Rotwildbestände im Bereich des Kesselinger Tals
Hohe Rotwilddichte im Kesselinger Tal wird zu Problem
Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Weinbau und Forsten nimmt Stellung
Region.Seit Jahren klagen Waldbesitzer aus dem Bereich Ahrweiler über einen, insbesondere in der Region des Kesselinger Tals, zu hohen, den natürlichen Lebensraumverhältnissen nicht angepassten Rotwildbestand, der zu hohen Schäden im Wald führt.
Die Umsetzung waldbaulicher Zielsetzungen ist dadurch in weiten Teilen gefährdet oder gar unmöglich.
Zunehmend klagen auch Landwirte und sogar Inhaber von Gartengrundstücken über Schäden durch Rotwild, insbesondere im Winter, wenn das Nahrungsangebot jahreszeitlich natürlich begrenzt ist.
Die Jagd- und Forstverwaltung fordert daher eine Anpassung der weit überhöhten Rotwildbestände an das in normalen Wintern bestehende natürliche Nahrungsangebot als vordringliche Aufgabe der vor Ort verantwortlichen Jägerinnen und Jäger.
Im letzten Winter hat sich die Situation zugespitzt. Bereits Mitte Januar 2013, als noch keine außergewöhnlichen Witterungsbedingungen herrschten und eher von einem milden Winter auszugehen war, bestand vor allem im Bereich des Kesselinger Tals für den vorhandenen sehr hohen Rotwildbestand ein angespanntes natürliches Nahrungsangebot. Dies führte auch zu verstärkt auftretenden Wildschäden bis in die Ortslagen hinein.
Von Seiten der Jägerschaft wurden im Zeitraum Ende Januar bis Ende März insgesamt fünf verendet aufgefundene Rotwildkälber an das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz in Koblenz zur Feststellung der Todesursache gebracht.
Drei der Tiere stammten aus dem Bereich des Kesselinger Tals, zwei aus dem Landkreis Mainz-Bingen.
Veterinärfachliche Untersuchung
Die veterinärfachliche Untersuchung brachte folgende Ergebnisse.
Alle Tiere waren zwar stark abgemagert, hatten jedoch einen gut mit geästem Grünfutter gefüllten Pansen. Bei der Sektion stellte sich heraus, dass die Rotwildkälber hochgradig mit Endoparasiten (Würmern) befallen waren, die im Körper als bedeutender „Nahrungskonkurrent“ agieren und zusätzlich die betroffenen Organe wie beispielsweise Lunge und Darm enorm schädigen.
Ein starker Endoparasitenbefall führt trotz Nahrungsaufnahme zu einer Abmagerung, die weitere Krankheiten begünstigt und im schlimmsten Fall den Tod zur Folge hat.
Für ein Verhungern – aufgrund fehlender Nahrung – gibt es in den vorliegenden Fällen keine Hinweise. Es ist allgemein bekannt, dass die Infektion mit Parasiten wie auch die Ausbreitung von sonstigen Krankheitserregern durch eine dichte Population stark begünstigt wird.
Das zeigten die Schweinepestausbrüche bei Wildschweinen, die Tollwutnachweise bei Füchsen sowie die aktuellen Tuberkulosefälle bei Rotwild in Bayern und Österreich.
Eine dichte Population führt außerdem zu vermehrtem Stress der Tiere (z.B. Rangkämpfe, Revierkämpfe, verstärkte Futtersuche), was für die Konstitution und den gesamten Gesundheitszustand wiederum nachteilig ist. Die Gabe von Futtermitteln würde das Wild an den Fütterungen konzentrieren, dadurch viele zusätzliche direkte und indirekte Kontakte verursachen und den Austausch von Krankheitserregern sowie Neuinfektionen noch gesunder Tiere - hier vor allem über eine Verkotung der Futterplätze - fördern.
Fazit: Die hohe Rotwilddichte im Raum Kesselinger Tal begünstigt die Durchseuchung der Population mit Endoparasiten, stresst die Tiere enorm durch den Kampf um Ressourcen und führt im Ergebnis zu einer kranken und geschwächten Population mit einer hohen Mortalitätsrate. Erhöhte Fallwildzahlen, wie im abgelaufenen Winter aufgetreten, sind hiervon die Folge. Eine Absenkung der Rotwilddichte kann das Problem lösen.
Die Hege der Tiere in verträglichen Dichten ist aktiver Tierschutz!
Dennoch wurde der Ruf der Jägerschaft nach Genehmigung von Fütterungen laut. Dies war bereits Ende Januar Anlass zu einer Gesprächsrunde zwischen Vertretern der oberen und unteren Jagdbehörde, der Forstämter und der Jägerschaft, bei der die Situation analysiert wurde. Die Überlastung der Tragfähigkeit des Lebensraums durch zu hohe Wildbestände wurde anhand der bereits vor dem eigentlichen Beginn des harten Winters eintretenden Knappheit des Nahrungsangebots für das Rotwild deutlich.
Angepasste Wildbestände und Lebensraumbedingungen
Es bestand Einvernehmen, dass nur durch ein ausgeglichenes Verhältnis von angepassten Wildbeständen und Lebensraumbedingungen in Zukunft solche Situationen vermieden werden können. Gleichwohl wurden die im Januar 2013 gestellten Anträge auf Genehmigung von Fütterungen im Bereich des Kesselinger Tals genehmigt.
Für das neue Jagdjahr 2013/14 sind mittlerweile die Abschussplanungen sowie die behördlichen Festsetzungen von Abschussplänen erfolgt.
Die bisherigen Abschussziele im Bereich der alten Hegegemeinschaft „Kesselinger Tal“ wurden im Einvernehmen mit dem Kreisjagdbeirat im Durchschnitt um 30 Prozent erhöht, in einzelnen Jagdbezirken sogar nahezu verdoppelt.
Mit den künftigen Hegegemeinschaften als Körperschaften des öffentlichen Rechts werden in Zukunft neue jagdbezirksübergreifende Rahmenbedingungen entstehen, die zum Hinwirken auf tragfähige Wilddichten zum Beispiel durch revierübergreifende Jagden zu nutzen sind.
Darüber hinaus sollen Konzepte und Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums wirksam initiiert werden. Die Abgrenzung der Rotwildhegegemeinschaften im Bereich des Rotwildbewirtschaftungsbezirks Ahrweiler-Mayen sind mittlerweile bestandskräftig erfolgt, die konstituierenden Versammlungen der Hegegemeinschaften „Barweiler - Aremberg“ und „Hohe Acht - Kesseling“ sind noch vor der Sommerpause geplant.
Pressemitteilung
Dr. Birgit Straubinger
- Für die oberste
Veterinärbehörde -
Frank Ridderbusch
- Für die oberste Jagdbehörde -