Nachruf
Ahrweiler trauert um Dr. Wilbert Herschbach
Ahrweiler. Die alte Kreisstadt trauert. Wilbert Herschbach ist tot. Der promovierte Zahnarzt und Ehrenvorsitzende des Heimatvereins Alt-Ahrweiler ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
Wilbert Herschbach war ein Ehrenamtler aus Leidenschaft, für ihn zählten Lösungen, nicht Probleme. Dies gepaart seinem mit legendärem trockenen Humor. Seine ganze Liebe galt seiner Heimatstadt, deren Heimatverein er 15 Jahre lang erfolgreich führte. Das blieb nicht ungesehen.
So wurde sein vielfältiges Engagement in der Brauchtums- und Heimatpflege 2016 vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Damals sagte die Mainzer Kulturministerin Vera Reiß bei der Feierstunde in der Landeshauptstadt: „Dr. Wilbert Herschbach hält die deutsche und europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts in unserem Land lebendig.“ Reiß übergab das Bundesverdienstkreuz stellvertretend für die damalige Ministerpräsidentin Malu Dreyer an Wilbert Herschbach und betonte, dieser habe seine Heimat in vielen Funktionen geprägt. Von 1996 bis 2010 war er Vorsitzender des Kirchenchores der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Pius in Bad Neuenahr-Ahrweiler, von 1976 bis 1988 im Pfarrgemeinderat sowie anschließend bis 2004 im Verwaltungsrat der Kirchengemeinde.
Reiß unterstrich besonders Herschbachs Einsatz für den Heimatvereins mit seinen mehr als 700 Mitgliedern, der sich für die Pflege des heimatlichen Brauchtums und der historischen Gebäude sowie für die Aufarbeitung der Geschichte Ahrweilers einsetzte. Mit dem Verein habe Wilbert Herschbach der Zeitgeschichte besondere Aufmerksamkeit und unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden geschenkt. Und dies mit einem Echo und Erfolg weit über die Grenzen des Landes hinaus, so die Kulturministerin bei der Feierstunde vor neun Jahren. Und nannte Beispielhaft die Einrichtung der Gedenkstätte „Stadt im Berg“ in der Ägide Herschbachs.
Wilbert Herschbach war darüber hinaus maßgeblich daran beteiligt, die Dokumentationsstätte Regierungsbunker zu einem international bekannten und bundesweit einmaligen Zeugnis der jüngeren deutschen und europäischen Geschichte zu entwickeln. Herschbach hat den Ausbau des Ausweichsitzes der Verfassungsorgane intensiv begleitet, originale Ausstattungsgegenstände zusammengetragen, Zeitzeugen befragt, sie als Gästeführer gewonnen und den Heimatverein überzeugt, den ehrenamtlichen Betrieb der Dokumentationsstätte zu übernehmen.
Eine Erfolgsgeschichte, die Herschbach stets in seiner bescheidenen Art begleitete. Seit der Eröffnung im März 2008 haben mehr als eine Million Menschen diesen „Schauplatz“ des Kalten Krieges besucht. 2009 wurde der Regierungsbunker von der Europäischen Kommission zum Europäischen Kulturerbe erklärt. Dazu erklärte Ministerin Reiß 2016: „Wir brauchen solche Orte der Erinnerung und wir brauchen Menschen wie Dr. Wilbert Herschbach, die sich für diese Erinnerungsorte einsetzen, wie sie sich auch sonst in ihrem Leben stets für ihre Mitmenschen eingesetzt haben. Letzteres tat Wilbert Herschbach mit Herzblut auch für die Ahrweiler Bürgerschützen, deren Leutnantsglied er 29 Jahre lang angehörte. Im grünen Schützenrock war Wilbert Herschbach das, was ihm trotz aller Funktionen am liebsten war: Gleicher unter Gleichen. Ahrweiler wird ihn vermissen. GS
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