
Am 01.04.2015
Allgemeine BerichteVorpremiere der "Springmaus" in Berkum
„Bombastisch Romantisch“
Wachtberg-Berkum. „Bombastisch Romantisch“, so heißt das neue Programm des Improvisationstheaters „Springmaus“, das nun bei der ersten Vorpremiere in der Aula des Schulzentrums Berkum live am Publikum getestet wurde. Vor ausverkauftem Haus probierten Paul Hombach, Vera Passy, Alexis Kara und Norbert Frieling im ersten Teil einiges an neuen Szenarien aus, die mit unterschiedlich starker Begeisterung aufgenommen wurden. Im zweiten Teil ging es zurück auf bekanntes Terrain, und da ging auch das Publikum wieder voll mit.
Lockerungsübungen mit Brunftschrei
Mit messerscharfer Beobachtung hatte Frieling bei der Herfahrt festgestellt, „dass ihr hier sehr viel Gegend habt“. In Villiprott wollte er lieber nicht wohnen, denn Rott höre sich so sehr nach Verfall an, und der Gast aus Witterschlick konnte sich ja offensichtlich nur verfahren haben. So hatte er schnell die Lacher und damit das Publikum auf seiner Seite – sogar die lustigen Damen aus dem benachbarten Oeverich. Nach einigen Lockerungsübungen mit Brunftschrei und Togalgriff – mit der Rückseite der Hand an die "leidende" Stirn – ging es gleich zur Sache. „Speed-Dating auf Zuruf“ hieß die Improvisation, bei der das Publikum mit immer neuen Begriffen die vier Springmäuse bei ihren Anbaggerversuchen zur Verzweiflung trieb. Da wurde aus des Pudels Kern schon mal die Basis der Grundlage des Fundaments, weil ein Pudelzüchter sich auch ohne Pudel pudelwohl fühlen kann.
Auf "Piepton" Sprache wechseln
Dann wurden die Spielregeln geändert, und „Kleine Wolke Sieben“ Kara musste den Flirt-Dialog mit „Rosiger Pfirsich“ Passy beim Erklingen eines Hombach-Synthesizer-Tones in das genaue Gegenteil verkehren, was nicht nur auf der Bühne zu einiger Verwirrung führte, sondern auch das Publikum eher aus Mitleid mit den bedauernswerten Springmäusen als aus Überzeugung mitlachen ließ. Die Protagonisten hatten sich mittlerweile so oft widersprochen, dass der „Rote Faden“ zum filzigen Wollknäuel verknotet war. Die „Freiwillige“ Desirée aus der vorletzten Reihe hatte nun die Ehre, das Pärchen Kara und Passy beim Vorstellungsgespräch bei Brautvater Frieling mit einem Piepton zum abrupten Wechsel der Sprache zu veranlassen. Wobei die Zweitsprache neben Deutsch eine noch unentdeckte Mischung aus Türkisch, Russisch, Griechisch und Grunzig darstellte. Erstaunlicherweise konnte man hier dem Vortrag bestens folgen, weil die „nonverbale Kommunikation“ mit Händen, Füßen und sonstigen Körperteilen das ausdrückte, was der Mund nicht sagen konnte. Und für die wirklich sensationellen Sprachwechsel mitten im Wort ohne auch nur eine Millisekunde Kunstpause – „Drogen waren nicht dabei“ - hatten sich die Springmäuse tosenden Szeneapplaus redlich verdient. Das hätte auch dem allzu früh verstorbenen Hund „Stupsi“ gefallen, der als kleiner Runnig Gag immer wieder für Lacher sorgte. Ein erster Höhepunkt, der allerdings noch übertroffen wurde von der improvisierten Talkshow mit Gisela Hacken-Voll (Passy) und Gerd Oeverich (Frieling), deren Lamento über den Romantik-Killer „Zeitungslesen auf der Toilette“ von Dr. Weißwein-Schorle (Kara) als Gebärdendolmetscher synchron übersetzt wurde. Ob „Springender Punkt“ oder „Macho-Klatsche“, ober „Bremsspuren“ oder „Rat(d)schlag“ – mit vollem Körpereinsatz demonstrierte Kara eindrucksvoll, wo der Hase im Pfeffer liegt. Zum Abschluss des 50-minütigen ersten Programmteils zeigte das Ensemble einmal mehr sein musikalisches Talent, denn der Beweis, dass Liebe durch den Magen geht, wurde hier zu den Swing-Rhythmen von Hombach mehr gesungen als gesprochen, ganz nach dem Motto: „Was wolltest Du mit den Eiern, sprich – doch nicht etwa Eierstich!“
Über Liebe und Gefühle
Wer gedacht hatte, ein Sitzplatz in den hinteren Sitzreihen würde vor unliebsamen „Freiwilligen“-Auftritten auf der Bühne schützen, hatte sich auch im zweite Teil des Abends getäuscht, was Urban aus Linz und Andrea aus Wachtberg leidvoll feststellen musste. Auf der Bühne wurden sie mit vereinten Kräften über die Anfänge ihrer Liebe und ihre Gefühle zueinander ausgequetscht. Die beiden waren ein absoluter Glücksgriff mit ihrer humorvollen und kecken Gelassenheit. Hatten sich die beiden Fußballfans doch tatsächlich im Kölner Stadion auf der Osttribüne bei der Niederlage des FC gegen die Roten Teufel aus Kaiserslautern vor drei Jahren kennengelernt, weil Urban seine Andrea nach der unverdienten Niederlage einfühlsam getröstet hatte. „Waren die Tränen echt?“ Ein unschuldig-verschmitztes Augenzwinkern der Bankkauffrau machte klar, dass sie es faustdick hinter den Ohren hatte. „Aber er hat nicht nur gut gekocht, sondern auch noch gespült – da war es um mich geschehen.“ Nur die Frage, wann sie denn endlich zusammenziehen wollten, war nicht leicht zu beantworten, was jeder nachvollziehen konnte: „Auf welcher Rheinseite denn?“ Mit dieser Steilvorlage hatten sie dem Ensemble natürlich genau die richtigen Stichworte geliefert, um eine fulminante Neuinterpretation ihrer Love-Story auf Springmaus-Art auf die Bühne zu bringen mit viel technischem Zauber und Induktionsherd-Romantik. Und am Ende, wie könnte es anders sein, war wieder einmal Geißbock „Hennes“ an allem schuld.
Vier Vorstellungen in Bonn
Offizielle Premiere des neuen Springmaus-Programms „Bombastisch Romantisch“ ist am Donnerstag, 16. April, um 20 Uhr im Haus der Springmaus in Bonn. Weitere Auftritte sind am Freitag und Samstag, 17. und 18. April, jeweils um 20 Uhr - diese beiden Veranstaltungen sind allerdings schon ausverkauft. Karten gibt es noch für Sonntag, 19. April, 20 Uhr im Haus der Springmaus in Bonn über die Tickethotline, Tel. (02 28) 79 80 81
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Die vier „Springmäuse“ (v.li.): Alexis Kara, Norbert Frieling, Vera Passy und Paul Hombach begeisterten das Publikum in der ausverkauften Aula in Berkum bei der Vorpremiere ihres neuen Programms „Bombastisch Romantisch“.