Eröffnung der Ausstellung „Gottes Dienst in Maria Laach
Das „Mehr“ von Maria Laach
Maria Laach. Maria Laach - das ist ein reizvoll gelegenes Seetal, eine der besterhaltenen romanischen Kirchen Deutschlands, eine Benediktinerabtei mit 50 Mönchen, die „gemeinsam mit angestellten Helfern ... Betriebe wie eine Kunst- und Buchhandlung, Gärtnerei, Klostergaststätte, Fischerei, Glockengießerei, Kunstschmiede, Schreinerei, das Seehotel und den beliebten Bio-Hofladen“ führen - so zu lesen in einem druckfrischen Buch über die Eifel, das die Deutsche Stiftung Denkmalschutz herausgegeben hat. Aber da ist doch noch etwas mehr. Einige der erwähnten Laacher Wirtschaftsbetriebe verdanken ihre Entstehung diesem „Mehr“, und der Kunstverlag „ars liturgica“ trägt es wie ein Aushängeschild bis heute in seinem Namen.
Die Liturgie - ihre Feier und ihre Erforschung - sind seit 100 Jahren ein Markenzeichen des Klosters am See. Das hat zuletzt Frau Dr. Annette Gerlach, Direktorin des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz in Koblenz, vor drei Wochen bei ihrer Ansprache zur Einweihung der neuen Laacher Klosterbibliothek im „Kuhstall“ unterstrichen: „Für Benediktiner der Abtei Maria Laach ist die Beschäftigung mit der Liturgie eine - oder soll ich besser sagen - die wesentliche Aufgabe ihres klösterlichen Lebens ... Die Liturgie - der Gottesdienst - (wie Martin Luther es sagen würde) oder der Dienst an Gott, der Vollzug der Erlösung und das Sichtbar-Werden des Wesens der Kirche (um die Worte des Zweiten Vaticanum etwas verkürzt zu zitieren) ist für die christlichen Kirchen das zentrale Element ihres Glaubenslebens. In Maria Laach hat die besondere Beachtung der Liturgie schon mit Beginn des 20. Jahrhunderts eine besondere Hochschätzung gefunden, sichtbar geworden am Ende der vierziger Jahre gegründeten Instituts für Liturgieforschung („Abt Herwegen-Institut“) und bis heute ein wichtiges Thema auch bei Fragen der Erneuerung der Liturgie. Nebenbei, die nächste Ausstellung im Herbst wird genau dies thematisieren, denn sie hat den bezeichnenden Titel: Gottes Dienst in Maria Laach - Beiträge Laacher Mönche zur Erneuerung der Liturgie.“
Die Ausstellung, von der hier die Rede war, wird am kommenden Sonntagnachmittag, 13. Oktober 2013, um 15.30 Uhr, in der Informationshalle der Abtei Maria Laach eröffnet. Der Anlass ist ein doppelter: Vor hundert Jahren, am 26. Juni 1913, hat der Laacher Konvent Ildefons Herwegen zum Abt von Maria Laach gewählt. Damit fiel einer der Startschüsse zur Liturgischen Bewegung in Deutschland. Seitdem trägt das hiesige Kloster den Stempel und das Prädikat: „Besonderer Einsatz für die Liturgie und ihre Wissenschaft“. Dem zweiten, zeitlich näher liegenden und allgemeineren Anlass werden derzeit auch an anderen Orten zahlreiche Tagungen und Veranstaltungen gewidmet: Das 1962 von Papst Johannes XXIII. eröffnete Zweite Vatikanische Konzil hat vor 50 Jahren, am 4. Dezember 1963, als erste Dokument der Öffnung der Kirche zur Welt von heute die Konstitution über die hl. Liturgie bestätigt und feierlich verkündet. Darin hat die Liturgiewissenschaft, die 1919 in Maria Laach konzipiert und bald danach in der „Mysterientheologie“ des Laacher Gelehrten Odo Casel entfaltet wurde, eine unerhörte Aufwertung erfahren, denn die Kirchenversammlung hat die Liturgiewissenschaft zum theologischen Hauptfach und überhaupt zu einem Dreh- und Angelpunkt des Studiums der Theologie erhoben. Das ist im Kloster am See ein Grund zu einer nachdenklichen Feier und zum Blick auf die Zukunft. Denn hier entsteht nach wie vor - unter hohem Einsatz der Abtei Maria Laach - die wahrscheinlich namhafteste Zeitschrift der Liturgiewissenschaft. Mitten in der gesellschaftlichen Krise und trotz leerer Klosterkassen kurz nach dem Ersten Weltkrieges begründet, kann das „Archiv für Liturgiewissenschaft“ (ALw; früher: „Jahrbuch für Liturgiewissenschaft“) am 31. August 2019 sein hundertjähriges Bestehen begehen; lediglich die Nazi- und unmittelbare Nachkriegszeit haben das Erscheinen des Fachorgans unterbrochen.
