Kunstprojekt Tischtransaktion vernetzt ganz Rheinland-Pfalz zu einer Tischgemeinschaft

Am getauschten Tische die Kultur der Gastfreundschaft pflegen

Am getauschten Tische die Kultur der Gastfreundschaft pflegen

Region. Die Tische sind getauscht. Die Gäste dürfen kommen. Nach Anruf und Verabredung warten Gastgeber und Gasttische auf Besuch. Dann soll es bunt, kreativ und sehr gesellig zugehen bei der „Tischtransaktion RLP“, die ganz Rheinland-Pfalz zu einer Tischgemeinschaft vernetzen will. Nachdem Karin Meiner, Künstlerin aus Burgbrohl, und ihr Kölner Kollege Boris Nieslony das ungewöhnliche Kulturprojekt ans Laufen gebracht haben, kommt es darauf an, was sich rund um die getauschten Tische tut wird. Denn nach dem Pilotprojekt 2012 im nördlichen Landesteil haben Meiner und Nieslony diesmal Menschen in ganz Rheinland-Pfalz aufgefordert, ihren Ess-, Küchen- oder Couchtisch mit einem anderen für sechs Wochen zu tauschen und während dieser Zeit Gäste zu empfangen.

In der Zeit bis zum Donnerstag, 15. Mai besuchen sich aber nicht allein die Tisch-Tauscher gegenseitig. Sie konnten beim Projekt nur mittun, wenn sie bereit waren, ihre Wohnstatt rund um den getauschten Tisch für andere, ihnen nicht bekannte Menschen zu öffnen. „Genau das ist gewollt, die Erweiterung der Begegnungen“, sagt Projektorganisatorin Meiner. Daher kommen, weil die Kunst es so will, auch all diejenigen als Gäste infrage, die aus den Medien, durch Flyer und soziale Netzwerke vom Projekt erfahren.

Reizvolles Reinschnuppern

„Wäre es nicht interessant, bei Unbekannten zuhause reinzuschnuppern? Mit ihnen am Tisch sitzen, klönen, essen, Meinungen austauschen, Gemeinsamkeiten entdecken“ - das kann erlebt werden an Tischen, die in den vergangenen zwei Wochen ihren Standort verlagert haben, etwa von Saffig in die Südpfalz, von Koblenz nach Kirchwald, von Burgbrohl nach Essingen oder Traben-Trabach nach Brenk sowie von Kail in der Eifel nach Bad Breisig am Rhein. Allein im Kreis Ahrweiler sind getauschte Tische außer in den bereits genannten Orten auch in Brohl-Lützing, Grafschaft, Mayschoß, Schalkenbach, Sinzig, Waldorf und in Wassenach anzutreffen. Für hiesige Bewohner mag es aber vielleicht reizvoller sein nach Lahnstein, Trier oder Saarburg auszuschwärmen.

„Und wie verändert ein fremder Tisch das eigene Heim? Wie reagieren die Freunde darauf? Welche Ideen löst das ungewohnte Möbel aus? Da kann ungeheuer viel passieren“, hat Meiner bereits beim Pilotprojekt erfahren, zum Beispiel Treffs in ganz neuer Atmosphäre von Feiern und Spielen bis zum überraschenden Wohnzimmerkonzert.

Von alleine klopft die Welt nicht an

„Das Projekt lebt davon, dass die Beteiligten es rege gestalten“, betont die Organisatorin und erklärt: „Ich bin begeistert von der Abenteuerlust, Neugierde, Offenheit mancher Tischtauscher, die bereit sind, wirklich volle Pulle ihren zentralen Tisch zu tauschen und die Gastfreundschaft zu pflegen.“ Allein schon die Anwesenheit des fremden Objektes verändere den Alltag. „Da kommt ein neuer Gegenstand und schon ist man voller Erwartung. Aber man muss auch aktiv sein. Es ist nicht so, dass man in seinem Büdchen sitzt und schon klopft die Welt an“, so Meiner. Vielmehr sollen sich die Tischtransakteure etwas einfallen lassen und potenzielle Gäste nicht zögern, sich bei ihnen zu melden. Denn ein weiteres Mal wird es die Aktion mit Künstlerin Meiner nicht geben. Flyer mit den Kontaktdaten der Tisch-Gastgeber liegen derzeit überall im Land in Kulturinstitutionen und Verwaltungen aus und sie können über das Internet von dem Auftritt blog.tischtransaktion.de heruntergeladen werden. Außerdem haben Netzwerkpartner parallel zur Tischtausch-Gastfreundschaft insgesamt 13 Tisch-Projekte ins Leben gerufen. Eines ist „Zu Tisch bei Arp“ im Bahnhof Rolandseck auf der Terrasse des Bistros interieur no. 253. Dort steht vom bis zum Donnerstag, 15. Mai der Tisch des berufsintegrativen Projekts JUWEL bereit. Für Donnerstag, 17. April um 15 Uhr laden Arp Museums-Kuratorin Jutta Mattern und Ausstellungsassistentin Sylvie Kyeck zum Gespräch am gedeckten JUWEL-Tisch.