Nach etwa 50 Jahren wird die Schutzhülle erneuert
Radom in Berkum erhält eine neue Kappe
Werthhoven. Einen ungewohnten Anblick bot das Radom zwischen Berkum und Werthhoven. „Das sieht aus wie ein geköpftes Frühstücksei“, schmunzelte die Beobachter angesichts der Tatsache, dass das Oberteil der weißen Wabenhülle plötzlich fehlte. Nach etwa 50 Jahren hatte man sich beim Fraunhofer-Institut dazu entschlossen, die mittlerweiße schmutzige Schutzhülle für das größte Radar der Welt auszutauschen. Damit soll das Weltraumbeobachtungsradar „Tira“ für die nächsten 50 Jahre gegen Wind und Wetter geschützt bleiben. Einige Jahre der Planung seien der mehrtägigen Modernisierungsmaßnahme vorausgegangen, sagte Fraunhofer-Pressesprecher Jens Fiege. Schließlich sei die Radom-Kappe seit dem Bau der Radaranlage in den 1960er Jahren noch nie gewechselt worden. Allerdings habe man von Zeit zu Zeit einzelne der dreieckigen Waben, die mit einem beschichteten Kunststoffgewebe bespannt sind, geschrubbt oder ausgetauscht. Dieses habe man einst deshalb gewählt, weil es die elektromagnetische Strahlung fast ungehindert durchlasse. Doch nun sei es an der Zeit gewesen, die ziemlich betagte Schutzhülle über das hochsensible Radar zu erneuern. Zumal auch das Stahlgerüst, auf dem die Waben aufgebracht sind, mittlerweile von der Witterung geschwächt seien. Da könne man nicht abwarten, bis Rost sich bemerkbar mache. Schließlich steckt eine hochsensible und ziemlich kostspielige Technik unter der Hülle.
Seit 1957 wird in Werthhoven mit Radar geforscht, 1966 begann der Bau der Großradaranlage mit einem Durchmesser von 34 Metern, die unter der weithin sichtbaren weißen Kuppel steckt. Das europaweit einzigartige Radar dient nach wie vor zur Beobachtung des Weltraums. Während es anfangs in erster Linie um das Aufspüren von Interkontinentalraketen ging, leistet das Institut heute auch denjenigen Staaten technische Hilfe, deren milliardenteure Satelliten sich nicht mehr rühren. Weil das Radar natürlich den Unbilden des Wetters nicht ausgesetzt werden darf, war trockenes Wetter über 48 Stunden die Voraussetzung, das Radom überhaupt wechseln zu können. Keine leichte Aufgabe im verregneten August. „Wir gehörten in den vergangenen Wochen wohl zu denen, die den Wetterbericht am meisten verfolgt haben“, glaubt Fiege. Einige regenfreie Tage konnte man dazu nutzen, den Kappentausch durchzuführen. Allerdings wurde nicht das gesamte Wabenradom auf einmal ausgetauscht, denn bereits seit Januar wurden im Inneren rund um die Satellitenschüssel Gerüste aufgebaut, damit die untere Hälfte der neuen, etwas kleineren Hülle hochgezogen werden konnte. 1.800 Bohrungen waren nötig, um die Ringanker in ein neues Betonfundament einzulassen. Diese sollen die neue Hülle halten, die mit ihrem Durchmesser von 47,5 Metern etwas kleiner ist als die alte Hülle mit ihrem Durchmesser von 49 Metern. Mit einer Gesamthöhe von 54 Metern ist das neue Exemplar auch zwei Meter niedriger als zuvor.
Auf 500 Paletten waren die einzelnen Paneele zuvor aus Irland angeliefert worden, die wartungsfreien Aluminiumstreben wurden dann mit 1.300 neuen Dreiecken seit Juni zum neuen, etwas kleineren Radom zusammengebaut. Drei Steigkrane waren nötig, um die Außenhülle abzunehmen, die zunächst neben der Radaranlage abgelegt wurde und deren Metallstreben dann auseinandergenommen werden. Um die neue Hülle auf das „geköpfte Ei“ setzen zu können, mussten die Kräne neu ausgerichtet werden, außerdem musste auch das Fachpersonal hin und wieder einmal Pause machen bei seiner anstrengenden Arbeit, die stets die volle Konzentration erfordert.
