Landrat Jürgen Pföhler gab Startschuss - Familienfest - Rock und Wein war Abschlussfestival
Mehr als 1000 Sportler beim Ahrathon
Kreisstadt. Ob in originelle Kostüme gehüllt, amüsiert von einer Weinstation zur anderen laufend, oder doch voller sportlichem Ehrgeiz - die Begeisterung bei der zweiten Auflage des Ahrathons war bei allen Teilnehmern ungebrochen. Am Ende freuten sie sich über das Sieger-T-Shirt mit der Aufschrift „Ich war dabei“, die mehr als 1000 Mittel- und Langstreckenläufer bei der zweiten Auflage des Erlebnismarathons in der Kreisstadt. Blick aktuell war dabei. Von strahlenden Siegern, solidarischen Streckenposten und gestiefelten Piraten.
Optimale Bedingungen
Das Wetter spielte den Athleten dieses Jahr in die Karten. „Das sind perfekte Bedingungen. Nicht zu warm, nicht zu sonnig“, befand ein Sportler aus Köln. Wie er waren die Teilnehmer aus der gesamten Region und sogar aus Dresden, Hamburg, Stuttgart und München angereist, um dabei zu sein. Nachdem Schirmherr Jürgen Pföhler pünktlich um 9 Uhr fast hundert Marathonis auf den 21 Kilometer (Marathonstrecke 42 Kilometer) langen anspruchsvollen Rundkurs schickte, machte sich das Starterfeld auf die Reise entlang der Ahr, durch Ahrweiler und einige Höhenmeter hinauf zum Rotweinwanderweg und schließlich wieder zurück in den Dahliengarten. Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Strecke an einigen Stellen modifiziert. Neu waren auch ein Nordic-Walking-Halbmarathon und eine entsprechende Einsteigerwertung. Alle 3,5 Kilometer erreichten die Läufer Rastplätze, wo nicht nur Wasser, Energydrinks, Bananen, Müsliriegel und Äpfel stärkten, sondern auch insgesamt sechs Weingüter ihre beliebtesten Tropfen anboten und sieben Gastronomen Hunger stillten.
Den Gesamtsieg in der Königsdisziplin sicherte sich Thomas Braukmann. Der Athlet aus Kreuztal bei Krombach lief die meiste Zeit des Rennens einsam an der Spitze, um nach 02:50:34 Stunden und mit mehr als zehn Minuten Vorsprung vor Konrad Branse aus Westum und Florian Sixtus aus Köln das Ziel zu erreichen. Bei den Frauen konnte Annette Frings aus Altenahr ihren Titel verteidigen. Ihre Zeit: 03:33:19 Stunden - fast Bestzeit. Die Schlüsselstelle sei die zweite Runde, „wenn man die große Steigung zum Rotweinwanderweg vor sich hat“, verriet die Läuferin, die sich über sieben Kisten Wein aller Ahrathon-Weingüter freuen konnte. Den zweiten Platz belegte Inge Raabe aus Remscheid. Dritte wurde Diana Hellebrand aus Koblenz. Den Halbmarathon der Frauen gewann Claudia Freudenberg aus Kesseling, die sich gleich am Anfang abgesetzt hatte und mit 13 Minuten Vorsprung vor den Zweit- und Drittplatzierten Jenni Scholzen und Caterina Schneider im Ziel eintraf. Julien Jeandrée vom TuS Ahrweiler meinte: „Die Strecke ist nicht ganz einfach. Es geht immer wieder rauf und runter.“ „Das Mittelstück von Kilometer 5 bis 15“ sei die schwierigste Passage, so der junge Sportler. Dennoch kam er mit der Strecke am besten zurecht, gewann den Halbmarathon der Männer und wurde damit zur Belohnung in Wein aufgewogen, wie im Übrigen alle Gewinner der Königsklassen und des Einzel-Kostümwettbewerbes. Dass er selbst keinen Wein trinke, sei kein Problem. „Ich habe genügend Abnehmer“, sprach’s und ließ sich beglückwünschen.
Im Kostüm unterwegs
Beim Kostüm-Halbmarathon stand der Spaß im Vordergrund: Das illustre Starterfeld reichte von Piraten mit Säbeln, Greisen am Stock und Primaballerinen bis hin zu Neandertalern und Weinbergsküken. Zum besten Kostüm hatte die Jury - bestehend aus dem Dreigestirn der Bad Neuenahrer Karnevalsgesellschaft und Wertungsrichter an der Strecke - drei Winzerinnen mit Kiepen auf dem Rücken, die ihren Namen alle Ehre machten und sich zur Belohnung ein Gläschen gönnten, prämiert.
