Gedenkkundgebung der Partei DIE LINKE (Kreisverband Ahrweiler) im Kurpark Bad Breisig
„Menschen wird die Würde genommen“

Bad Breisig. Wie schon in den vergangenen Jahren hatte DIE LINKE (Kreisverband Ahrweiler) zu einer Gedenkkundgebung in den Kurpark Bad Breisig eingeladen. Vor 26 Jahren wurde dort der Obdachlose Dieter Klaus Klein im Alter von nur 49 Jahren von zwei stadtbekannten Neonazis getötet. Nach einigen kurzen Gedenkreden gingen die versammelten Teilnehmer der Kundgebung gemeinsam zum Rathaus.
Dort berichtete die Kreissprecherin Marion Morassi von ihrem am Morgen stattgefundenen Telefonat mit der Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lerch über den Sachstand einer geplanten Gedenkstele im Kurpark. Nach über einem Jahr der Beratungen und Planungen von Stadtrat und Verwaltung wurde nun endlich die beschlossene Stele in Auftrag gegeben. An Stelle von einzelnen Stolpersteinen oder Gedenktafeln wird es nun bald eine gemeinsame Stele im Kurpark geben mit der Inschrift „In Erinnerung an alle Opfer von nationalsozialistischem und extremistischem Gedankengut“.
Dazu nimmt Wolfgang Huste nun in einem offenen Brief an die Stadtbürgermeisterin und den Stadtrat von Bad Breisig wie folgt Stellung: „Bad Breisig tut sich schwer mit einem grausamen Geschehen in der jüngeren Geschichte. Bis heute erinnert keine Gedenktafel an das schreckliche Verbrechen. Stattdessen wurde vom Stadtrat beschlossen, eine Stele für die Opfer des Nazi-Regimes zu errichten. Bad Breisig sollte sich ebenfalls dazu entschließen, eine offen zugängliche Erinnerungstafel an die grausige Tat im Kurpark zu installieren. Nicht die Vergangenheit ist hier das Thema, sondern die Gegenwart. Wenn Neonazis Menschen ermorden, sollte daran erinnert werden. Es ist das Wenigste, was wir tun können. Statt für alle Opfer der damaligen und heutigen Faschisten jeweils einen Stolperstein zu erstellen, wurde sich nur für eine Gedenkstele für alle entschieden. Mit einer solchen Gedenkstele wird dabei aber keinem der Opfer im Einzelnen gedacht. Das ist der eigentliche Skandal. Damit wird den Menschen, die damals und nach 1945 Opfer von Faschisten wurden, zum zweiten Mal ihre Würde genommen, indem sie zu namenlosen Menschen stilisiert, sie regelrecht „anonymisiert“ werden. Eine Gedenkkultur muss anders, konkreter, aussehen. Es darf niemals sein, dass die Vergessenheitskultur die Erinnerungskultur überlagert.“
Gerd Maurer aus Remagen merkt dazu an: „Verzeihen und vergeben kann nur das Opfer. Dies ist natürlich nicht mehr möglich. Aber all die anderen sollten es nicht vergessen. Gerade in der heutigen Zeit, wo rechtsextreme Gewalt in Deutschland enorm zugenommen hat, muss daran erinnert werden. Verschweigen und wegschauen motiviert nur die Täter. Bad Breisig muss endlich Farbe bekennen und eine Gedenktafel anbringen. Eine allgemein gehaltene Stele zur Erinnerung an die Schreckherrschaft der Nazis reicht nicht.“
Und Lucas Schön von der Linksjugend Solid aus Bad Breisig ergänzt: „Bad Breisig schweigt und weigert sich daran zu erinnern. Damit leistet die Stadt Schützenhilfe für Nazis. Gerade in der heutigen Zeit, wo die Nazi-Ideologie vom unwerten Leben wieder gesellschaftsfähig zu werden droht, heißt es, Zeichen dagegen zu setzen. In Dresden skandieren entfesselte Wutbürger bei einer Pegida-Veranstaltung: absaufen, absaufen, absaufen. Wahre Demokraten müssen Farbe bekennen und der Verrohung der Gesellschaft Einhalt gebieten. Bad Breisig muss sich endlich dieser Verantwortung stellen und eine Erinnerungstafel am Tatort anbringen.“
Pressemitteilung der
Partei DIE LINKE
(Kreisverband Ahrweiler)
Aber gerade mit der Inschrift „In Erinnerung an alle Opfer von nationalsozialistischem und extremistischem Gedankengut“ wird doch explizit nicht nur an Opfer der NS-Zeit, sondern allen Opfern religiöser, politischer oder sonstiger extremistisch bedingter Gewalt gedacht!
Hier ist der link zum offenen Brief an die Stadtbürgermeisterin von Bad Breisig und an den dortigen Stadtrat: http://wolfgang-huste-ahrweiler.de/2018/08/01/offener-brief-an-die-buergermeisterin-von-bad-breisig-und-an-den-dortigen-gemeinderat-von-wolfgang-huste/