Runder Tisch Radverkehr in Rheinbach
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club und Stadt Rheinbach wollen ein Tandem bilden
Der nicht motorisierte Verkehr soll in Rheinbach mehr und besser integriert werden
Rheinbach. Bundesweit der zweitletzten Platz und im Land Nordrhein-Westfalen sogar Schlusslicht in Sachen Fahrradfreundlichkeit - das will die Stadt Rheinbach nicht auf sich sitzen lassen. Bei einem „Runden Tisch“ im Himmeroder Hof suchte die Stadt Rheinbach gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) nach Wegen und Möglichkeiten, das Verkehrsklima in der Glasstadt fahrradfreundlicher zu gestalten.
Zum sechsten Mal hatte der ADFC im vergangenen Jahr seinen „Fahrradklima-Test“ bundesweit durchgeführt und dabei mithilfe eines Fragebogens Radfahrer um ihre Meinung zu verschiedenen Aspekten des Radfahrens gebeten. Dabei ging es um die Frage, wie viel Spaß oder Stress es auf den Straßen der jeweiligen Stadt gibt, und wie es um das Sicherheitsgefühl im Straßenverkehr für die unmotorisierten Zweirad-Piloten bestellt ist. Mit einer an die Schulnoten angelehnten Gesamtwertung von 4,9 belegte Rheinbach dabei unter 292 teilnehmenden Städten mit weniger als 50.000 Einwohnern den vorletzten Platz, in Nordrhein Westfalen trägt man sogar die Rote Laterne bei 67 teilnehmenden Städten.
Radfahrer als vollwertige Verkehrsteilnehmer wahrnehmen
Daraufhin bat Bürgermeister Stefan Raetz, der selbst in seiner Freizeit ein passionierter Radfahrer ist, den Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Rheinbach, Ernst Salein, um ein Gespräch, bei dem man übereinstimmend zu dem Ergebnis kam: „In Rheinbach kann für den Radverkehr noch einiges verbessert werden.“ Als besonders verbesserungswürdig hielt dabei der ADFC die Wahrnehmung der Radfahrer als „vollwertige Verkehrsteilnehmer“, hier gelte es vor allem, die Akzeptanz und Sicherheit des Radverkehrs zu verbessern. Das Problem könne aber nur gemeinsam gelöst werden, war Salein überzeugt.
Deshalb will man allen wichtigen Akteuren in der Stadt die Gelegenheit geben, an einer Weichenstellung für ein fahrradfreundliches Rheinbach mitzuarbeiten. Gemeinsam soll darüber beraten werden, welche Strategien und Maßnahmen erforderlich seien, um das Klima für den Radverkehr in Rheinbach zu verbessern. Auftaktveranstaltung dazu war der „Runde Tisch Radverkehr in Rheinbach“ im Himmeroder Hof, an dem etwa 40 Personen teilnahmen. Wobei Raetz es erstaunlich fand, dass ausgerechnet diejenigen Fraktionen durch Abwesenheit glänzten, die sonst immer die Interessen der Radfahrer zu vertreten vorgäben. Weder von den Grünen noch von der UWG wurde jemand gesichtet, die SPD hatte immerhin den zwar nicht mehr im Stadtrat aktiven, dennoch weiterhin in der Kommunalpolitik engagierten langjährigen Fraktionsvorsitzenden Walter Langer vor Ort.
Mehr Akzeptanz in der Bevölkerung erreichen
„Das Thema Fahrrad und Nahmobilität muss in der Öffentlichkeit bewusster wahrgenommen werden“, fand Raetz. Deshalb müsse auch die Stadt etwas tun, um mehr Akzeptanz dafür in der Bevölkerung zu erreichen. Die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer müsse in den Mittelpunkt gestellt werden. „Der ADFC-Umfrage zufolge herrscht hier ein raues Klima, deshalb müssen wir sobald wie möglich konkrete Dinge in Angriff nehmen, um dies zu verbessern“, fand er. Denn es gebe eigentlich nur zwei Möglichkeiten für die Stadt: Entweder man versuche, auch noch den letzten Platz bundesweit zu erreichen - oder man müsse alles unternehmen, um so weit wie möglich nach vorne zu kommen.
Ernst Salein rechnete vor, dass es in Rheinbach statistisch gesehen 24.000 Fahrräder und 12.000 Radfahrer geben müsse, und der ADFC setze sich dafür ein, dass es denen Spaß machen, durch Rheinbach zu radeln. Schließlich sollten alle Radfahrer stets wohlbehalten und zufrieden wieder zu Hause ankommen. Deshalb sei es umso wichtiger, dass sich der Stadtrat mehr um die Belange der 12.000 Radfahrer kümmere, zumal die sich auch konkret und aktiv für den Klimaschutz abstrampelten. Selbst in einer historischen Stadt wie Rheinbach mit all ihren baulichen Beschränkungen sei das Fahrradfahren sehr gut möglich. Er hoffe, dass der „Runde Tisch“ der Auftakt sei zu einer gemeinsamen Anstrengung für besseren Verkehr, aktivere und attraktivere Freizeitgestaltung, stabilere Gesundheit, steigende Verkehrssicherheit und konkreten Umweltschutz. „Jetzt heißt es: Ärmel aufkrempeln und ran an die Arbeit!“, wünschte er sich.
