Gremien beraten über die möglichen Auswirkungen eines Windparks auf dem Harterscheid
Massiver Gegenwind von den Ortsbeiräten
Sinzig. Um die Energiewende voranzutreiben, wird bundesweit vermehrt auf regenerative Energien gesetzt. So auch in Sinzig. In der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Stadtentwicklung vom 19. Januar präsentierten drei Anbieter ihre Pläne für eine künftige windenergetische Nutzung des Sinziger Umlands. Die Idee: Vier bis sechs Windräder sollen auf dem Harterscheid nahe Löhndorf und Franken sauberen Strom produzieren. Neben dem umweltschonenden Gedanken sollen die Planungen einen positiven, finanziellen Nebeneffekt haben. Knapp 1.000.000 Euro könnten die Kraftwerke in die städtische Kasse spülen. So vermuten es zumindest die Mitglieder des Sinziger Stadtverbands der Grünen. Denn das Potential für Windkraft in Sinzig sei enorm. Es stelle sich nun die Frage, ob dieses Potential umweltverträglich nutzbar sei. In einer Pressemitteilung der Grünen lautet eine weiterführende Frage außerdem: „Wollen wir als Sinziger Bürger Verantwortung übernehmen und einen größtmöglichen Beitrag zum Klimaschutz leisten?“ Eine Frage, die am Freitagabend in einer gemeinsamen Sitzung der Ortsbeiräte Frankens und Löhndorf beantwortet wurde. Und die Antwort lautet: Nein. Zumindest nicht zu jedem Preis.
Keine Pauschalabsage
„Wir sind nicht gegen Windkraft,“ sagen die beiden Ortsvorsteher Hans Jürgen Koffer (FWG) und Volker Holy (CDU). „Aber wir sind gegen Windkraft im Wald.“ Denn laut Aussage der beiden Ortschefs droht bei der Errichtung eines Windrades ein Kahlschlag von jeweils fünf Hektar Wald. Nach den aktuellen Plänen würden dies aufsummiert und im schlimmsten Fall eine Abholzung von insgesamt 30 Hektar Wald bedeuten.
„Wir können nicht über Umweltschutz reden, wenn für die Windkraft der eigentlich heilige Sinziger Stadtwald teilweise abgeholzt würde“, sagt Holy. Man spräche hier schließlich über ein Waldstück, in dem Buchen und Eichen wachsen, die bis zu 120 Jahre alt sind. Mit einer Wiederaufforstungsmaßnahme „irgendwo in Deutschland“ sind die negativen Effekte vor Ort nicht aufzufangen, fügt der Löhndorfer hinzu.
Werde den Plänen erst einmal stattgegeben, befürchtet Hans-Jürgen Koffer einen Dammbruch. „Es liegen bereits Anfragen für zusätzliche Windräder im Frankener Wald vor“, sagt Koffer. So würden aus den ursprünglich „bis zu sechs geplanten Anlagen schnell neun“, sagt er.
Geräuschbelastung nicht abschätzbar
Auch der mögliche Lärmfaktor stört die Ortsvorsteher. Denn die Einhaltung des gesetzlichen Mindestabstandes zur Wohnbebauung sei zwar in der Theorie gewährleistet. Realistisch sei der wahre Geräuschpegel, der auf die Bürger zukommt, noch gar nicht abzuschätzen. Laut Hans Jürgen Koffer machen es sich die Planungsbüros zu einfach. „Der Mindestabstand ist zwar eine gute Sache“, findet er. „Doch es kommt auch darauf an, wie die Häuser im Ort gebaut sind“, fügt der FWG-Mann hinzu. So seien massive Steinhäuser in der Lage eine Menge Schall zu schlucken – bei Holz- und Fertighäusern sei dies jedoch nicht der Fall. Und gerade das ist der vorherrschende Gebäudetyp im Neubaugebiet in Franken.
Volker Holy macht sich ebenfalls um den ruhigen Schlaf der Löhndorfer Gedanken. Dort würde sich der vermutete Lärm der Windkraftwerke sich zum ohnehin permanent vorhandenen „Krachmacher Autobahn“ hinzusummieren. Nur mit dem Unterschied, dass die Löhndorfer denn Lärm der A61 seit Jahrzehnten gewöhnt seien. „Kommen die Windräder nun hinzu, weiß niemand, wie laut es wirklich wird“, vermutet der CDU-Ortsvorsteher.
Des Weiteren weisen Koffer und Holy darauf hin, dass allein die Errichtung der Windräder für die Umwelt alles andere als unschädlich sei. „Beim Bau eines Windrades, das 250 Meter hoch ist, wird ein Fundament von 2.800 Tonnen Beton gegossen“, sagt Koffer. „Wo da der Umweltgedanke sein soll, erschließt sich mir nicht“, sagt er. Holy fügt hinzu: „Um ein solches Kraftwerk zu betreiben benötigt es zudem einige neue Anfahrtswege. Außerdem gelte es zu prüfen, wie die Lebensräume verschiedener Tierarten wie Greifvögel von Windkraftwerken beeinflusst werden können“, sagt er.
Die Einstellung der Ortsvorsteher zu den möglichen Windrädern auf dem Harterscheid war somit ganz klar – und ebenso befanden es die Mitglieder der Beiräte. Die beiden Beratungsgremien gaben der Stadt die Empfehlung, die Pläne zur Windkraft auf dem Harterscheid nicht weiter zu verfolgen. Dies geschah einstimmig. Und das zu einem sehr gewählten Zeitpunkt. Denn am Montag traf sich der Hauptausschuss um festzustellen, welcher der drei Planungsbüros den Zuschlag erhält. „Wir wollten hier als unmittelbar Betroffene ein ganz klares Zeichen setzen, dass keine dieser Pläne von uns die Zustimmung erhält“, so Koffer und Holy.
ROB
Ortsbeiräte, Nadelstiche der Politik, mehr nicht.
Massiv ist immer noch das, was man als solches bezeichnet was man dagegen ins Feld führen kann.
Argumente reichen da schon lange nicht mehr aus.
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, haben massiver Gegenwind, vermeintliche Argumente politischem Willen/Wollen nichts entgegenzusetzen. Bürgerliche Beteiligung/Anhörung sind Attribute, die zwar politisch propagiert werden, jedoch nichts weiter als ein Fliegenfurz sind. Entscheiden tun die, die man gewählt hat.
Wer sich Verantwortung leichtsinnigerweise abnehmen läßt (wie ein Großteil von uns), der darf sich nicht beschweren, wenn nicht nach seinem Willen, seinem begrenzten Wissen, Politik macht, wie sie passt.
Denken sollte nicht immer auf der Basis erfolgen, was für einen selbst von Vorteil ist, sondern für ein Überleben von uns allen.
Das egoistische u. auf ICH-bezogene Denken unserer Gesellschaft ist das, was einem erforderlichen positiven Umdenken im Wege steht.
Die sogenannte Energiewende gründet auf der Lüge, dass der Einkauf von Strom im Ausland und die daraus resultierende Abhängigkeit davon irgendwie umweltschonender sei – und die Zerstörung der Natur (Wälder) für die Windkraftanlagen eben keine Naturzerstörung sei!