Volles Haus bei stimmungsgeladenen Sitzungen des Nickenicher Carneval-Vereins
5 x 11 Jahre ausgelassener Karneval

Nickenich. Vor 5x11 Jahren zählte der Karneval in Nickenich noch nicht zu den Leuchttürmen in der Laacher-See-Region. Nachdem jedoch damals einige Idealisten den Nickenicher Carneval-Verein 1959 e.V. (NCV) ins Leben gerufen hatten, konnte in der Pellenzgemeinde offenbar niemand mehr die Verbreitung des „Bazillus Karnevalis“ aufhalten. Traditionell stand die beiden Kappensitzung der Gesellschaft auch in diesem Jahr für ausgelassene Narretei und pellenz-rheinischen Humor. Mit sehenswerten Darbietungen ihrer zahlreichen jugendlichen Tänzern wurde die intensive Nachwuchsarbeit des Vereins deutlich - ist doch jeder Vierte der über 450 NCV-Narren ein Kind oder ein Jugendlicher. Gelungen, das Debüt von Timo Dietz, als Sitzungspräsident, der nach der Vorstellung durch den Präsidenten des Elferrates, Achim Böffgen, gleich mit einem originellen Gag startete. Aufgrund eines „Mikrofon-Problems“ sprach er mit der Stimme seines Vorgängers, Thomas Müller, der 23 Jahre die Kappensitzungen des NCV moderierte. Vor dem neuen, maritim gestalteten Bühnenbild, über dessen Narrenschiff die Aussage „Wir sitzen alle im gleichen Boot“ prangte, startete Timo Dietz dann die Reise über das Narren-Meer. In ihren blau-weißen Uniformen wirbelte die Nachwuchsgarde über die Bühne der vollen Pellenzhalle und ertanzte sich ihren verdienten Applaus. Lässig präsentierte Niklas Laux Anekdoten aus dem Tagebuch eines Freundes, der sich zum Beispiel wunderte, dass es auf dem Jakobsweg keinen Kaffee gab und dies als „Krönung“ bezeichnete. Pointen, die erst „sacken“ mussten. Freunde des Dirndls und volkstümlicher Musik kamen beim hinreißenden Tanz des „NCV-Gemüses“ auf ihre Kosten. Kathrin Müller und Marina Heuft nahmen als „Kättsche und Märrie in de Jass“ nicht nur so manche Begegnung aufs Korn, sie verteilten auch Kondome an den Elferrat. „Die Dorftratsch“, Frederik Leersch, zeichnete verantwortlich für Lokalkolorit. In überzeugender Reimform nahm er, betont diskret, so manche Persönlichkeit des Ortes aufs Korn. Am Ende seines Vortrages musste ihm der Sitzungspräsident dennoch den Mund zukleben und somit Zensur walten lassen. Timo Dietz rief dann seine Vorstandsdamen und Vertreterinnen des Möhnenvereins Nickenich auf die Bühne, um diesen sowie den ehrenamtlichen Handwerkern für ihre Initiative und ihr Engagement im Zusammenhang mit der Schaffung des neuen Bühnenbildes zu danken. Vor der neuen Kulisse konnte „Freddy“ Leersch mit einem Piratenlied nun auch seine gesangliche Qualität unter Beweis stellen. Die „Große Garde“ mit Tanz-Mariechen Kathrin Müller ließ erahnen, welche Trainingsarbeit vor der Präsentation einer perfekten Gardetanz-Darbietung liegen muss. Als erfahrener Büttenredner berichtete Neu-Präsident Timo Dietz pointenreich und frei aus seinem „Junggesellen-Leben“. Lust auf eine Safari bekamen die Zuschauer beim beeindruckenden Auftritt der Tanzgruppe „No Name“, die mit ihren farbigen Tier-Kostümen und liebevollen Gesichtsbemalungen direkt „aus em Büsch“ kam. Ein fantastischer Auftakt der zweiten Sitzungs-Hälfte gelang der Free-Style-Tanzgruppe der SpVgg. Nickenich. In einer aus großen blau-farbigen Tüchern geschaffenen Kulisse tauchten die ansprechend kostümierten Tänzer aus Meereswellen auf und nahmen ihr Publikum mit auf eine Traumreise ins mythische Inselreich Atlantis. Zugabe-Rufe für einen fernsehreifen Auftritt. Nachdem der Elferrat wieder seine Plätze eingenommen hatte, wurde die Pellenzhalle von Party-Fieber ergriffen. Die „Crazy Devils“ erstaunten mit einer zum Teil akrobatischen Choreografie und das, obwohl ihr Tanz noch kurzfristig wegen Ausfall einer Tänzerin umgestellt werden musste. „Pfundkerl“, Thomas Müller, ließ bei seinem Vortrag deutlich werden, was einen erfahrenen Büttenredner ausmacht: ein angemessenes Timing für Pointen und das Einlassen auf sein Publikum. Ihm musste man einfach zuhören. Mit der Darstellung eines lebenden Roulett-Tisches lud die routinierte „Gemischte Tanzgruppe“ die närrischen Gäste zu einer Reise ins Spiele-Paradies Las Vegas ein. Die Rakete des Publikums war verdient. Entertainer Patrick Schmitz, der während der Sitzung für die musikalischen Überleitungen verantwortlich zeichnete, bewies dann auch auf der Bühne wahre Entertainer-Qualitäten. Mit populären Hits heizte er stimm- und präsentationsgewaltig dem Publikum ein, sodass kaum jemand noch auf seinem Stuhl saß. Als dann „Saturday Night Fever“ erklang und die farbige und gut gestimmte Narrenschar erfasste, nahm das Herrenballet alle mit auf eine Zeitreise in die 70er-Jahre und zauberte Disco-Atmosphäre in die Halle. Mit dem Finale, in dem die Mitwirkenden und das Publikum heimatverbunden „Du mein Nickenich, du mein schönes Fleckchen Erde“ anstimmten endete die Frohsinn verbreitende Kappensitzung des zukunftsweisenden NCV. Viele blieben im Anschluss noch zur After-Show-Party, die wohl erst am frühen Morgen zu Ende gegangen sein sollte.

Timo Dietz überzeugte als neuer Sitzungspräsident.

Frederik Leersch zeigte mit seinem Bütten- und Gesangsvortrag Entertainer-Qualitäten.