Ob es schwer gewesen sei mit der Kiepe, wollte Organisatorin Michaela Wolff vom Weingut Sonnenberg wissen. „Ja, nach einer Zeit wurde es unbequem“, so die drei. Wenn die Stimmung ob einer erneuten Steigung aber mal zu kippen drohte, haben die Damen einfach ein Lied angestimmt. „Dann war die Laune schnell wieder gut“, verrieten die Winzerinnen in spe. Das „Weinbergsküken“ gewann in der Einzelwertung und freute sich über einige Flaschen Ahrwein. Nicht weniger originell war das Kostüm von Frank Carbach aus Hürth bei Köln, der sich als Pirat mit Säbel und Stiefeln unter die Läufer gemischt hatte, aber leider ohne Prämierung den Heimweg antrat: „Die Stiefel habe ich letzte Woche sechs Kilometer eingelaufen. Ohne Einlagen geht da nix“, sprach der Kostümläufer aus Erfahrung. Eine Spur schlichter war der Einfall des Teams um Dechant Jörg Meyrer, das als „St. Laurentius Gemeinde 3“ bei der Halbmarathon-Staffel gestartet war. „... die aber, die dem Herrn vertrauen, laufen und werden nicht matt ...“ war das Motto in Anlehnung an einen Satz aus dem Buch Jesaja 40, 31.
Familienfest
Direkt neben der Erlebnismesse im Start-Ziel-Bereich fand das Dorint-Familienfest statt. Auf der Terrasse wurde gemütlich Kaffee getrunken, Kuchen und Würstchen gegessen, während sich die Kinder auf Hüpfburg und einem Bungeetrampolin vergnügten oder beim Bunten Kreis kreativ werden konnten. Umrahmt wurde das Fest mit Auftritten der Kölner Rheinmatrosen, der Tanzgruppe Salt and Pepper, und die Trommelkünstler von The Real Safri Duo heizten mit rhythmischen Klängen ein.
Der Abend gehörte dann dem Abschlussfestival „Rock und Wein“ und bildete zum zweiten Mal den Abschluss für den Erlebnismarathon. Getreu dem Motto „Erst wandern, dann feiern“ tanzten rund 1000 Musik- und Rockbegeisterte zur fetzigen Musik von Hauptact „Streetlife“ und „Soundkitchen“. Ob mitsingen oder mittanzen bei Abba-Klassikern - die Bands boten ein siebenstündiges Konzertfeuerwerk. Für das leibliche Wohl war mit herzhafter Kost bestens gesorgt. Den Besuchern von Rock und Wein bot sich eine außergewöhnliche Weinvielfalt. Alle Ahrathonweingüter, namentlich das Weingut Sonnenberg, das Weingut Adenauer aus Ahrweiler, das Weingut Kurth aus Bachem, das Bad Neuenahrer Weingut Lingen sowie die Dagernova Weinmanufaktur und die Winzergenossenschaft Mayschoß/Altenahr, waren mit einer Auswahl ihrer beliebtesten Weine vertreten. Es war schon Sonntag, als die Letzten das Festivalgelände verließen.
Kein Wunder: Die Organisatoren des Tages, allen voran Michaela Wolff, sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Tages. Ein Team von mehr als 80 Helfern hat den ganzen Tag über für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. „Der Ahrathon gehört zu den Top Ten der Volksläufe in Rheinland-Pfalz“, erklärte Michaele Wolff gegenüber Blick aktuell. Und die Stimmung sei sensationell gewesen. Michaela Wolff meint, dass dies besonders mit der Kombination von sportlichem Event und dem Abschlussfestival Rock und Wein zu tun habe. Auch die lokale Prominenz zeigte sich am Morgen beim VIP-Empfang an der Laufstrecke begeistert: „Der Ahrathon nimmt ja fast schon Nürburgring-Ausmaße an“, befand Landrat und Schirmherr Jürgen Pföhler. Der Erlös des Ahrathons geht an die Tour der Hoffnung. Die Tour der Hoffnung engagiert sich im Kampf gegen Kinderkrebs.
Seit der ehemalige Direktor des Dorint Parkhotels Bad Neuenahr Jamal Bouhlou die Idee hatte, nach dem Vorbild des Médoc-Marathons auch im Ahrtal einen als sportliches Event mit Erlebnischarakter konzipierten Lauf auf die Beine zu stellen, hat er mit Marc Linden und Michaela Wolff vom Weingut Sonnenberg und zahlreichen Mitstreitern gut vier Jahre an der Umsetzung gearbeitet - und das Ergebnis ist ein großer Erfolg. Schon die Premiere im vergangenen Jahr kam sehr gut an. Eine Neuauflage 2014? Durchaus angestrebt.