
Am 20.11.2012
PolitikEin Schlossherr reist von dannen
Thomas Gottschalk sucht einen Käufer für Schloss Marienfels
Remagen. Reich gesegnet an Schlössern ist Remagen am romantischen Mittelrhein. Hoch oben liegt Schloss Ernich, das einst Anfangs des 20. Jahrhunderts von derer von Gulliaume errichtet worden ist. Tief im Calmuth-Tal liegt das gleichnamige Jagdschlösschen, das sich heute im Besitz von Sonnenkönig Frank Asbeck befindet. Wettkönig Thomas Gottschalk liebte es, eigenen Angaben zufolge, nach der stressigen Fernseharbeit erholende Waldspaziergänge im eigenen Forst von Schloss Marienfels zu unternehmen. Jetzt will der Mann, der auch seiner Wettserie den Rücken gekehrt hat, selbiges auch mit Remagen tun.
Über sechs Millionen Euro Kaufpreis
Für mehr als sechs Millionen Euro soll das Schloss am Eingang des Calmuth-Tales unter den Hammer kommen. Wer Interesse hat, die 14 Räume, die von Gottschalk-Gattin Thea liebevoll hergerichtet wurden, samt Inventar zu bewohnen, der kann sich gerne mit dem Maklerbüro Engel & Völkers aus Bad Neuenahr-Ahrweiler in Verbindung setzen. Einer Besichtigung des 1859 von dem Uerdinger Zuckerfabrikanten Eduard Frings erbauten Gemäuers hoch über dem Rhein, wird sicherlich nichts im Wege stehen. Auf 800 Quadratmetern Wohnfläche mit Wintergarten und marmornen Bädern lässt es sich sicherlich vortrefflich leben. Die Aussicht von der weitläufigen Terrasse über das Rheintal mit Blick fast bis zum Kölner Dom hat Einzigartigkeitscharakter. Mehr als zwei Millionen Euro haben die Gottschalks in den acht Jahren ihres Besitzes in den prächtigen schlossartigen Schnitzler-Bau gesteckt, rauschende Feste sind allerdings in dieser Zeit an Remagens Bevölkerung vorbei gegangen.
Auch die Gottschalks werden in Remagen nicht allzu sehr vermisst werden. Wahrgenommen wurden von den Bürgern zwar häufig breit angelegte Pressekampagnen über den Wettkönig und seinen Wohnsitz am Rhein, Thomas und Thea nahmen aber eher selten am Leben in der alten Römerstadt teil. Im Oberwinterer Hafen lief Gottschalk ab und zu auf, hatte er dort doch ein prächtiges Freizeitboot liegen.
Imagewert für Remagen
Remagens Bürgermeister Herbert Georgi trauert dem Wettkönig allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinterher. Zwar habe man immer Rücksicht auf die Privatsphäre des 62-jährigen Entertainers genommen, doch der Imagewert, den Gottschalk für Remagen gehabt hätte, sei nicht zu unterschätzen, ließ der Stadtchef verlauten. So sei es sicherlich nicht von ungefähr gekommen, dass sich Prominente wie Frank Asbeck, der Regisseur Ulrich Felsberg auf Ernich oder Jörg Haas mit dem Rolandsbogen so in und für Remagen engagierten. Dieses sei sicherlich auch der Anwesenheit von Thomas Gottschalk zu verdanken.
Spektakuläre Rheinlandschaft
Dass es rund um Remagen so prächtige Bauwerke gibt, ist allerdings allein der spektakulären Rheinlandschaft zu verdanken. Sie brachte der Stadt am Rhein bereits im 19. Jahrhundert den touristischen Aufschwung. Die sogenannte bessere gute Gesellschaft aus dem Schmelztiegel des Ruhrgebietes, der Stadt Köln und dem preußischen Berlin zog es förmlich an den Rhein. Der Zuckerfabrikant hatte damit mit seinem Einzug ins Schloss 1860 den Anfang gemacht. Die Gebrüder Gulliaumes, die zuerst nach Bad Godesberg in die heutige „Deichmanns-Aue“ gezogen waren, folgten 1904 mit dem Bau von Schloss Ernich. 1907 übernahm Otto von Guillaume, der Millionen mit der Verlegung von Überseekabel gemacht hatte, auch Schloss Marienfels. Ältere Remagener werden sich noch an die Aussicht auf den Rhein erinnern, denn als das Schloss 1936 in den Besitz des Türenfabrikanten Otto Becher überging, tummelte sich auch die heimische jugendliche Bevölkerung in den herrlichen Räumen. Der „Patron“ erfreute sich durch sein offenes Wesen zu Bürgern und seinen Arbeitern großer Beliebtheit. In den Jahren 1949 bis 1952 siedelte sich das Trickfilmstudio Fischerkoesen, die später nach Mehlem umzogen, in unmittelbarer Nähe der der damaligen Internationalen-Film-Union auf dem Schloss an. Als der Exzentriker Paul Spinat, der später auf die Drachenburg zog, das Schloss erwarb, schlossen sich die Tore am Eingang des Tales für Unbefugte. Burgenkönig Herbert Hillebrand widmete das Schloss seiner Tochter Katharina, allerdings lediglich von 1989 bis 1994, dann zog die Republik Kasachstan kurzfristig oben ein.
Nach dem Zusammenbruch des Hillebrand-Imperiums gab es im November 1994 die Schlagzeile: Wettkönig zieht auf Schloss Marienfels. Zum Schloss gehörten rund 100 000 Quadratmeter Wald und Park, dessen Umzäunung nicht unumstritten war. Die Gottschalks werden wohl weiter im kalifornischen Malibu ihren Wohnsitz haben, zwischenzeitlich in Düsseldorf, Berlin oder München Residenz nehmen. Remagen werden Steuereinnahmen verloren gehen, ein interessierter VIP-Bürger nicht.
AB

Vom Rhein aus bietet das Schloss Marienfels ein prächtiges Bild und ist mit dem Besitzer Thomas Gottschalk eine Touristenattraktion.

Lucina Treter aus Kripp war mit ihrer Kunstturnschule zu Gast in der Gottschalk-TV-Schau „Wetten dass“.