Politik | 01.12.2025

Es tut sich einiges in Bad Neuenahr-Ahrweiler - aber es liegt auch noch viel vor der Kreisstadt und ihren Menschen

Von Brücke bis Ahr-Therme: Stadt informierte über Wiederaufbauprojekte

Die Einwohnerversammlung im Bürgerzentrum stieß auf reges Interesse. Foto: DU

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ob Neu- und Wiederaufbau, Hochwasserschutz, Tourismus oder Gewässerwiederherstellung – es tut sich einiges in Bad Neuenahr-Ahrweiler, aber es liegt auch noch viel vor der Kreisstadt und ihren Menschen, bis die vielseitigen Maßnahmen und Projekte umgesetzt, bzw. in einigen Fällen überhaupt erst auf den Weg gebracht werden. Über all das informierte die Stadtverwaltung kürzlich im Rahmen dreier Einwohnerversammlungen in Bad Neuenahr, Heimersheim und Ahrweiler. Dabei gab es nicht „nur“ allgemeine Informationen von Bürgermeister Guido Orthen und dem 1. Beigeordneten Peter Diewald, sondern gleich einen ganzen Infomarkt, bei dem unter anderem die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Ahrtal-Tourismus präsent waren.

Generationenaufgabe Hochwasserschutz

Den öffentlichen und privaten Schutz vor Starkregen und Hochwasser bezeichnete Guido Orthen als „Generationenaufgabe“. Von der Umsetzung des überörtlichen Maßnahmenplans des Kreises („BLICK aktuell“ berichtete), der unter anderem den Bau von 17 Hochwasserrückhaltebecken an der Ober- und Mittelahr vorsieht, sei man, so Orthen, „derzeit weit entfernt“. Der Stadtrat hat indes auf jeden Fall beschlossen, dass die Stadt Mitglied des Wasserzweckverband Ahr wird, der diese Becken als juristische Person planen und bauen soll. „Die Rechtslage ist die, dass für den Bau von Hochwasserrückhaltebecken grundsätzlich die Verbandgemeinden oder verbandsfreien Gemeinden und Städte zuständig sind – ein gesetzgeberischer Fehler, der bis heute nicht korrigiert wurde“, so Orthen, der unterstrich, dass jegliche Maßnahmen nur gemeinsam und im Zusammenspiel von öffentlicher und privater Vorsorge gemeistert werden können. In Sachen Gewässerwiederherstellung sind unterschiedliche Zuständigkeiten zu beachten: während für die urbanen Bereiche die Stadt zuständig ist, liegt die Verantwortung für Walporzheim sowie für den östlichen Stadtbereich ab der Berufsbildenden Schule in Händen des Landkreises. Um dem neuen, so genannten „HQ 100“, also der statistischen Abflussmenge bzw. dem Wasserstand, der im Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird, gerecht zu werden, benötigt die Ahr mehr Platz. Mit der Folge, dass die Straßen in Ahr-Nähe künftig anders aussehen, als zuvor. Die aktuell im Bau befindliche Carl-von-Ehrenwall-Allee ist ein entsprechendes Beispiel hierfür. Die Verantwortlichen der Stadt hoffen, Anfang 2026 mit dem Bau zweier Regenrückhaltebecken in Heimersheim beginnen zu können, gemeinsam mit der Uni Göttingen arbeitet man zudem im Rahmen vieler kleinerer Maßnahmen am Wasserrückhalt im Bachemer Wald/am Bachemer Bach.