Die Feier am Sonntagnachmittag wird Pater Johannes Naton OSB eröffnen, der kurz in die Ausstellung einführt: „Anselm Schott - Kunibert Mohlberg - Odo Casel - Burkhard Neunheuser: Vier Laacher Köpfe - vier Vor-Arbeiter der Liturgiereform“. Ein dialogisch gestalteter Vortrag des Schriftleiters des ALw, Stefan K. Langenbahn, wird anhand einiger bislang unveröffentlichter Dokumente, in Wort und Bild darstellen, „Wie die Liturgiewissenschaft 1919 zu ihrem Namen kam“. Martin Klöckener, Professor der Liturgiewissenschaft an der Universität Fribourg in der Schweiz und hauptverantwortlicher Herausgeber des ALw, wird in seinem Grußwort kurz den Einfluss Laacher Theologen auf die Liturgiekonstitution des letzten Konzils würdigen. Die Wortbeiträge werden durch kleine musikalische Einlagen gerahmt. Nach einem Umtrunk besteht die Möglichkeit, die Ausstellung erstmals zu besichtigen. Sie steht für Besucher bis zum 8. Dezember 2013 sonntags von 13.15-16.45 Uhr und werktags von 9.30-11.15 und 14.30-16.45 Uhr offen. Der Eintritt ist frei.
Ein erster Blick in den Ausstellungsraum zeigt zunächst ein klares chronologisches Konzept. Die Ausstellungsmacher, P. Johannes Naton und Stefan K. Langenbahn, haben aus dem großen Kreis der für die gelungene Feier und Erforschung der Liturgie sich einsetzenden Laacher Mönche vier Persönlichkeiten ausgewählt. Da ist zuerst Anselm Schott (+ 1896), der sich unter den Mönchen befand, die aus Beuron 1892 Maria Laach wiederbesiedelten, und in der Krypta der Laacher Nikolaus-Kapelle begraben liegt. Sein Name ist zum bleibenden Markenzeichen eines deutschen Messbuchs in der Hand der „Laien“ und damit zu einem Signal für die aktive Teilnahme jedes Getauften an der Liturgie geworden. Aus dem Leo Kunibert Mohlberg gewidmeten Teil dürfte vor allem die Vitrine mit bislang unveröffentlichten Briefen Romano Guardinis, dessen Seligsprechung jetzt angestrebt wird, Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dort wird erstmals dokumentiert, wie, wann und wo der damalige Mainzer Kaplan zusammen mit Pater Kunibert den Begriff „Liturgiewissenschaft“ geschaffen haben. Auch der dem bekanntesten unter den Laacher Liturgie-Mönchen - Odo Casel - gewidmete Bereich kann mit Besonderheiten aufwarten: z.B. das persönliches Exemplar seines „Jahrbuchs für Liturgiewissenschaft“, die Mitschrift von Konferenzen, die er in Herstelle gehalten hat, und andere Erinnerungsstücke bis hin zu seiner Stola. Als jüngster Laacher „Liturgie-Kopf“ wird Leben und Werk Burkhard Neunheusers (1903-2003) vorgestellt. Die Präsentation mündet in das Interview das Pater Burkhard kurz vor seinem Tod, aus Anlass der Verabschiedung der Konstitution „Sacrosanctum concilium“ vor 40 Jahren, der Kirchenzeitung des Bistums Hildesheim gegeben hat: „Als die Kirche in den Seelen erwachte“. In der Mitte des Ausstellungsraumes gibt es einen Info-Point, wo dem Interessierten geschichtliche Zusammenhänge und Fachausdrücke erschlossen werden. Man wünscht der Ausstellung viele Besucher; sie scheint von dem Aufbruch beflügelt, den Papst Franziskus der katholischen Kirche heute zutraut.
