Pecher Winterakademie
Botschafter a.D. Dr. Hannspeter Hellbeck sprach über China
Pech. Große Resonanz fand ein Vortrag, den der Senior der Bonner China-Experten, Botschafter a.D. Dr. Hannspeter Hellbeck, jüngst in der Gnadenkirche hielt. Sein Thema lautete: „Ist China auf dem Weg zur Weltmacht? Eine Zwischenbilanz“. Unmittelbar nach dem Nationalen Volkskongress in Peking war dies eine besonders aktuelle Frage und der Saal daher bis auf den letzten Platz gefüllt. Damit setzte sich auch die in diesem Winter wieder erfolgreiche Pecher Winterakademie fort. Hellbeck zeichnete nach Jahren stürmischen Wachstums ein Bild abnehmender Wirtschaftskraft und zunehmenden Reformbedarfs. Die neue Führung habe auch 2013 weitgehende Reformbeschlüsse gefasst, die zu mehr Marktkräften in der Wirtschaft und sozialem Ausbau führen sollten, doch mache sich dagegen wachsender Widerstand von Besitzstandswahrern im Parteiapparat bemerkbar. Konkret nannte Hellbeck die Ressourcenverschwendung in den Staatsbetrieben, das prekäre Riesenheer der Wanderarbeitnehmer, die Alterung einer Einkind-Gesellschaft, den überfälligen Ausbau der sozialen Sicherung und die katastrophalen Umweltschäden einer forcierten Wachstumspolitik. Dabei denke man immer zuerst an die jedem China-Reisenden vertraute Luftverschmutzung über den Großstädten, aber tatsächlich seien die Bodenverschmutzung und die Verseuchung sämtlicher Gewässer mindestens ebenso ernst. Alle diese Projekte seien kostenträchtig, die Tragung dieser Kosten aber umstritten. Der neue Schwerpunkt Korruptionsbekämpfung in Partei und Regierung sei populär und bisher auch erfolgreich, werde aber zu einer innerparteilichen Machtprobe, die zugunsten der neuen Führung, aber auch gegen sie ausgehen könne. Im Ganzen seien die zu verzeichnenden Reformschritte noch nicht sehr überzeugend. Bei stagnierendem Wohlstand könne der Unmut in der Öffentlichkeit weiter zunehmen und gefährlich werden. Andererseits seien Chinesen noch heute konfuzianisch erzogen, das heißt Harmonie suchend und obrigkeitstreu.
Chinas internationale Beziehungen seien nicht spannungsfrei, besonders in der eigenen Region, aber auch zu Russland, dessen Energiequellen es dringend brauche. Chinas wirtschaftliche und militärische Möglichkeiten einer Hegemonie blieben beschränkt, sodass der Weg an die Weltspitze noch nicht in Sicht sei.
Kein Wunder, dass diese detailreiche Analyse zu einer ausgedehnten Aussprache führte, die auch Fragen wie die Rolle eines wachsenden Mittelstands, den Schutz geistigen Eigentums, Staatsverschuldung und die Zukunft der deutschen Exportchancen umfasste. China habe imponierende und breite Fortschritte zu verzeichnen, aber der weitere Weg werde dornig, wie es Generalmajor a.D. Dieter Budde als Moderator treffend formulierte. Langer Beifall war der Dank der Teilnehmer. Ulrich Junker
Moderator Dieter Budde dankte dem ehemaligen Botschafter für seine interessanten Ausführungen.
