Die LitGruppe im SNW lädt ein

Die Renaissance - ein Streifzug

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Europa blickte bereits im Mittelalter auf die Antike, aber erst im Spätmittelalter wurden verschollene Texte wieder entdeckt. Und diese Entdeckung war buchstäblich ein abenteuerliches Unterfangen. Der italienische Humanist Poggio Bracciolini (1380 bis 1459) studierte zunächst die Notarkunst. In diesen Jahren bekam er Kontakt zu florentinischen Humanisten. Viele Stationen später wirkte er in Rom als apostolischer Sekretär. In dieser Funktion nahm er am Konstanzer Konzil (1414 bis 1418) teil. Während des Konzils wurde sein Chef, der Gegenpapst Johannes XXIII abgesetzt und Poggio war seinen Job los. Diese Zeit nutzte er und wanderte durch Frankreich und Deutschland, um in Bibliotheken und Klöstern nach antiken Texten zu suchen, die in Italien nicht auffindbar waren. Seine Suche war sehr erfolgreich. Er fand verlorengeglaubte Texte von Cicero und Tacitus und viele andere mehr. In einem deutschen Kloster fand Poggio das verschollene Lehrgedicht „De rerum Natura“ des römischen Dichters Titus Lucretius Carus (circa 99 bis 53 v.u. Z.), genannt Lukrez. Dieses Lehrgedicht mit rund 7.800 Strophen beeinflusste nach und nach bis in die heutige Zeit die Malerei, die Literatur, die Philosophie, die Musik und die Naturwissenschaften. Genannt seien unter anderem Montaigne, Voltaire, Goethe aber auch Marx und Einstein. Thomas Jefferson zum Beispiel, einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten, war von Lukrez besonders beeindruckt. Er besaß mindestens fünf Ausgaben des Lehrgedichtes. Es war eines seiner Lieblingsbücher. Lukrez bestärkte Jefferson auch in vielen seiner Überzeugungen. Diese haben ihre Spuren auch in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 hinterlassen. Dort steht „Ziel einer Herrschaftsform sollte nicht nur die Sicherung von Leib und Leben seiner Bürger sein, sondern auch deren Streben nach Glückseligkeit“. Durch diesen spannenden Streifzug führt Anne Pförtner in der nächsten Veranstaltung der LitGruppe im SNW, und zwar am Donnerstag, 8. November um 15.30 Uhr in der Villa Sibilla. Am Thema Interessierte sind eingeladen.