Hans-Dietrich Genscher ist neuer Ehrenbürger der Gemeinde Wachtberg
Ein leidenschaftlich bekennender Europäer
Er hat Geschichte geschrieben und die Schicksale Deutschlands, Europas und der ganzen Welt mitgeprägt

Wachtberg. „Als unser Mitbürger hat er mit seiner weltweiten Popularität und der großen Anerkennung, die ihm national sowie international politisch und menschlich entgegengebracht wird, das Ansehen und die Bekanntheit Wachtbergs gefördert und entscheidend mit geprägt. Nicht zuletzt auch durch seine Gastfreundschaft in seinem Zuhause in Wachtberg-Pech und sein Engagement innerhalb der Gemeinde Wachtberg.“ - Mit diesen Worten ernannte Bürgermeisterin Renate Offergeld den ehemaligen Bundesaußenminister und Vizekanzler Hans-Dietrich Genscher zum Ehrenbürger der Gemeinde Wachtberg. Tosender Applaus in der randvollen Aula des Schulzentrums Berkum unterstrich nachhaltig die Beliebtheit und Anerkennung, die der mittlerweile 88-Jährige im Drachenfelser Ländchen genießt. „Schön ist es, auf der Welt zu sein“, sangen die „Chorkids vom Ländchen“ unter der Leitung von Daniela Bügler zum Auftakt der Veranstaltung.
Leidenschaftlich bekennender Europäer
Die Laudatio hielt Altbürgermeister Hans-Jürgen Döring, der es Genscher hoch anrechnete, dass der sich bei aller weltpolitischen Eingespanntheit immer wieder in das kleine Gemeinwesen von Wachtberg eingebracht habe. Der Minister a.D. sei stets dabei, wenn es gelte, Zeugnis für Wachtberg abzulegen, er habe bei zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen der Gemeinde mitgewirkt und zeige auch im hohen Alter eine erstaunliche Präsenz bei örtlichen Terminen in seinem Wohnort Pech - immer unterstützt von seiner Ehefrau Barbara Genscher. Auch 23 Jahre nachdem er sein Amt als Außenminister aus eigenen Stücken abgegeben habe, genieße Genscher eine ungebrochene Popularität weltweit. Und den europäisch orientierten Wachtbergern mit gleich zwei Partnergemeinden gefalle es besonders gut, dass Genscher ein leidenschaftlich bekennender Europäer sei, was er mehr als einmal in seinen Reden zum Ausdruck gebracht habe.
Der frühere Staatsminister im Auswärtigen Amt und langjährige Weggefährte Genschers, Dr. Werner Hoyer, erinnerte unter dem Beifall der Gäste daran, dass der neue Ehrenbürger wahrlich Geschichte geschrieben und die Schicksale Deutschlands, Europas und der ganzen Welt mitgeprägt habe. Dabei habe er Großartiges geleistet und es geschafft, Vertrauen in die Politik zu schaffen - was heutzutage leider wieder verloren zu gehen scheine. Genschers Kompass sei stets der Dreiklang zwischen Freiheit, Demokratie und Recht gewesen, womit er sich weltweit große Anerkennung verschafft habe. „Außenpolitik ist nichts für Kurzsichtige, Kurzatmige und Zauderer - hier muss man die Chancen des Moments entschlossen und schnell ergreifen“, wusste er. In dieser Hinsicht habe man sich stets auf Genscher verlassen können, der immer ein Mann der klaren Worte gewesen sei. Hoyer erinnerte an dessen Ausspruch: „Europa ist unsere Zukunft - sonst haben wir keine!“ Heute stehe Europa vor gewaltigen Herausforderungen, mit einem Rückfall in nationalstaatliche Ressentiments seien diese nicht zu meistern, „die können wir nur gemeinsam schultern.“
„Ich bin mit meiner Familie hier im wahrsten Sinne angekommen“
„Meine Heimat ist Halle an der Saale, aber mein Zuhause ist hier, ich bin mit meiner Familie hier im wahrsten Sinne angekommen“, machte der frischgebackene Ehrenbürger Hans-Dietrich Genscher in seiner Dankesrede deutlich. Er fühle sich wohl in der herrlichen Umgebung und in einer derart lebendigen Gemeinde, „da kann man glücklich und stolz sein, hier zu Hause sein zu dürfen.“ Er freue sich besonders darüber, dass es in allen Redebeiträgen Bezüge auf Europa gebe. Das halte er für wichtig, denn es zeuge von einem guten europäischen Geist. „Es wird uns in Deutschland niemals auf Dauer gut gehen, wenn es unseren Nachbarn auf Dauer schlecht geht - und in der heutigen Zeit ist jedes Land in der Welt unser Nachbar.“ Ganz erfahrener Staatsmann plädierte er dafür, alle mögen gemeinsam daran arbeiten, den Frieden in Europa zu erhalten und mehr Frieden auf der ganzen Welt zu ermöglichen. Dabei trage besonders Deutschland angesichts seiner Geschichte eine besondere Verantwortung und solle sich stets bemühen, ein gutes Beispiel zu geben. -Jost-


Werner Hoyer erinnerte an die weltpolitische Bedeutung des langjährigen Bundesaußenministers.

Die Blue Moods Big Band unter der Leitung von Christoph Müller unterhielt musikalisch.

Barbara und Hans-Dietrich Genscher freuen sich über die Auszeichnung.