Hospiz macht Schule - GS Martinschule Andernach
Mut zum Weinen und Trauern

Andernach. Was passiert mit der Seele, wenn ein Mensch stirbt? Wie kann ich einen Freund trösten, der um einen Angehörigen trauert, waren nur einige der Fragen die die Kinder der Grundschule Martinschule Andernach, fünf Tage lang beschäftigte. Denn eine Woche lang standen das Sterben, der Tod und die Trauer im Mittelpunkt der Klasse 4 a. Das Projekt „Hospiz macht Schule“ bot einen geschützten Rahmen, in dem die 19 Schülerinnen und Schüler Fragen zu den Themen Sterben, Tod und Abschied nehmen stellen konnten, die ihnen so gut wie möglich von sechs ehrenamtlichen Hospizhelfern der Hospizbewegung Andernach-Pellenz e.V. beantwortet wurden.
„Die Antworten wurden jeweils den Fragen der Kinder angepasst“, betont Dorothee Schünemann-Diederichs, Leiterin des Projekts. „Die Kinder haben zu diesem Thema ihre ganze eigene Vorstellung. Deshalb sei es den Helfern wichtig, die Kinder da abzuholen, wo sie gerade stehen und ihnen keine Meinung vorzugeben.
Bevor die Mitarbeiter der Hospizbewegung zu den Kindern kamen, fand ein Elternabend statt, bei dem Väter und Mütter mit den Themen vertraut gemacht wurden.
Nach den Projekttagen erklärten die Kinder mit eigenen Worten ihre Arbeit
An den fünf Projekttagen standen schließlich die Themen „Werden und Vergehen“, Krankheit und Leid“, Sterben und Tod“, „Traurig sein“ und „Trösten und Trost“ im Mittelpunkt. Die Kinder erarbeiteten diese Themen in kleinen Gruppen mit höchstens fünf Schülern unter Anleitung je einer Hospizhelferin. Nach fünf Tagen hatten die Viertklässler nicht nur gelernt, was ein Bestatter macht, sondern auch Wege gefunden, ihre Gefühle auszudrücken. Auf ihrer Abschlusspräsentation mit den Eltern erklärten sie mit eigenen Worten ihre Arbeiten. Ihre Gefühle drückten sie mit kräftigen Farben aus. So stand beispielsweise gelb für Glück, blau für Wut und ein lilafarbener Stern für Traurigkeit. Dorothee Schünemann-Diederichs betont, dass es für die Kinder wichtig sei, zu lernen dass Gefühle nicht unterdrückt werden müssen, und das es normal sei, dass man beim Verlust eines geliebten Menschen neben Trauer, auch mal Wut empfinden kann. Auch ihre Vorstellungen vom Jenseits demonstrierten die Kinder plakativ. Dabei spielte der Himmel bei vielen Kindern eine wichtige Rolle. So malte Joshua beispielsweise einen Verstorbenen, der gen Himmel fliegt und dort von Gott in Empfang genommen wird. Auch Fragen zu Krankheiten beschäftigten die Neun- bis Zehnjährigen mehr, als man vermuten würde. So wollten sie von der Kinderärztin Dr. Pudelko-Groh, die das Projekt an zwei Tagen begleitet hatte, wissen ob es Mittel geben Krebs gebe und was mit dem Körper passiert, wenn man ins Koma fällt. Klare Vorstellungen von dem, was ihnen gut tut, wenn sie selber krank sind, hatten die Kinder ebenfalls. Neben „nicht zur Schule gehen“ und PS3 spielen, war den meisten auch wichtig, dass ihre Eltern dann zu Hause sind und sich um sie kümmern. Dass man Trauernde trösten kann, indem man sie in den Arm nimmt oder gemeinsam mit ihnen weint, stellten Anton, Simon und Julius dar. „Den Kindern die Angst davor zu nehmen, trauernde Menschen zu trösten aus Angst etwas Falsches zu tun oder sagen, war für Schünemann-Diederichs ein ganz besonders wichtiger Punkt.
Schulleiterin Dorothea Calovini betonte, dass eine Grundschule mehr sei, als nur Lesen und Schreiben. Sie habe auch die Aufgabe, Kindern die Möglichkeit zu bieten, sich als Persönlichkeit weiterzuentwickeln. So werde an der Martinschule im kommenden Monat noch eine weitere Klasse an diesem Projekt teilnehmen. Bernhard Ickenroth, Vorsitzender des Fördervereins Hospizbewegung lobte das Engagement der Martinschule. „Nicht alle Schulen haben den Mut dieses Projekt durchzuführen.“
Abschließend sangen die Kinder noch als Abschiedslied „Der Himmel geht über uns alle auf“. Dabei knüpften sie bunte Tücher zu einem Kreis, die sie in die Hände nahmen und im Kreis weiterreichten. Jedes einzelne Kind wurde in diesem Lied mit seinem Vornamen genannt, stand für einen Moment im Mittelpunkt und wusste sich in der Gemeinschaft geborgen.

Das Erlernte wurde von den Kindern mit eigenen Worten wiedergegeben.

Bildlich wurde das Thema auch festgehalten und die Kinder drückten ihre Gefühle mit kräftigen Farben aus.