Julia Wallner übernimmt die künstlerische Leitung
Arp Museum unter neuer Regie
Remagen. Das Suchen hat ein Ende. Seit Oliver Kornhoff Ende Oktober beruflich an das Wiesbadener Museum Reinhard Ernst weitergezogen ist, war der Chefposten vakant. Die neue Besetzung heißt Julia Wallner. Am Mittwoch vor Ostern wurde die Kunsthistorikerin als neue Direktorin des Arp-Museums Bahnhof Rolandseck vorgestellt. Sie wird ab dem 15. August ihre Stelle antreten.
„Es ist mir eine große Ehre, zukünftig eines der schönsten Museen in Deutschland zu leiten“, sagte Wallner. Ökologie, Gleichberechtigung, Pazifismus, wie sie aus dem Werk von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp hervorgingen, hätten bis heute große Aktualität. Sie passten zum Museum, das schon durch seine Anbindung (auch per Schiff und Bahn) Nachhaltigkeit praktiziere. „Diese wichtigen Themen weiterzuentwickeln, darauf freue ich mich“, so die 47-jährige.
Wie soll es weitergehen, wenn die Sammlung Rau für Unicef, für die eigens die Kunstkammer Rau im Arp Museum eingerichtet wurde, 2026, wie festgesetzt, nicht mehr zur Verfügung steht, lautete eine Frage aus der Vorstellungsrunde. Zunächst stellte Wallner fest, „ich bin dankbar, dass mit der Sammlung Rau das Haus in die Historie hinein verankert ist“, um fortzufahren, „es ist nicht das Problem, die Lücke zu füllen“, es gibt sehr viele Sammlerinnen und Sammler am Rhein“.
Daneben werde im Museum künftig mehr auf Sophie Taeuber-Arp geschaut, „die ja nie genug gewürdigt wurde“, obgleich „in ihrem Werk viele Grenzen überschritten werden“. Eine Neusichtung des Kanons sei generell wichtig. Mit Wallner an der Spitze besteht das Rolandsecker Museumsteam nun gänzlich aus Frauen. Im Rückblick wird man sich gut merken können, dass dies im Jahr mit dem Ausstellungsmotto „Wegweiserinnen“ geschah. Der Region bringt Wallner Sympathie entgegen: „Ich schätze am Rheinland auch die Offenheit. Auf diesen Dialog setze ich“.
Die neue in Stuttgart geborene Direktorin leitet seit 2013 das Georg Kolbe Museum in Berlin, ist Mitglied zahlreicher Jurys von Kunstpreisen und Stipendien und wirkt seit 2016 im Vorstand des Landesverbands der Berliner Museen mit. Sie kuratierte unter anderem Ausstellungen zu Hans Arp, Thomas Schütte, Auguste Rodin, Herman de Vries und Ulla von Brandenburg, ein Schwerpunkt ihrer Arbeit lag in der Wiederentdeckung weiblicher Positionen der Skulptur des 20. Jahrhunderts.
Kulturministerin Katharina Binz ist hochzufrieden, dass die Wahl auf Wallner fiel: „Ich bin mir sicher, dass Julia Wallner diese Anforderung, die sie sich selbst stellt, erfüllen wird. Dafür bringt sie einerseits eine realistische und konzeptionsstarke Arbeitsweise und andererseits eine große Leidenschaft und Empathie mit.“ Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck schätzt an ihr weitreichende Ausstellungs- und Sammlungsexpertise, zudem „Diplomatie, Verhandlungs- und Überzeugungsstärke gegenüber Gremien und Sammlern“. Er betont, fachlich bringe sie, „einen profunden Blick aus der Bildhauerei ein und ist bestrebt, diesen interdisziplinär zu verknüpfen, um nicht nur verschiedenste Genre den Besucherinnen und Besuchern nahezubringen, sondern auch aktuelle Trends und Diskurse aufzugreifen.“ HG