Mehr Leben, Atmosphäre und Kommunikation
Anschließend stellte Christine Fuchs, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS), ihre Organisation vor und informierte über „das Potenzial der Nahmobilität in unseren Städten und Gemeinden“. Es gelte nämlich, den nicht motorisierten Verkehr zu fördern, und der umfasse vom Fußgänger bis zum Radfahrer, vom Kickboard-Kind bis zum Rollator-Rentner ein sehr breites Spektrum. Der „Aktionsplan zur Förderung der Nahmobilität“ des ADFC könne eine Orientierungshilfe sein für eine Stadt wie Rheinbach, die sich auf den Weg mache, den nicht motorisierten Nahverkehr zu unterstützen.
Dabei machte Fuchs deutlich: „Wir richten uns nicht gegen den Autofahrer, wünschen uns aber insgesamt mehr unmotorisierten Verkehr in der Stadt.“ Der Maßstab der künftigen Verkehrsplanung müsse der Mensch sein und weniger das Automobil. Die Bürgersteige müssten wieder mehr als Aufenthalts- und Bewegungsraum für die Menschen entdeckt werden, fand sie. Annette Quadflieg, Vorsitzende des ADFC Bonn, plädierte zudem für mehr Fußgängerzonen in der Innenstadt, denn die ermöglichten mehr Leben, mehr Atmosphäre und mehr Kommunikation der Menschen untereinander. „Es kann nicht sein, dass die Bedürfnisse der Fußgänger und Radfahrer hinter denen des ruhenden Verkehrs zurückstehen müssen“, sagte sie.
Keine besonderen Auffälligkeiten im Unfallgeschehen
Polizeihauptkommissar Thomas Giershausen von der Direktion Verkehr des Polizeipräsidiums Bonn berichtete über die Unfallstatistik der Radfahrer im Rheinbacher Straßenverkehr und fand „keine besonderen Auffälligkeiten“. Das Unfallgeschehen sei über die Jahre hinweg relativ konstant und unspektakulär. Im vergangenen Jahr habe es 31 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Radfahrern gegeben, wobei fünf Radfahrer schwer und 26 leicht verletzt worden seien. Dabei sei der Innenstadtbereich am gefährlichsten, auf den Dörfern passiere relativ wenig. Letztlich habe er nur einen Wunsch: „Mehr gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer.“
Raetz konstatierte, dass man in Rheinbach ja auch nicht bei Null anfange, wenn die Umfrage auch was anderes suggeriere. „Wir haben schon Einiges auf den Weg gebracht, was in die richtige Richtung geht“, war er überzeugt. Doch um die Situation weiter zu verbessern, brauche es mehr als nette Worte und vor allem die notwendigen finanziellen Mittel. Wo das Geld fehle, sei auch Kreativität gefragt, ergänzte Christine Fuchs, die dazu riet, ein Konzept für die Nahmobilität zu entwickeln und sich konkrete Ziele zu setzen. „Das muss nicht perfekt sein, aber es muss deutlich machen, dass der Wille zur Veränderung da ist“, betont sie. Dafür gebe es auch jede Menge Fördermittel aus den unterschiedlichsten Töpfen.
Das Beste aus der Situation machen
CDU-Fraktionsvorsitzender Bernd Beißel wies darauf hin, dass der Stadtrat schon dabei sei, einen „Masterplan Innenstadt“ erarbeiten zu lassen, was eine gute Gelegenheit sei, bei der damit einhergehenden Verkehrskonzeption den Fokus stärker auf die Radfahrer zu legen. „Wir wollen das Beste aus unserer Situation machen“, versicherte er. Für das weitere Vorgehen schlug Bürgermeister Raetz vor, Stadtverwaltung und ADFC sollten in den nächsten Wochen in gemeinsamen Gesprächen gute und kreative Ideen erarbeiten, mit denen die Situation der Radfahrer in Rheinbach verbessert werden könne.

Die Aussage, dass von B90/Die Grünen niemand an der Veranstaltung teilgenommen hat, ist falsch. Auf dem Foto ist rechts zwischen der Dame im karierten Kleid und dem Herrn im karierten Hemd deutlich Dr. Wilfried Skupnik (im weißen Hemd) von den Grünen zu erkennen, der die Partei in dieser Veranstaltung vertreten hat. Zu behaupten, dass die Grünen nur vorgeben, für die Intressen der Radfahrer eintreten, ist eine Verdrehung der Realität - dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Mehrheitsfraktionen sich überhaupt nicht in dieser Richtung engagieren und die Verwaltung die Bearbeitung wesentlicher Punkten in den Anträgen der Grünen auf die lange Bank schiebt (z. B. ist die Beschilderung der Radwege im Hochschulviertel seit Jahren mangelhaft, es ändert sich aber nichts trotz mehrfacher Hinweise und einem entsprechenden Antrag).