Allgemeine Berichte | 16.06.2015

Aus einem katholischen Gesellenverein hervorgegangen: Die Kolpingfamilie Lahnstein

150 Jahre hält die Kolpingfamilie St. Martin die Tradition hoch

Das Foto zeigt den Gesellenverein Oberlahnstein im Jahr 1921. Sammlung Stadtarchiv Lahnstein

Lahnstein. Domvikar Adolph Kolping (1813-1865) gründete 1849 den Kölner Gesellenverein. 1850 schlossen sich die ersten dieser Vereine zu einem Verband zusammen, der 1935 in „Kolpingwerk“ umbenannt wurde. Heute ist das Kolpingwerk in 60 Ländern der Erde tätig und hat rund 450.000 Mitglieder, die in etwa 5.800 Kolpingfamilien beheimatet sind. Damit zählt das Kolpingwerk heute zu den großen Sozialwerken der katholischen Kirche.

Als Adolph Kolping am 4. Dezember 1865 starb, gab es bereits 418 Gesellenvereine mit 24.000 Mitgliedern. Unmittelbar nach Kolpings Ableben regten auch in Oberlahnstein fünf Gesellen den Pfarrer von St. Martin an, hier einen Gesellenverein zu gründen, um die durch Oberlahnstein wandernden Gesellen mit Geldleistungen, Kleiderspenden und der Bereitstellung von Nachtquartieren zu unterstützen. Noch im gleichen Monat wurde der Verein gegründet, Präses wurde der Kaplan von St. Martin.

Der Verein sollte den wandernden Gesellen einen ähnlichen Halt geben, wie ihn nach Kolpings Überzeugung nur die Familie bietet. Die von ihm initiierten Gesellenhäuser sollten einerseits wohnliche Herberge sein, um Freunde zu finden und mit ihnen zusammenzuleben, zugleich auch Schule, die es den jungen Handwerkern ermöglichte, sich religiös, politisch und fachlich zu bilden. Außerdem sollten sie Gelegenheit zur Geselligkeit geben.

Mangels eines Gesellenhauses in Lahnstein wurden die jährlich ca. 120 durchwandernden Gesellen, die Betreuung und Unterkunft erbaten, vom Präses des Gesellenvereins in den Gasthäusern untergebracht. Nach langen Verhandlungen und reiflichen Überlegungen entschloss man sich zum Bau eines solchen Hauses, in dem auch alle übrigen katholischen Vereine Unterkunft finden sollten. 1896 wurde in der Wilhelmstraße gegenüber dem Schillerpark ein Grundstück erworben, mit dem Bau begonnen und dieser 1898 feierlich eingeweiht: Einer Wirtstube schloss sich ein langer Festsaal mit Theaterbühne an, im Keller befand sich eine Kegelbahn, im Obergeschoss Nähstube und Versammlungsräume, im Dachgeschoss Schlafkammern. Man traf sich zum Singen und Theaterspielen und auch beruflicher Fortbildungsunterricht wurde angeboten.

Neuanfang nach dem Krieg

Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Trümmer und Grundstück wurden 1954 vom kath. Kirchenfonds Oberlahnstein infolge der großen Wohnungsnot für den Neubau von Wohnungen an eine Baugesellschaft verkauft, die Kolpingfamilie erhielt einen Anteil am Erlös. Als neues Vereinsheim diente inzwischen der Kolpingsaal im Altenheim an der Hochstraße.