Gesucht: ein Betreiber für die künftige Ahr-Therme

Auch die Themen Freizeitbad TWIN und Ahr-Therme kamen zur Sprache. Zum Zeitpunkt der Flut war die Baumaßnahme TWIN schon beschlossen und ausgeschrieben. Diese musste jedoch nach der Katstrophe wieder aufgehoben werden. Hier sieht das Bauprogramm einen Neubau mit Schwimmerbecken, Lehrschwimmbecken und Außen-Sprunganlage vor. Für die Ahr-Therme wird ab sofort ein Betreiber gesucht, der gleichzeitig die Sanierung plant und übernimmt und die Therme so konzipiert, dass er sie anschließend wirtschaftlich betreiben kann. In diesem Konzept ist der Bau eines unmittelbar mit der Therme verbundenen Hotels inkludiert. „Allerdings nicht durch einen unterirdischen Gang – damit haben wir schlechte Erfahrungen gemacht“, so Guido Orthen augenzwinkernd. Anschließend widmete sich Peter Diewald den bautechnischen Dingen. Dabei befindet sich der Wiederaufbau von 15 Ahr-Brücken im Verantwortungsbereich der Stadt, am 27. Oktober wurde mit der Heppinger Brücke die erste wiedereröffnet. Bis 2030 sollen alle Brücken wieder neu zur Verfügung stehen. Bachemer- und Landgrafenbrücke sind im Bau, alle anderen in Planung/Vorbereitung.

Mögliche Kosten für Bürgerinnen und Bürger beim Straßenbau

Beim Straßenbau wird der Wiederaufbau schwer beschädigter Straßen durch den Wiederaufbaufond getragen. Insgesamt entstehen in diesem Bereich jedoch auch Kosten, die über den Flut-bedingten Wiederaufbau hinausgehen – mit möglicherweise finanziellen Belastungen für die Stadt sowie für die Bürgerinnen und Bürger. „Wiederkehrende Ausbaubeiträge“ nennt sich das Ganze und kann beispielsweise in Form von Beitragserhöhungen der Werke, einen entsprechenden Wasserpreis oder die direkte Zahlung von Beiträgen erfolgen. Daher fasste der Stadtrat im Dezember 2024 einen Grundsatzbeschluss, der eine nachhaltige Herstellung der Verkehrsflächen vorsieht – inklusive Beleuchtung, Kanalstruktur und Versorgungsleitungen auf neuestem Stand. Um die Kosten auf möglichst vielen Schultern zu verteilen, bildete man im Stadtgebiet neun Abrechnungseinheiten, die gemeinschaftlich die Kosten tragen sollen. Der städtische Anteil liegt je nach Gegebenheit bei 25 bis 30 Prozent. Zudem gibt es Übergangs- und Verschonungsregelungen.

Ahrtalbahn, Bürgerstiftung und bezahlbarer Wohnraum

Wieder an den Start geht ab Mitte Dezember die Ahrtalbahn zwischen Walporzheim und Ahrbrück mit barrierefreien Stationen in Walporzheim, Heimersheim/Lohrsdorf, Bad Neuenahr und Ahrweiler Markt (teilweise barrierefrei). Geplant ist ein weiterer Bahnhaltepunkt in Heppingen. Danach wurde dann noch die durch einstimmigen Stadtratsbeschluss im Oktober 2025 beschlossene Gründung einer Bürgerstiftung mit einem Stockvermögen von einer Million Euro vorgestellt. Stiftungszweck ist unter anderem die Förderung des Wiederaufbaus, die Verwaltung von Flut-Spenden sowie die Unterstützung gemeinnütziger Zwecke. Darüber hinaus ist im kommenden Jahr die Gründung einer gemeinsamen Wohnungsbaugesellschaft zwischen Kreissparkasse und Stadt- bzw. Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft vorgesehen. Vorrangiges Ziel: dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum im Stadtgebiet entgegenzuwirken.

