Politik | 28.02.2013

Demonstration gegen Rasselstein-Schließung in Neuwied

Wirtschaftsministerin und Sozialminister unterstützen die Beschäftigten

Die Rasselsteiner zeigten sich kampfbereit, um den Standort zu erhalten. WPA

Neuwied. Unmittelbar vor einer nicht-öffentlichen Betriebsversammlung im Andernacher Rasselstein-Werk am 26. Februar marschierten die Kolleginnen und Kollegen des Neuwieder Werks von Weißenthurm in einem Demonstrationszug los: Sie fürchten um ihre Jobs und wollen dagegen kämpfen. Unterstützt wurden sie bei ihrem Marsch unter anderem vom neuen rheinland-pfälzischen Sozialminister Alexander Schweitzer, von Wirtschaftsministerin Eveline Lemke, Landtagsabgeordneten beider Rheinseiten sowie den Oberbürgermeistern aus Andernach und Neuwied.

Der Mutterkonzern ThyssenKrupp soll durch Fehlentscheidung in Übersee einen zweistelligen Milliardenbetrag in den Sand gesetzt haben. Die zur Kompensation nötigen Strukturmaßnahmen betreffen auch das Rasselstein-Werk Neuwied mit den rund 350 Beschäftigten. Mittelbar könnte von einer Schließung auch das Werk in Andernach betroffen sein. Wie auf den Plakaten der demonstrierenden Beschäftigten zu lesen war, setzt sich bei diesem Sachverhalt verständlicherweise die Meinung fest, dass man für Managementfehler zu zahlen habe.

Vor dem Werkstor in Andernach trafen die Neuwieder Rasselsteiner auf ihre circa 2.500 Kollegen, um gemeinsam zur nicht-öffentlichen Betriebsversammlung zu gehen, auf der, so wurde befürchtet, unangenehme Neuigkeiten zu Gehör gebracht würden.

Pressekonferenz mit zwei Ministern in Neuwied

Am Morgen wurde zunächst zu einer Pressekonferenz ins Neuwieder Rathaus geladen - übrigens ein ehemaliger Verwaltungsbau des Konzerns. Oberbürgermeister Nikolaus Roth berichtete von einer gemeinsamen Erklärung des Stadtrates am Vortag „zu den Schließungsabsichten des Vorstandes der ThyssenKrupp AG / ThyssenKrupp Steel Europe betreffend die Rasselstein Verwaltungs GmbH, Werk Neuwied“. Die Ankündigung zur Schließung des Neuwieder Werks wird vom Stadtrat „mit Empörung und Unverständnis zur Kenntnis genommen“.

„Das hat die Belegschaft nicht verdient“

Markus Eulenbach (IG Metall) sagte, auch die Geschäftsleitung sei zur Pressekonferenz eingeladen worden. Dass keine Zusage erfolgte, „mag vielleicht ein Zeichen sein“. Alexander Reuschenbach, Betriebsrat in Neuwied, machte klar, das Neuwieder Werk solle komplett dicht gemacht werden. Das sei alleine wegen der erforschten neuen Produkte „unverständlich“. Zudem habe man bereits auf den Einbruch in der Autoindustrie reagiert. „Das hat die Belegschaft nicht verdient.“

Wilfried Stenz, Betriebsrat in Andernach und zugleich stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender, unterstrich die Verzahnung der beiden Werke Andernach und Neuwied. So sei etwa eine „Walzhilfe“ bisher aus Neuwied geliefert worden. Rasselstein, so Stenz, sei ein „Wertebringer“ im gesamten Konzern, der „zerschossen“ würde.

Ministerin Lemke sagte, „es ist uns wichtig, dass der Standort erhalten bleibt“. Nach einem Treffen mit der Konzernspitze zeigt sie sich „enttäuscht, dass die strukturelle Marktbereinigung einiges vermissen lässt“. Aus ihrem Ministerium bot sie Hilfe an. Ihr Kabinettskollege Schweitzer sagte, in Mainz betrachte man die Situation „mit Sorge“. Es sehe aus, „als ob man sich verhoben hat“. Unterstützung werde es geben, aber man müsse sich dagegen wehren, dass die Situation der Werksschließung überhaupt eintritt.

Aus dem Konzern hieß es, so der Konzernbetriebsratsvorsitzende, verschiedene Optionen würden geprüft. Doch ThyssenKrupp verschweige „hausgemachte Probleme“. Eveline Lemke erzählte, der Konzernchef sei überrascht gewesen angesichts der im Ministerium vorhandenen „Man Power“, um zu helfen. „Dieser Standort ist nicht verloren“, sagte sie. Die wertvollen Fachkräfte seien da. Zudem sei eine Stilllegung grundsätzlich mit großen Kosten verbunden.

WPA

Die Rasselsteiner zeigten sich kampfbereit, um den Standort zu erhalten. WPA
Sozialminister Alexander Schweitzer (2.v.r.), Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (roter Mantel), Landtagsabgeordnete und Oberbürgermeister unterstützten die Rasselsteiner bei der Demonstration.

Sozialminister Alexander Schweitzer (2.v.r.), Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (roter Mantel), Landtagsabgeordnete und Oberbürgermeister unterstützten die Rasselsteiner bei der Demonstration.

Von Weißenthurm aus zogen die Neuwieder Rasselsteiner zum Andernacher Werk.

Von Weißenthurm aus zogen die Neuwieder Rasselsteiner zum Andernacher Werk.

Pressekonferenz im Neuwieder Rathaus: (v.l.) Ministerin Eveline Lemke, IG-Metall-Bevollmächtigter Markus Eulenbach, Minister Alexander Schweitzer.

Pressekonferenz im Neuwieder Rathaus: (v.l.) Ministerin Eveline Lemke, IG-Metall-Bevollmächtigter Markus Eulenbach, Minister Alexander Schweitzer.

Die Rasselsteiner zeigten sich kampfbereit, um den Standort zu erhalten. Fotos: WPA

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