Rhein-Sieg-Kreis

Schülerinnen und Schüler aus rund 30 Klassen jährlich betreut

Wertvolle pädagogische Arbeit in der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“

Schülerinnen und Schüler
aus rund 30 Klassen jährlich betreut

Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule Hennef, bei ihrem Besuch in der Gedenkstätte und Adrian Stellmacher, pädagogische Fachkraft der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ des Rhein-Sieg-Kreises.Foto: Archiv des Rhein-Sieg-Kreises

22.07.2015 - 16:44

Rhein-Sieg-Kreis. Was ist ein Kidduschbecher? Welchen Zweck erfüllt die Besamimbüchse mit wohlriechenden Gewürzen am Sabbat? Was kann ein jüdischer Junge vom Sabbat erzählen? Warum mussten Max und Maria Seligmann ihr Zuhause in Windeck-Rosbach verlassen? Was bewegte wohl Max Seligmann als er am 15. März 1948, wieder zurückgekehrt in Rosbach, den Brief „Mein Erleben während des Naziregimes“ geschrieben hatte? Diesen und anderen Fragen gehen Schülerinnen und Schülern aus den Schulen in den Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises bei gründlicher Recherche in der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ in Windeck-Rosbach nach. „Die Gedenkstätte ist in aller erster Linie Zukunftsarbeit. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, allenfalls aus Ihr lernen, um es in Gegenwart und Zukunft besser zu machen. In diesem Sinne gehen von der Gedenkstätte ganz wichtige Impulse für unser gesellschaftliches Leben und deren Werte aus und für ein achtendes, respekt- und würdevolles Zusammenleben aller Menschen, unabhängig von Sprache, Kultur, Hautfarbe, Religion und politischer Überzeugung“, begründet Thomas Wagner, Schul- und Kulturdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, das pädagogische Engagement an der kreiseigenen Einrichtung. Der unmittelbare örtliche Bezug mache betroffen, auch gerade junge Menschen. „Sie lernen dadurch, dass jeder Mensch ganz konkret vor Ort und in der eigenen Lebenssituation dazu aufgerufen ist, dass sich solche Schandtaten nie mehr ereignen“, so Thomas Wagner. „Rund 20 bis 30 Klassen pro Jahr kommen in die Gedenkstätte. Früher haben wir die Schülerinnen und Schüler durch die Räumlichkeiten geführt. Mittlerweile haben wir die pädagogische Arbeit auf aktives Lernen umgestellt“, weiß Dr. Claudia Maria Arndt, Kreisarchivarin und Geschäftsführerin der Gedenkstätte, zu berichten. Seit vergangenem Jahr kümmert sich eine pädagogische Fachkraft professionell eigens um diesen Teil der Arbeit in der Gedenkstätte. Finanziert wird die Stelle aus Haushaltsmitteln des Landes NRW, der Landeszentrale für politische Bildung. „Aktives Lernen“ in der Gedenkstätte und außerhalb, zum Beispiel am Ort der ehemaligen jüdischen Synagoge in Rosbach, umfasst Themen wie die Familiengeschichte Seligmann, die Veränderung im Verhalten der Mehrheitsgesellschaft gegenüber der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit, das Novemberpogrom und seine Folgen, die Veränderung des Dorflebens, die Eskalation bis hin zur Schoah und die Auseinandersetzung mit den sogenannten Stolpersteinen. Seit vergangenem Jahr gibt es einen „Materialkoffer zum Judentum“. Er umfasst Alltagsgegenstände zum Sabbat, für einen Sedertisch an Pessach, den Synagogen-Gottesdienst sowie Ritualgegenstände für Alltag und Feste. Üblicherweise wird er beim Besuch von Schulklassen der Jahrgangsstufen vier bis sechs eingesetzt. Auf spielerische Weise lernen die Kinder unterschiedliche Aspekte der jüdischen Kultur kennen. Der Materialkoffer kann auch von Lehrerinnen und Lehrern für den Unterricht ausgeliehen werden.


Zusammenarbeit mit den Schulen ausbauen


„Wir möchten die Zusammenarbeit mit den Schulen ausbauen, sodass die Themen, die in der Gedenkstätte anschaulich werden, auch im Unterricht oder in Arbeitsgruppen der Schule vertieft behandelt werden“, erläutert Dr. Claudia Maria Arndt. So existieren bereits Lernpartnerschaften mit den Gesamtschulen in Hennef-Meiersheide und Sankt Augustin sowie dem Anno-Gymnasium in Siegburg. Die Lernpartnerschaft mit diesen Schulen schließt die Lehr- und Lern-Möglichkeiten des Archivs sowie der Wissenschaftlichen Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises und der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg mit ein. Mit ihrem Ansatz stellt die Gedenkstätte eine Besonderheit in der rheinischen Kultur- und Museumslandschaft dar. Zeitzeugeninterviews, wie beispielsweise das Projekt „Rosbacher erinnern sich an jüdische Nachbarn – individuelle Erinnerungen und kollektives Gedächtnis“, Zeitzeugengespräche mit Schulklassen, die Wanderausstellung „Ihr seid die Schande unserer Schule – Die Lebensgeschichte des jüdischen Geschwisterpaars Artur und Ruth Seligmann aus Rosbach“ sowie Lehrerfortbildungen sind Bestandteil der pädagogischen Arbeit der Gedenkstätte. Der Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises hatte 1988, anlässlich des 50. Jahrestags der Novemberpogrome, die Einrichtung einer Gedenkstätte beschlossen. Hilde Seligmann stellte dazu das circa 200 Jahre alte Fachwerkhaus ihres verstorbenen Schwiegervaters Max Seligmann zur Verfügung. Am 28. August 1994 konnte das ehemalige Wohnhaus der Stifterfamilie seiner neuen Nutzung als Gedenkstätte der Öffentlichkeit übergeben werden. Veranstaltungen wie Exkursionen oder Führungen durch die Gedenkstätte und Rosbach auf den Spuren des ehemaligen jüdischen Lebens, Projektarbeit und Lehrerfortbildungen bilden das umfangreiche Programm. Schulklassen sind besonders willkommen. Informationen gibt es bei der Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“, Archiv des Rhein-Sieg-Kreises, Kaiser-Wilhelm-Platz 1, 53721 Siegburg, Tel.: (0 22 41) 13 29 28, E-Mail: gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de oder über www.rhein-sieg-kreis.de.

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