Rückschnitt von Straßenbäumen in Waldorf

„Was ist hier schief gelaufen?“

„Was ist hier schief gelaufen?“

Zwei Bäume, die unsachgemäß geschnitten wurden. Rechts ist eine noch verschonte Linde zu sehen. privat

Wie auch im Vorjahr wurden kürzlich in Waldorf die Kronen zahlreicher Straßenbäume eingekürzt. Da das Vorjahresergebnis katastrophal war, entschloss sich nach unserem Kenntnisstand der Gemeinderat zu Recht dazu, den diesjährigen Auftrag zum Rückschnitt an eine Firma zu vergeben, die nach den anerkannten Regeln der so genannten „ZTV-Baumpflege“ arbeitet. Das Ergebnis spricht leider eine andere Sprache.

Was ist aus den Bäumen geworden? Die berechtigte Forderung der Anwohner nach einer Verkleinerung der Baumkronen wurde erfüllt. Unter der Vorgabe, dass die Bäume nach einer Schnittmaßnahme wieder recht schön klein werden sollten, wurden diese allerdings bar jeder baumpflegerischen Vernunft zurechtgestutzt. Kein Baum jedoch verträgt diese Form des Rückschnitts, ohne dass es zu massiver Fäulnisbildung kommt.

Die sichtbaren und traurigen Ergebnisse des letzt- und des diesjährigen Rückschnitts offenbaren leider, dass das ausführende Unternehmen sich eindeutig nicht an geltende Regeln der Baumpflege gehalten hat. Die Kronen wurden erheblich zu stark reduziert, teilweise wurden 70 bis 80 Prozent des Kronenvolumens entfernt. Hierbei wurde massiv gekappt, und es wurden Aststummel von Starkästen belassen, manche Äste wurden stammparallel entfernt, statt sie auf sogenannte Zugäste abzuleiten oder auf Astring zu schneiden. Dies öffnet Fäulnispilzen Tür und Tor. Die besagte Intensität des Rückschnitts im Winterhalbjahr provoziert zwingend eine Vielzahl von sogenannten Wasserschossen, die, weil jährlich meterlang wachsend, die Bäume in wenigen Jahren wieder zu alter Größe bringen. Dies geht mit einer kompletten und endgültigen Zerstörung der baumtypischen und ästhetisch ansprechenden Baumform einher. Zugleich werden diese Wasserschosse, da sie nach ein paar Jahren unglaublich lang und schwer werden und zudem an faulenden Aststummeln sitzen, zu einer Gefahr für Sachen und Personen.

In aller Regel müssen die Kronen dieser Bäume in den nächsten Jahren öfters nachgepflegt werden, was hohe Kosten verursachen wird. Manche Bäume werden ihre Behandlung erst gar nicht überleben.

Wir sind überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit der Waldorfer Bürger sich an Straßenbäumen, soweit sie nicht zu groß sind, auch in Zukunft erfreuen möchte. Viele Waldorfer Straßenbäume sind jedoch zu einer Karikatur verkommen. In wenigen Jahren ist ein Teil dieser Bäume nicht mehr verkehrssicher und muss ersetzt werden. Das Kind ist in den Brunnen gefallen.

Jeder Leserin und jedem Leser steht es frei, sich von der Angelegenheit selber ein Bild zu machen. Zu dem Thema gibt es darüber hinaus ausreichend qualifizierte Fachliteratur und Internetseiten.

Dipl.-Biologe Christoph Vanberg

und Erwin Plath

Naturschutzgemeinschaft

Vinxtbachtal e.V., Waldorf