Landkreis und Stadt Koblenz pumpen zehn Millionen Euro ins Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein
Geldspritze soll finanzkranke Krankenhäuser heilen
Heilig-Geist-Hospital in Boppard wird geschlossen, wenn Rhein-Hunsrück-Kreis nicht bald reagiert

Koblenz/Region. Zwei Geldspritzen von insgesamt zehn Millionen Euro sollen finanzkranke Krankenhäuser heilen. Das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM) erhält von der Stadt Koblenz und dem Landkreis Mayen-Koblenz jeweils fünf Millionen Euro und zusätzlich noch eine Bürgschaft über 50 Millionen Euro. Dies erklärten bei einer Pressekonferenz der Vorsitzende der GKM-Gesellschafterversammlung David Langner, Oberbürgermeister von Koblenz und Vize Dr. Alexander Saftig, Landrat des Kreises Mayen-Koblenz.
Seit Jahren produziert das GKM, es hat über 4000 Mitarbeiter, Millionendefizite. „Es wurden schon über 30 Millionen Euro bewegt, um das GKM zu sichern“, sagte David Langner und Dr. Alexander Saftig fügte hinzu: „Was bisher geschehen ist, auch die Geschäftsführung durch die Sana Kliniken AG, hat nicht funktioniert. Jetzt werden die Weichen neu gestellt und wir sind zuversichtlich, dass es mit den engagierten Mitarbeitenden gelingt schwarze Zahlen zu schreiben.“
Dafür notwendig sind Sanierung und Umstrukturierung, die von der Gesellschafterversammlung beschlossen wurden. Die vier Stiftungen ziehen sich aus der GKM gGmbH weitgehend zurück und verkaufen ihre Anteile an Stadt und Kreis, denen dann zusammen knapp 95 Prozent des Unternehmens gehört.
Daher bestimmen diese beiden Kommunen, natürlich mit Rückendeckung ihrer Gremien, wo es beim GKM langgeht. Und so wird das Bopparder Krankenhaus Heilig Geist, insgesamt gehören fünf Kliniken zum GKM, geschlossen, falls der Rhein-Hunsrück-Kreis das Defizit von 1,35 Millionen Euro nicht übernimmt.
„Bis 12. August muss alles unter Dach und Fach sein“, sagte David Langner, „bis dann müssen vom Rhein-Hunsrück-Kreis konkrete Beschlüsse gefasst werden. Kleine Standorte sind nicht mehr zukunftsfähig, darauf müssen wir reagieren. Wir wollen die kommunale Trägerschaft des GKM fortführen und dafür brauchen wir alle Kommunen.“
GKM-Geschäftsführer Christian Straub betonte: „Eine eventuelle Schließung in Boppard geht nur langsam, etwa neun Monate, denn mit Patienten und Mitarbeitern müsste gesprochen werden. Wir wollen aber den Betrieb so lange aufrechterhalten, wie es geht.“
Noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist der Erhalt des Paulinenstifts in Nastätten. Jedoch hat der Rhein-Lahn-Kreis signalisiert, den Verlust von knapp drei Millionen Euro zu übernehmen.
Aufgelöst werden soll auch das Ev. Stift St. Martin in Koblenz. Aber erst in einigen Jahren und aus strukturellen Gründen. Seit Jahren schon ist die sogenannte „Ein-Standort-Lösung“ im Gespräch, also alles im Kemperhof. Doch dafür muss an der GKM-Zentrale enorm viel an- und umgebaut werden, für schätzungsweise mehr als 100 Millionen Euro.
Viel gebaut werden muss auch im Mayener St. Elisabeth-Krankenhaus: „Hier sollen nicht alle Fachabteilungen in gleicher Art und Weise bestehen bleiben, sicher sind aber die Geburtshilfe sowie die Kinder- und Jugendmedizin. Die Orthopädie soll sogar erweitert werden“, informierte der neue, zweite Geschäftsführer Florian Distler.
Und dann geht es noch um Umstrukturierungen: „Die werden für die stationären und ambulanten Angebote der Seniocura und die Praxen des MVZ Mittelrhein erarbeitet. Bei den drei Senioreneinrichtungen und dem ambulanten Pflegedienst gibt es noch keine Entscheidung, ob sie weiterhin unter dem Dach des GKM bleiben oder woanders integriert werden. Bis Ende 2024 wird hierzu ein Konzept von der Geschäftsführung entwickelt.“, schreibt Kerstin Macher von der Unternehmenskommunikation in ihrer Pressemitteilung.
Sparen will die Geschäftsführung auch bei den Personalkosten. Natürlich werden keine Mitarbeiter entlassen oder bekommen weniger Gehalt, aber die sogenannten „Leiharbeiter“ soll es nicht mehr geben. „Bei einer Station mit Fremdmitarbeitern sind die Kosten doppelt so hoch. Deshalb haben wir in Boppard eine Station gesperrt“, führte Christian Straub aus.
Die GKM-Verantwortlichen wissen, dass durch diese und weitere Entscheidungen Personal und Patienten beeinträchtigt werden können, aber nur so könnten bis 2028 knapp neun Millionen Euro eingespart werden, hieß es. HEP

In das Krankenhaus Kemperhof soll durch Um und Anbau das Ev Stiftklinikum untergebracht werden.