Menschen mit Handicaps im Job integrieren
Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen informiert zur Woche der schwer-behinderten Menschen - Potenzial für Betriebe
Region. Der Rollstuhlfahrer kurvt ohne Hindernis bis zum Schreibtisch. Die blinde Kollegin sitzt am PC und lauscht der Computerstimme, die ihr Mails vorliest. Der Diabetiker kann sich darauf verlassen, dass sein Team bei einem „Zuckerschock“ Erste Hilfe leistet: Dank barrierefreier Bauten, moderner Technik und gutem Miteinander haben viele Menschen mit den unterschiedlichsten Handicaps ihren Platz im Berufsleben gefunden. Aber: Für manche ist eine Behinderung noch immer das Stoppschild auf dem Weg in den Job. Um sie zu integrieren, kann und muss noch einiges getan werden. Darauf weist die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen in der bundesweiten „Woche der Menschen mit Behinderung“ (2. bis 6. Dezember) hin.
Es gibt viele Betriebe, die mit gutem Beispiel voran gehen, betont Agenturleiterin Ulrike Mohrs. „Doch es gibt auch noch viele Vorbehalte.“ Und die gelte es abzubau-en. Denn: „Viele Branchen und Betriebe suchen schon heute Fachkräfte, und dieser Bedarf nimmt sogar noch zu. Deshalb sollte sich der Blick auch auf dieses Potenzial richten. Handicaps können fast immer organisatorisch oder durch moderne Technik ausgeglichen werden. Am passenden Arbeitsplatz sind behinderte Menschen genau so leistungsfähig wie nicht behinderte. Und wenn dieser Platz gefunden ist, profitieren beide Seiten - Arbeitgeber und Arbeitnehmer!“
Im Agenturbezirk Koblenz-Mayen - zu dem neben der Stadt Koblenz die Landkreise Mayen-Koblenz, Ahrweiler und Cochem-Zell gehören - sind Ende November 645 schwerbehinderte Menschen arbeitslos gemeldet. Damit gehören rund 5 Prozent aller Menschen ohne Job zu dieser Personengruppe. Die meisten von ihnen bringen gute Voraussetzungen für einen beruflichen Neuanfang mit, denn mehr als die Hälfte kann eine berufliche, schulische oder sogar akademische Ausbildung vorwei-sen - bei den nicht schwerbehinderten Arbeitslosen können das deutlich weniger von sich behaupten. Das sei wohl auch der Grund, warum schwerbehinderte Ar-beitnehmer kaum ein erhöhtes Risiko haben, den Job zu verlieren, meint Ulrike Mohrs. „Wenn dies doch geschieht, bleiben sie aber meist länger arbeitslos als Personen ohne Beeinträchtigung.“ Jeder dritte Schwerbehinderte ohne Job ist des-halb langzeitarbeitslos, in der Stadt Koblenz sind es sogar 60 Prozent. Und auch bei der Altersstruktur gibt es deutliche Unterschiede. Unter den Arbeitslosen mit Handicap sind mehr als die Hälfte über 50 Jahre alt, unter den übrigen ist es lediglich ein Drittel. „Zum Teil liegt dies allerdings in der Natur der Sache“, erklärt die Agenturleiterin. „Die Wahrscheinlichkeit, chronisch krank zu werden oder nur noch eingeschränkt arbeitsfähig zu sein, steigt schließlich mit dem Alter.“
Doch auch wenn sich Ursachen manchmal so einfach erklären lassen, macht dies die Situation der Betroffenen nicht leichter. „Am Ende ist es oft nicht allein die Be-hinderung, die die Integration ins Berufsleben hemmt, sondern es kommen viele Dinge zusammen.“ Die Arbeitsagentur arbeitet deshalb bei der Integration schwerbehinderter Menschen nicht nur eng mit den Jobcentern in Koblenz, Cochem und Ahrweiler zusammen, sondern ist auch Teil eines Netzwerkes, zu dem etwa Ren-tenträger, Fachdienste, Reha-Einrichtungen und Beratungsstellen gehören.
Außerdem gibt es gesetzliche Regelungen, die die Integration erleichtern sollen. So sind Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen gesetzlich verpflichtet, mindes-tens 5 Prozent dieser Stellen mit Behinderten zu besetzen. Allerdings kaufen sich noch immer viele Betriebe lieber von dieser Auflage frei, als sie zu erfüllen. Auch dies führt Ulrike Mohrs in vielen Fällen auf einen Mangel an Information zurück. Bei Arbeitsagentur und Jobcentern gibt es deshalb nicht nur besondere Fachkräfte, die sich um die Betreuung der schwerbehinderten Arbeitslosen kümmern. Drei Integrationsfachkräfte haben sich darauf spezialisiert, Arbeitgeber in allen Fragen zu beraten, die sich rund um die Einstellung schwerbehinderter Mitarbeiter ergeben können. Dort, wo sie selbst nichts ausrichten können, stellen sie den Kontakt zum jeweiligen Fachdienst her. Für Agenturleiterin Mohrs ist dies ein weiterer Baustein wenn es darum geht, das Potenzial schwerbehinderter Menschen für den Arbeitsmarkt nutzbar zu machen. „Jenseits ihrer Behinderung sind diese Menschen sehr oft wertvolle Arbeitskräfte mit kostbarem Fachwissen, das in einem langen Berufsleben erworben wurde. Genau wie bei jeder nicht behinderten Fachkraft auch.“ Und: „Wir sollten nicht vergessen, wie schnell Krankheit oder Unfall jeden von uns zum Schwerbehinderten machen kann. Behinderte Menschen so weit wie möglich in die Gesellschaft zu integrieren, sollte auch deshalb in unser aller Interesse sein.“
Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit
