Schachclub 1924 Kettig
Erste entführt Punkt aus Trier
Kettig. Nach einem erfolgreichen 5-3 Auftaktsieg zu Hause gegen die IGS Trier sah sich die 1. Mannschaft in der 2. Runde in der Rheinlandliga einer schwierigen Aufgabe ausgesetzt. Auswärtsspiel gegen die Schachgemeinschaft PST-Trier/Bernkastel, welche in Runde 1 die Schachfreunde aus Nickenich mit 7-1 in die Schranken gewiesen hatten.
Hinzu kam eine Serie an Ausfällen auf Seite der Kettiger. Die Gastgeber aus Trier hingegen traten nahezu in Spitzenbesetzung an.
Etwas mehr als drei Stunden dauerte es, bis sich die ersten Partien einer Entscheidung näherten. So dachte der Tierer Paul Lehnart nach einer riskanten Eröffnungswahl an Brett 2 gegen den Kettiger Uwe Reichert bereits in Zug 3 für ca 30 Minuten nach. An Brett 6 war Kettig ebenfalls im starken Zeitvorteil.
Zunächst einigten sich nach etwa dreieinhalb Stunden die Spieler an Brett 2 auf Remis. Kurz darauf bot Underdog Kevin Weirauch dem Trierer Frank Hornberger Remis an, da die Inititative, die er für die meiste Zeit hatte, nicht aufrechterhalten konnte. Leider geschah dies in dem Wissen, dass man auf Brettern 3 und 8 wahrscheinlich das Nachsehen haben wird. Mit einem Zwischenstand von 1-1 war aber noch lange nichts entschieden.
In der nächsten Stunde überschlugen sich jedoch die Ereignisse.
Der Trierer Paul Rademacher verwaltete seinen Vorteil an Brett 3 gegen Karsten Loof sicher. Ebenso gewann Frank Görgen gegen den Kettiger Michael Lohn verdient nach einer besseren Eröffnungsbehandlung und konsequentem Druckspiel. An Brett 6 hatte sich der Zeitvorteil für Kettiger Hans-Jürgen Fleuch ein wenig relativiert und beide Spieler einigten sich auf die sichere Lösung Remis. Zwischenstand 3.5 - 1.5 für Trier, die Aussicht war düster. Jedoch war noch nicht alles entschieden! An Brett 4 überstreckte sich Joachim Paulus gegen den Kettiger Mannschaftsführer George Bruziks in einer zweischneidigen Partie. Anschlusspunkt für Kettig. Thomas Hönig hielt an Brett 7 die Hoffnungen für Kettig aufrecht, indem er eine schön gespielte Angriffspartie in einer wunderschönen Kombination gipfeln ließ und damit den Trierer Ruben Petrosyan bezwang! 3.5-3.5, jetzt kam alles auf Brett 5 an!
Kettiger Manfred Sorger fand sich gegen den Trierer Felix Jansen in einem Endspiel mit Dame + Läufer für beide Seiten sowie einem Mehrbauern für Jansen wieder. Ungute Voraussetzungen für Kettig. Doch Sorgers Nachname sollte nicht Programm werden. Mit kreativen Manövern machte er die Aufgabe für Jansen so schwierig wie möglich und tatsächlich - dieser griff fehl. Sorger gewann den Minusbauern zurück und schuf materiellen Ausgleich. Dabei tauschten sich auch die Läufer ab. Übrig blieb ein Damenendspiel mit entferntem Freibauern für Jansen und zentralem Freibauern für Sorger.Was die Hoffnung befeuerte war die Zeit von Jansen. Dieser spielte die gesamte Schlussphase nur mit den 30 Sekunden, die beide Spieler pro Zug dazu erhalten. Etwa nach fünfeinhalb Stunden war den umstehenden Gästen so langsam klar: Sorger hat die Kettiger Sorgen weggezaubert! Die Freibauern haben sich gegenseitig aufgehoben und wurden auch bald abgetauscht. Den leichten strukturellen Vorteil, den Jansen am Königsflügel dann noch hatte, konnte Sorger mühelos entschärfen. Die Partie endete nach etwas mehr als sechs Stunden Spielzeit mit einem Remis durch dreifache Stellungswiederholung.
Der gesamte Saal ging schlagartig von absoluter Totenstille in tosenden Applaus über, angesichts dieser mustergültigen Kampfpartie an Brett 5.
Man war sich einig: Sorger hat für die Partie des Tages gesorgt und die Kettiger zu einem sehr wichtigen Mannschaftsremis geführt.
Hans-Jürgen Fleuch fand sehr treffende Worte: „Es schien, als wäre er platt. Aber Manfred war einfach super einfallsreich. Das war saustark, Manfred!“