1966, ein Jahr nach dem 100-jährigen Jubiläum, wurden erstmals weibliche Personen in die Kolpingfamilie aufgenommen. Es bildeten sich erste Familienkreise. Ab 1970 fanden erste Gruppenstunden der Kolpingjugend statt. Die Jungkolpinggruppen trafen sich regelmäßig in Pfingstzeltlagern, internationalen Sommerzeltlagern und zu Gruppenstunden im Kolpingsaal. Mit der Eröffnung des Pfarrzentrums am Europaplatz (1978) boten sich neue räumliche Möglichkeiten. Ende der 1970er Jahre wurden der Kolping-Reisedienst, das Roadrunner-Discoteam der Kolpingjugend und der Folklore-Singkreis sowie 1980 der Familienkreis „Junge Familie 80“ gegründet. Die Kolpingjugend stellte bald über 30 Prozent der Gesamt-Mitglieder. Beispielhaft für die vielen Aktionen sei das Jahr 1985 herausgegriffen, als der Verein unter seinem Vorsitzenden Karl-Heinz Otto das 120-jährige Jubiläum mit einer einwöchigen Leistungsschau des heimischen Handwerkes im Pfarrzentrum beging. Höhepunkte des Jubiläumsjahres (1985) waren: Festgottesdienst in der Turnhalle der Goethe-Schule, Schwarzwaldwanderung und Wallfahrt nach Altötting, Chorkonzert in der Stadthalle, Pfingstzeltlager der Kolpingjugend in Kell am See im Hunsrück. Außerdem war Lahnstein Austragungsort der Diözesan-Sportmeisterschaften im Kegeln und Fußball und des Benefiz-Rockfestivals „Music for Africa“ zugunsten der Partnerstadt Ouahigouya. Der Familienkreis II. feierte sein 20-jähriges Bestehen und der Kolping-Reisedienst fuhr nach Prag.

Weitere Höhepunkte in den vergangenen 25 Jahren: 1990 wird der Mittelrheinische Kolpingtag auf dem Salhofplatz und in der Stadthalle gefeiert. Im Dezember 1990 wird die Oberlahnsteiner Rheinpromenade feierlich in Adolph-Kolping-Ufer umgetauft und eine Kolping-Büste nach dem Entwurf des Lahnsteiner Bildhauers Helmut Massenkeil aufgestellt. 1991 nimmt eine Bus-Pilgergruppe an den Feierlichkeiten zur Seligsprechung Adolph Kolpings in Rom teil. Aufgrund des Bürgerkrieges in Jugoslawien werden Hilfsgüter gesammelt und verschickt. Auch die umfangreiche Kroatienhilfe beginnt. 1993 wird ein multikulturelles Begegnungsfest des Kolping-Bezirksverbandes Rhein-Lahn auf dem Salhofplatz gefeiert. Ein Liedermachertreffen der Kolpingjugend „Kolping unplugged“ und der Jugend-Aktionstag des Diözesanverbandes unter dem Titel „Das Boot ist toll“ finden in Lahnstein statt. 1995 wird die Kolping-Solidargemeinschaft „Menschen in Not“ e.V. als selbstständiger, gemeinnützig anerkannter Verein unter Vorsitz von Karl-Heinz Otto gegründet.

Jubiläumsfeier von 19. bis 21.6.

Mit Pfarrer Armin Sturm als amtierenden Präses sowie den beiden Ehrenpräsides, Pfarrer Winfried Didinger aus Rüdesheim und Pfarrer Klaus Greef aus Frankfurt/Main, feiert die Kolpingfamilie vom 19. bis 21. Juni ihr 150-jähriges Bestehen. Das umfangreiche Jahresprogramm des circa 240 Mitglieder umfassenden Vereins ist auf der Homepage nachzulesen. Die Kolpingfamilie St. Martin versucht „die Ideale und Ziele Adolph Kolpings in die heutige Zeit zu transferieren“. Sie versteht sich als „lebenszeitbegleitende Weggemeinschaft von Jung und Alt, als ein Sozialverband an der Schnittstelle von Gesellschaft und Kirche für Christen aller Konfessionen.“ Der Leitspruch lautet „Bildung vermitteln, sozialen Ideen Taten folgen lassen und Geselligkeit pflegen in einer Gesellschaft, die das Gespräch miteinander und das Erlebnis in der Gemeinschaft braucht.“

Pressemitteilung

der Stadt Lahnstein

Das Foto zeigt den Gesellenverein Oberlahnstein im Jahr 1921. Foto: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein

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