StadtJugendring Bendorf
Erlebnisreiche und traditionelle Tagesfahrt zu „Bergbau und Schalke“

Bendorf. Zur traditionellen Tagesfahrt „auf Schalke“ hatte der StadtJugendring Bendorf gemeinsam mit dem Schalke-Fanclub „Rhein-Mosel-Knappen“ in der letzten Ferienwoche eingeladen. Mit an Bord des Reisebusses waren die beiden Jugendring-Geschäftsführerinnen Ines Lindemann-Günther und Urszula Pietkiel, die sich um die Organisation und den Ablauf der Veranstaltung kümmerten. Als Reiseleiter fungierte Ferhat Cato, Mitbegründer, langjähriger Geschäftsführer/Vorsitzender und jetziger Ehrenvorsitzender des StadtJugendrings. Schalke, sagt er, sei seine Religion. Diesem „Mythos Schalke“ wollten die rund 35 Teilnehmer der Busfahrt auf die Spur kommen. Vater und Tochter, Großvater und Enkel und alle weiteren Schalke-Fans erhalten, dank Cato, schon während der Busfahrt von Anekdoten gespickte Lehrstunden in Sachen Bergbau, vor allem aber in Sachen Fußball und Schalke. Bergbau und Schalke gehören untrennbar zusammen. Viele der ersten Spieler des Ruhrgebiet-Vereins, der seit 1924 den Namen „FC Schalke 04“ trägt, waren Bergmannskinder. Seine erste Spielstätte 1927 wurde nach dem Bergmannsgruß „Glückauf-Kampfbahn“ genannt. Die Spieler des legendären und erfolgreichen Fußballvereins, der 1904 als „Westfalia Schalke“ im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke gegründet wurde, tragen heute noch den Spitznamen „Knappen“, also Bergmänner. Wegen dieser Nähe zum Bergbau wird der erste Stopp an der Zeche „Nordstern“, einem ehemaligen Steinkohlenbergwerk in Gelsenkirchen-Horst, eingelegt. Ein paar hundert Meter muss die Gruppe durch den Nordsternpark bei Regen zurücklegen, um den über 60 Meter langen Bergbaustollen, der 1997 von Berglehrlingen des Bergwerks HUGO/Consolidation gebaut wurde, zu erreichen. Hier erklären drei ehemalige Bergleute der Schachtanlage Nordstern nach einem herzlichen „Glückauf“ die zahlreichen Exponate aus der Welt des Bergbaus und zeigen auf, wie die Arbeitstage über tausend Meter „Unter Tage“ aussahen. Im Kohlenpott-Slang erzählen sie von der Kohle und ihrem Abbau, den Gefahren und Unglücken, der Schutzpatronin der Bergleute und den in der Bergmannssprache üblichen Ausdrücken. Man merkt den Männern die Begeisterung für ihren alten Beruf deutlich an. Nachdem einige der Bergwerkbesucher per Schlag auf das bergmännische Arschleder die „Ehrenhauer“-Würde erlangt haben, geht die Fahrt weiter. Für die „Veltins-Arena“, dem dritten und aktuellen Stadion von Schalke 04, ist eine Führung gebucht. Beim Anblick des gläsernen, im Jahr 2001 fertiggestellten Baus, erscheint es schwer vorstellbar, dass der Verein in den Anfängen noch als „Polacken- und Proletenclub“ verschrien war. Die interessierten Zuhörer werden jetzt mit Informationen zu Zahlen und Daten über das im Jahr 2014 meistbesuchte Stadion Deutschlands, dessen Baukosten in Höhe von über 190 Millionen Euro ausschließlich von Schalke 04 getragen wurden, „gefüttert“. Für Erstaunen sorgen die vielen Besonderheiten des Multifunktions-UEFA-Stadions, das die höchste Klassifikation des Europäischen Fußballverbandes trägt. Während auf der Spielfeldfläche die Vorbereitungen für das bevorstehende Oktoberfest auf Schalke auf Hochtouren laufen, erholt sich der auf Schienen herausfahrbare Naturrasen des Stadions an der frischen Luft für das nächste Bundesliga-Heimspiel, wenn die Arena sich wieder für die möglichen rund 