Für die Ahr-Therme wird ein neuer Pächter gesucht.  Foto: ROB

Für die Ahr-Therme wird ein neuer Pächter gesucht. Foto: ROB

Die Einwohnerversammlung im Bürgerzentrum stieß auf reges Interesse. Foto: DU

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Karin Scharnbach : Kies liegt auch Tubagallee bis NettoEinfahrt
  • C. Schöfferle : Heppingen finde ich gut, da die Menschen mit der Verlegung des Haltepunktes Heimersheim einen riesigen Nachteil haben. Anders sehe ich das bei Marienthal und Bad Neuenahr Mitte, da sehe ich keine Vorteile.
  • H. Schüller: "In Marienthal gab es bis vor einigen Jahrzehnten einen eigenen Bahnhaltpunkt." Dass ein ehemaliger Haltepunkt nicht mehr oder nur unter enormen Kosten wieder eingerichtet werden kann, zeigt sich exemplarisch...
  • Mitbürger: Es wird Zeit !!! Nicht weil es viele wollen sondern weil der ehemalige Landrat, Schuld hat ! Und diese nicht ausgeräumt wird indem man Gutachten missachtet oder oder die Wahr außer Acht lässt. Die Wahrheit:...
  • KG: Gerechtigkeit muss sein. Aber Gerechtikkeit bedeutet aber nicht unbedingt, was viele Bürger wollen, nämlich die härtestmögliche Bestrafung des ehemaligen Landrats. Wenn der Klageerzwingungsantrag überhaupt...
  • Gerhard J. Mätze: Es ist schon unglaublich wie gerade auch in diesem Verfahren die Justizbehörden agierten. Ich bin im Wissen einer weiteren für mich schon unglaublichen Angelegenheit, in welcher sich die gleichen Stellen ebenso für mich haarsträubend bewegen.
Dauerauftrag
Anzeige Holz Loth
Imageanzeige
Imageanzeige
Lucia Markt in Rech
Media-Auftrag 2025/26
Adventsmarkt in Sinzig
Anzeige First Friday
Nikolas Vorfete
Empfohlene Artikel

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Ausschuss für Bildung des rheinland-pfälzischen Landtags tagte kürzlich an einem besonderen Ort: direkt an der Berufsbildenden Schule (BBS) Bad Neuenahr-Ahrweiler, und somit an einer Schule, die massiv von der Flut betroffen war.

Weiterlesen

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Parkplatz-Not ist ein Dauerthema in den Innenstädten der Kreisstadt. Nach der Eröffnung des neuen Parkhauses auf dem „Moses-Parkplatz“ in Bad Neuenahr, hofft man nun auch in Ahrweiler durch die Wiederinbetriebnahme der Marktgarage eine Entspannung in Sachen mangelnder Parkplätze zu erreichen. Bei der Flut 2021 vollständig überflutet und massiv beschädigt, mussten nach Beräumung...

Weiterlesen

Weitere Artikel

Rolandseck. Die Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde und Förderer (GFF) des Arp Museums zog im Bahnhof Rolandseck eine positive Bilanz und stellte wichtige Weichen für die zukünftige Vereinsarbeit. Die Gesellschaft unterstützte 2025 den Katalog zur Ausstellung „Seelenlandschaften“ und erwarb ein bedeutendes Mappenwerk mit Werken von Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp und weiteren Surrealisten.

Weiterlesen

Fanclub Königsblau Remagen organisierte den diesjährigen Bezirks-Spielerempfang des FC Schalke 04

Fanclub Königsblau Remagen organisierte den diesjährigen Bezirks-Spielerempfang des FC Schalke 04

Remagen. Der junge Schalker Fan-Club Königsblau Remagen hat am ersten Advent erfolgreich auf dem Vereinsgelände des Sportvereins (SV) 1946 Kripp e.V. den offiziellen Spielerempfang des Bezirks 10 des Schalker Fan-Club Verband (SFCV) e.V. ausgerichtet. Rund 100 Schalke-Fans aus der gesamten linksrheinischen Region von der niederländischen Grenze bei Heinsberg über das rheinische Tagebaugebiet und die...

Weiterlesen

Anzeige Haushaltsauflösungen und Ankauf
Daueranzeige 2025
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Katharinenmarkt Polch
Weihnachtszauber im Brohltal
Weihnachtszauber im Brohltal
Weihnachtsmarkt im Kurpark
Sinziger Adventsmarkt
Sinziger Adventsmarkt
Weihnachtsmarkt im Kurpark
Titel-Eckfeld - Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0518#
Nikolausmarkt in Remagen, 06. – 07.12.25
Titel
TItelseite
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0518#