Die Präsidentin...

Weiterlesen

Kreuzberg. Die L 76 in der Ortslage Kreuzberg muss vom 22. Oktober bis einschließlich 4. November 2025 für den Verkehr voll gesperrt werden. Grund hierfür sind notwendige Brückenbauarbeiten im Zuge des Aufbaus nach der Flutkatastrophe. Die Umleitung erfolgt von Altenburg kommend über die B 257 durch Brück über Lind, Plittersdorf und Binzenbach, aus der entgegengesetzten Richtung kommend entsprechend umgekehrt.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Dramatische Rettung in Königswinter

23.10.: Wanderer am Drachenfels aus Steilhang gerettet

Königswinter. Ein Mann, der sich am Donnerstagabend, 23. Oktober im Steilhang am Drachenfels verirrt hatte, wurde von der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter gerettet. Obwohl leicht verletzt, konnte der Wanderer mithilfe von Seilen sicher zum Besucherplateau geführt werden.

Weiterlesen

Gemeinwohl statt Gewinnmaximierung: Wirtschaft neu denken

Impulse für eine werteorientierte Wirtschaftspolitik

Andernach. Auf Einladung der Klima-Werkstatt stellte Herr Dr. Hanno Heil in einem Vortrag Gemeinwohlökonomie als Wirtschaftsmodell mit Zukunft vor. Seine zentrale These: Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen sollen nicht primär Gewinnmaximierung, sondern das Gemeinwohl in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen. Die aktuellen Krisen in den Bereichen Wirtschaft und Politik führen bei vielen Bürgern...

Weiterlesen

Frauenchor Plaidt 1979 e.V.

Außerordentliche Mitgliederversammlung

Plaidt. Der Frauenchor Plaidt 1979 e.V lädt gemäß § 17 der Vereinssatzung, alle aktiven und inaktiven Mitglieder zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein, am Dienstag, den 18. November 2025, um 19 Uhr im Warsteinerstützpunkt, Miesenheimer Str., in Plaidt.

Weiterlesen

Alles rund ums Haus
Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Rund um´s Haus
Imageanzeige
Daueranzeige
Maschinenbediener
Anzeigensponsoring Herbstbunt o. B.
Stellenanzeige Hartkorn Gewürzmühle GmbH
Illustration-Anzeige
Stellenanzeige
Herbstbunt - Anzeige 150 Jahre Schuhhaus Rollmann
Anzeige Jubiläum 5 Jahre Bad Neuenahr-Ahrweiler
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0461#
Image
Imagewerbung