62.000 Zuschauer rüstet. Fast wie ein echter „Schalker“ fühlen sich die Bendorfer bei der Besichtigung des Umkleideraums, der stadion-eigenen Kapelle, in der regelmäßig Taufen und kirchliche Trauungen stattfinden sowie des Medienzentrums, wo auch die Pressekonferenzen abgehalten werden. Besonders interessant ist zudem der an einen Grubenschacht erinnernde, im Bergbaustil gestaltete Spielertunnel, der die Spieler schon beim Einlaufen auf den Rasen an Schalke 04s Wurzeln erinnern soll. Vor der Arena zeigt Cato den Teilnehmern die Tausend-Freunde-Mauer. Mittlerweile sind es schon achtmal so viele, die die Errichtung der Spielstätte durch den Kauf eines 250 Euro teuren symbolischen Bausteins unterstützt haben. Ein mit ihrem Namen graviertes Metallschild an der Mauer ist nur ein kleiner Teil des vom Verein erbrachten Dankeschöns. Für die Teilnehmer der Schalke-Tour geht es jetzt zum Mittagessen in das Vereinslokal „Bosch“ am Ernst-Kuzorra-Platz, der nach dem „größten Schalker Fußballer aller Zeiten“ benannt ist. Kuzorra, Bergmannssohn masurischer Abstammung, spielte in den 1920er bis 1940er Jahren für Schalke, wurde mit der Mannschaft sechsmal Deutscher Meister, hat den sogenannten Schalker Kreisel als Spielform im Fußball mit entwickelt und ist Ehrenbürger der Stadt Gelsenkirchen. In „dem Ernst Kuzorra seine Stammkneipe“, wie es im Ruhrpott-Dialekt heißt, weist eine Namensplakette seinen einstigen Stammplatz aus. Die Gäste stärken sich bei Schnitzel oder Currywurst, bevor ihnen Cato weitere Wurzeln des Vereins direkt neben dem Lokal sichtbar macht. Auf dem als „Schalker Meile“ benannten Straßenabschnitt fallen neben viel Blau-Weiß, Leerstände und graue Fassaden ins Auge. Die Gruppe besucht das Ladenlokal der gegen Rassismus und Diskriminierung agierenden, 1992 gegründeten Schalker Fan-Initiative. Hier gibt es nicht nur Kaffee, sondern auch eine Vorstellung der ehrenamtlich geleisteten Aktivitäten des von Schalke 04 unterstützten Vereins. Weiter geht es zum einige Meter entfernt gelegenen, ehemaligen Zigarrenladen von Ernst Kuzorra und Stan Libuda, der heute ein kleiner, mit historischen Vereins-Fotos ausgestalteter Fanshop mit Kartenvorverkaufsangebot ist. Das nächste Ziel ist die auf einem alten Zechengelände errichtete Glückauf-Kampfbahn, die bis zum Bau des Parkstadions im Jahr 1973 Schalke 04s Heimspielstätte war. Dass in dem ruhmreichen Stadion wahre Menschenmassen die Erringung der insgesamt sieben Deutschen Meistertitel miterlebten, ist an dem heute öde und verlassen erscheinenden Ort kaum noch vorstellbar. Die Rückfahrt nach Bendorf wird spontan verschoben, um den am Vormittag verpassten Besuch des Mannschaftstrainings jetzt nachzuholen. Begeistert stehen die Schalke-Fans am Rand des Trainingsfelds vor der Schalke 04-Geschäftsstelle und schauen den Sprintübungen der Spieler zu. Die Kinder ergattern sogar noch die heiß ersehnten Autogramme. Bei der Stippvisite im Geschäftsstellen-Fanshop kann man sich ein kleines Andenken an den Tag auf Schalke kaufen, bevor am späten Nachmittag schließlich das Abschiednehmen von dem „geilsten Club der Welt“ und Gelsenkirchen angesagt ist.


Die Teilnehmer der Bendorfer StadtJugendringfahrt haben mit großem Interesse die Geschichte der „Tausend-Freunde-Mauer“ vor der Schalker Veltins-Arena angehört. Fotos: BSB


Der ehemalige Bergmann demonstrierte den staunenden Kindern die Gerätschaften, mit denen unter Tage gearbeitet wurde.