Modern, schneller, leiser - die Modernisierung der Ahrtalbahn
Ahrtalbahnfreunde informieren sich über Planungen
Kreis Ahrweiler. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat die Eisenbahnanlagen erheblich betroffen. So wurde die Strecke von Walporzheim bis Ahrbrück komplett zerstört. Im unteren Streckenbereich bis Remagen betraf dies besonders den Bahnkörper im Bereich Heimersheim, weshalb zurzeit für den Zugverkehr zwischen Bad Neuenahr und Remagen nur ein Gleis zur Verfügung steht.
Der Leiter des Aufbaustabes Ahrtalbahn der DB Netz AG aus Koblenz, Christian Sauer, und der Geschäftsführer vom Zweckverband SPNV RLP Nord, Thorsten Müller, informierten die Mitglieder der IG Ahrtalbahnfreunde nunmehr über den aktuellen Sachstand bezüglich Planungen und Zeitschienen.
Christian Sauer erläuterte den Wiederaufbau der Strecke. Demnach erfolgen die Arbeiten bisher im vorgesehenen Zeitrahmen, sodass man von einer Betriebsaufnahme Ende 2025 auf einer vollständig modernisierten Ahrtalbahn ausgehen kann. Die Fertigstellung der gesamten Fahrleitung ist logischerweise auch für Ende 2025 geplant. Dagegen wird in einem ersten Schritt in den nächsten Monaten zunächst der Bau der Oberleitung von Remagen bis Walporzheim erfolgen.
Sauer führte aus, dass die Ausschreibungen für die Bauleistungen erfolgreich waren und der Neubau ab Walporzheim in enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) in sechs Teilabschnitten umgesetzt werden soll. Die Elektrifizierung der Ahrtalbahn ist finanziell gesichert und wird zügig erfolgen.
Die Experten der Ahrtalbahnfreunde ergänzten, dass die Vorteile eines elektrischen Zugbetriebes auf der Hand liegen. Elektrische Züge sind umweltfreundlicher im Antrieb und ermöglichen schnellere Fahrzeiten; sie stehen außerdem für flexible Einsätze auch auf der Rheintalbahn. Dagegen würden Züge mit alternativen Antrieben (ohne Oberleitung) diese Flexibilität einschränken, da dann ja nur solch spezielle Einheiten auf der Ahrtalbahn im Regelverkehr zum Einsatz kommen könnten und eine Kombination mit den Zügen auf der Rheinstrecke nicht möglich wäre.
Thorsten Müller als verantwortlicher Ansprechpartner des zuständigen Landeszweckverbandes in Koblenz bestätigte die Planung für durchgehende Verkehre von der Ahrtalbahn auf die Rheinstrecke für einen noch nicht bestimmten Zeitpunkt in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts. Derzeit überlege man, die RB 48, die heute in Bonn-Mehlem endet, bis Remagen zu verlängern. Ein Teil des Zuges könnte dann bis Ahrbrück und zurück verkehren. Wie Müller weiter ausführte, ergäbe sich noch ein gravierender Vorteil durch die Elektrifizierung: Mit der Wiederaufnahme des Betriebes auf der Gesamtstrecke soll ein 20-Minuten-Takt eingeführt werden.
Im Zuge des Wiederaufbaues ist auch die Einrichtung eines digitalen Zentralstellwerkes in Ahrweiler geplant. Christian Sauer bestätigte, dass die Planungen hier schon sehr fortgeschritten sind. Durch die zentrale Steuerungseinheit entfallen die heutigen personalbedienten Stellwerke Bad Bodendorf, Bad Neuenahr und Walporzheim. Die Stellwerksanlagen in Dernau und Kreuzberg wurden ohnehin bei der Flut total zerstört. In einem ersten Schritt wird ab Ende dieses Jahres schon der Betrieb zwischen Remagen und Walporzheim auf digitale Leit- und Sicherungstechnik umgestellt. Die heutigen mechanischen Blocksignale werden durch moderne Lichtsignale ersetzt und alle Bahnübergänge technisch gesichert.
Das zweite Gleis von Bad Neuenahr nach Remagen soll auch erst 2025 fertiggestellt werden – so lange verkehren die Züge in diesem Abschnitt eingleisig. Sauer begründete dies damit, dass im Bereich Heimersheim noch erhebliche Aufbauarbeiten am zweiten Gleis notwendig seien. Die Arbeiten konnten dort noch nicht begonnen werden, da erst seit kurzem die Entscheidung der kommunalen Gremien für einen neuen Haltepunkt in Lohrsdorf gefallen sei. Nach dessen Fertigstellung wird der jetzige Haltepunkt Heimersheim aufgelassen und nicht mehr bedient.
Thorsten Müller betonte, dass aus seiner Sicht der Aufbau der Ahrtalbahn im Hinblick auf schnelle Planung und kommende Einrichtung moderner Standards einzigartig sei. Ihm sei kein Beispiel in Deutschland bekannt, wo so rasch mit großen planerischen Ressourcen und finanziellen Mitteln eine ganz neue Eisenbahninfrastruktur geschaffen wird. Angesprochen auf neue Haltepunkte nannte er den geplanten Umbau von Bad Bodendorf und den neuen Haltepunkt in Lohrsdorf. Aufgrund der besseren Fahrdynamik der elektrischen Züge hält er die Einrichtung weiterer Haltepunkte wie in Marienthal, Bad Neuenahr Mitte und Pützfeld für machbar, hier laufen Vorbereitungen für einen späteren Bau. Er wies auch darauf hin, dass die Züge in Dernau zukünftig in Höhe des Winzervereins halten werden und nicht mehr am heutigen Bahnhofsgebäude. Betrieblich bleibt der Kreuzungspunkt Dernau allerdings erhalten, das zweite Gleis wird sogar bis kurz vor Rech verlängert.
Wolfgang Groß, Vorsitzender der IG und Eisenbahnexperte betonte, dass die Leistungen des Aufbaustabes von DB Netz in Koblenz großen Respekt abfordern und bedankte sich bei den zwei Referenten für die geleistete Arbeit und den regen Informationsaustausch.
Die Interessengemeinschaft Ahrtalbahnfreunde e.V. verfolgt aktiv die Planung und die Durchführung der Arbeiten zum Wiederaufbau der Ahrtalbahn und steht mit allen zuständigen Stellen in Kontakt. Informationen über die IG findet man auf der Webseite www.ahrtalbahnfreunde.de. Auf der Website www.ahrstrecke.de/ sind zudem interessante Erläuterungen zum Wiederaufbau der Ahrtalbahn nachzulesen. Noch ein Tipp: Regelmäßige Treffen der IG Ahrtalbahnfreunde finden – in der Regel – jeden vierten Mittwoch im Monat ab 18 Uhr im Brauhaus Remagen (Rheinpromenade) statt.
Informationen zum Aufbau der Zugstrecke aus erster Hand: Wolfgang Groß (2. v. links) und Ulrich Stumm (rechts) begrüßen den Geschäftsführer vom Zweckverband SPNV RLP Nord, Thorsten Müller (links) und den Leiter des Aufbaustabs Ahrtalbahn Christian Sauer, DB Netz (2. v. rechts). Foto: IG Ahrtalbahnfreunde
