Hochwasser war Thema in der Sitzung des Verwaltungsrates

Hilfe kam von allen Seiten

Wachtberg. „Es ist schlicht und einfach grandios, was das THW in den vergangenen Tagen hier vollbracht hat, und das alles mit ehrenamtlichen Mitarbeitern“, dankte Wachtbergs Erster Beigeordneter Jörg Ostermann den Männern und Frauen vom Technischen Hilfswerk, die nur zehn Tage nach der Überschwemmungskatastrophe am 4. Juni bereits fünf Behelfsbrücken im Drachenfelser Ländchen errichtet haben. „Das hätte ich zuvor niemals für möglich gehalten“, erklärte er in der jüngsten Sitzung des Abwasserwerk-Verwaltungsrates. Ostermann dankte aber auch den zahlreichen Bürgern für ihr unglaubliches Engagement und ihre enorme Hilfsbereitschaft. Sein besonderes Lob galt zudem den Wachtberger Unternehmen, die ohne großes Aufhebens und unproblematisch ihre Fahrzeuge und Gerätschaften für Aufräumarbeiten und Schadensbeseitigung zu Verfügung gestellt hatten.

Hartmut Beckschäfer (CDU) war in der jüngsten Sitzung des Abwasserwerk-Verwaltungsrates ebenfalls voll des Lobes: „Die Leute vom THW sind die Helden der Stunde“, bestätigte er, fügte aber auch hinzu: „Aber auch die Mitarbeiter der Gemeinde.“ Denn auch die würden bis an die Grenze ihrer Kapazität dafür sorgen, dass die entstandenen Schäden so schnell wie möglich wieder beseitigt würden.

Unbeschreibliche Naturgewalt

Jörg Ostermann gab noch einmal einen Bericht über das Unwetter, von dem noch immer nicht klar sei, wie viel Regen in welcher Zeit an welcher Stelle gefallen sein. Die Gemeinde habe deshalb den Deutschen Wetterdienst damit beauftragt, ein Gutachten zu erstellen, das diese Frage klären soll. „Es sollen jedenfalls mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gewesen sein, aber mit einem unwahrscheinlichen Gefälle zwischen den einzelnen Messstationen“, wusste Ostermann aus der Auswertung der zur Verfügung stehenden Daten. Darüber hinaus sei es nach wie vor ein fast unlösbares Problem, vorherzusagen, an welcher Stelle sich eine Gewitterzelle entleere. Was man auch daran sehe, dass erst einige Minuten, nachdem die Feuerwehr bereits zu den ersten Überflutungseinsätzen ausgerückt war, die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes bei der Leitstelle eingegangen sei. „Das meine ich nicht als Kritik, sondern nur als Feststellung“, machte Ostermann klar, dass er den Meteorologen hierfür keine Schuld zuschieben wolle. Jedenfalls seien in den betroffenen Gebieten sämtliche Abwasserkanäle und Gräben überflutet gewesen, „da steckte eine unbeschreibliche Gewalt dahinter.“ Angesichts dessen habe der Starkregen insbesondere in Niederbachem nur verhältnismäßig wenig Schaden angerichtet, was auch den bereits getroffenen Maßnahmen der vergangenen Jahre zu verdanken sei. „Dennoch sind wir hier noch nicht zufrieden und auch nicht am Ende der möglichen Maßnahmen“, machte Ostermann klar, dass auch am Mehlemer Bach in Sachen Hochwasserschutz noch Luft nach oben sei. Anders sehe es beispielsweise rund um Adendorf und Fritzdorf aus, dort seien starke Schäden entstanden. So sei der Burggraben der Burg Adendorf zum ersten Mal in 700 Jahren überflutet gewesen, und die Burg Gudenau wurde ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Mauer sei um den Barockgarten auf einer Länge von 215 Meter niedergeworfen worden, die Burgmauer sei auf einer Länge von etwa 80 Meter zerstört und das Wasser in den Innenhof gelaufen. Auch die Brücke zur Ölmühle sei weggeschwemmt worden; dort habe es den höchsten Wasserstand aller Zeiten gegeben.

Der Durchlass unter der Landstraße 123 oberhalb von Arzdorf ist derart unterspült worden, dass er nicht mehr nutzbar ist. Das THW hat hier jedoch am Sonntag eine Behelfsbrücke verlegt, damit diese wichtige Verkehrsader zumindest einspurig wieder befahrbar ist. Auch Pech habe es diesmal stark getroffen, dort seien sogar zwei wichtige Brücken zerstört worden, die aber dank des THW zumindest als Provisorium wiederaufgebaut worden seien. Auch die Pecher Landstraße sei über Stunden gesperrt gewesen, weil sie überflutet war.

Flächenversiegelung war

kein Grund für Überflutung

Der Erste Beigeordnete widersprach Spekulationen, wonach die zunehmende Versiegelung der Flächen ein Grund für die Überflutung gewesen sei. Im Gegenteil sei der Regen gerade in den Regionen gefallen, die am wenigsten versiegelt seien, nämlich in Arzdorf, Werthhoven und Fritzdorf. „Aus versiegelten Flächen kam so gut wie nichts hinzu“, stellte Ostermann klar. Die Felder und Wiesen seien einfach von den zuvor gefallenen Regenmassen schon so gesättigt gewesen, da sie die ihre natürliche Absorptionsfähigkeit verloren hätten. Es habe sich nach seiner Ansicht auch gezeigt, dass Retentionsräume kein Mittel seien, um Hochwasserschäden nach Starkregenereignissen zu verhindern. Ebenso habe sich in der Nachbargemeinde Grafschaft gezeigt, dass auch Regenrückhaltebecken solche Schäden nicht verhindern könnten, sie vielleicht im Gegenteil sogar noch verstärkt hätten.