Bündnis für Verkehrswende nördliches Rheinland-Pfalz
Bahnstrecken auch im Norden wieder zum Rückgrat des Nahverkehrs machen
Bündnis plant weitere Aktivitäten zum Erhalt von Schienenzweigstrecken, die derzeit außer Betrieb sind
Koblenz. Das neu gegründete Bündnis für Verkehrswende nördliches Rheinland-Pfalz möchte Bahnstrecken wieder zum Rückgrat des Nahverkehrs machen - auch im Norden von Rheinland-Pfalz. Es plant weitere Aktivitäten zum Erhalt von Schienenzweigstrecken, die derzeit außer Betrieb sind, und diskutiert Möglichkeiten einer attraktiven Nutzung für Güter-, Freizeit- und Nahverkehr. In seiner zweiten öffentlichen Sitzung hat das Bündnis seine Zusammenarbeit organisiert und weiter ausgebaut.
Themen waren zunächst die Verhinderung einer Entwidmung der in städtischem Besitz befindlichen Strecke Koblenz-Lützel – Bassenheim und die intensivere Nutzung aller Eisenbahnstrecken im Stadtgebiet. Dazu gehören auch die Gleise der Stadtwerke vom Hafen Wallersheim durch das Industriegebiet nach Lützel. Egbert Bialk vom BUND Koblenz: „Es ist ein Unding, dass bei Kesselheim gerade die Firma REWE ein riesiges Zentrallager baut, weite Flächen versiegelt werden und weder Solaranlagen vorgesehen sind noch ein Bahnanschluss. Die Gleise liegen doch direkt nebenan - hat die Stadt keinerlei klimapolitischen Auflagen gemacht?“
Auch der Hafen könne von einer Belebung der Gleise nur profitieren, und die Straßen würden von Lkws entlastet. Das Bündnis für Verkehrswende regt an, dass die Stadtwerke auch einen Schienenanschluss zum Gewerbepark am Koblenzer Kreuz betreiben könnten. Schließlich sei der Abzweig bei Rübenach rechtskräftig planfestgestellt, und manche Firmen warten darauf, dass das, was in ihren Nutzungsverträgen stehe, nämlich möglicher Gleisanschluss, auch Wirklichkeit werde.
„Vor diesem Hintergrund und dem drohenden Klima- und Verkehrskollaps wäre es unverantwortlich, die Strecke nach Bassenheim jetzt zu entwidmen. Und das werden wir demnächst auch Herrn OB Langner deutlich machen“, so Bialk. Für den 8. Juli ist eine Fahrradbefahrung der alten und möglichen neuen Trassen von Bassenheim über Rübenach und Metternich geplant, um aufzuzeigen, dass eine Überbauung der alten Gleise mit einem Radweg die schlechteste Lösung wäre.
Michael Carl, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz verwies auf seine Initiative zur Elektrifizierung weiterer Strecken im Land. „Neben Nahe- und Lahnstrecke muss das Land auch für die Strecke Köln-Gerolstein-Trier schnellstens Mittel aus dem Fördertopf des Bundes beantragen. Eigentlich gehören viele regionale und alle stadtnahen Strecken elektrifiziert und durch moderne S-Bahn-Fahrzeuge genutzt. Die Bahn muss auch im Norden Rückgrat des Nahverkehrs werden. Der Verkehrssektor muss schnellstens auf erneuerbare Energien umrüsten, und das geht nur mit Ökostrom statt Diesel.“
Mangelhafte Unterstützung der Politik
Bernd Kruse von der IG Westeifelbahn berichtete von der bisher mangelhaften Unterstützung zur Wieder-Inbetriebnahme der Strecke Gerolstein-Prüm durch die Politik, obwohl hier sogar ein Betreiberunternehmen bereitstand. Von einer modernisierten Strecke Köln-Trier könne die Eifelregion nur profitieren und eine Durchbindung der Ost-West-Strecke Andernach - Kaisersesch – Daun – Gerolstein – Prüm bekäme neuen Auftrieb. Im Übrigen wäre so auch eine umweltverträgliche Alternative zum Weiterbau der Autobahn A1 geschaffen.
Gernot Kallweit, Brexbachtalbahn e.V., stellte das druckfrische Vereinsmagazin mit vielfältigen Nutzungsideen für diese Traditionsstrecke vor. Sie ist erhältlich auch über das BUND-Büro Koblenz. „Die Brex ist eine der schönsten Strecken in Deutschland. Mit ihr sind Schmetterlingspark und Sayner Hütte, Sayner Schloss und Abtei, Pfadfinderlager und Kletterpark, Burg und Ort Grenzau sowie die Töpferstadt Ransbach-Baumbach direkt angebunden. Was für ein Juwel eines sanften Tourismus!“ Leider habe die Stadt Bendorf und auch andere Politiker ihre Unterstützung eingestellt. Die Initiative gebe aber nicht auf, sondern stecke weiter viel Arbeit in den Erhalt der Gleisanlagen. Für die Zukunft plane der Verein attraktive Freizeitverkehre, vielleicht ein erster Schritt für mehr.
Berichte von Hans-Peter Günther (Pro Bahn&Bus) zur Aartalbahn Limburg - Hahnstätten und Holzbachbahn Selters – Puderbach – Altenkirchen rundeten den intensiven Nachmittag ab. Während die Holzbachbahn wegen des Güteraufkommens eines großen Industriebetriebes in Selters im Erhalt gesichert erscheint, ergibt sich bei der Aartalbahn die groteske Situation, dass der Zweckverband SPNV Nord hier Nahverkehr ausgeschrieben und vergeben hat, ohne dass bisher ein Zug gefahren ist. Günther: „Der Rechnungshof blockiert das, man kann hier sachfremde Interessen vermuten. Das in Auftrag gegebene Gutachten jedenfalls ist fehlerhaft.“ Die Verbände wollen hier in Rheinland-Pfalz und Hessen auf politischem Wege aktiv werden.
Die Teilnehmer des Bündnisses verabredeten die Erstellung von Infomaterial, Flyer, Homepage und so weiter und eine Teilnahme an einer Klimatour des Bündnisses Klimaschutz Mittelrhein im Oktober, zum Beispiel in Neuwied und Bendorf. Das nächste öffentliche Treffen wird am 29. August um 14.30 Uhr im BUND-Büro Koblenz sein.
Weitere Informationen und Kontakt: Bündnis für Verkehrswende nördliches RLP über: BUND-Regionalbüro Koblenz, Kornpfortstraße 15, 56068 Koblenz, E-Mail: regionalbuero-koblenz@bund-rlp.de, Telefon (02 61) 9 73 45 39, Egbert Bialk (ViSdP).
Pressemitteilung
Bündnis für Verkehrswende
nördliches Rheinland-Pfalz
