Rheinische Karnevals-Korporationen e.V.

Bürokratische Hindernisse gefährden den Straßenkarneval

Hohe Kosten für Betriebserlaubnis bei Karnevalswagen: RKK-Präsident Hans Mayer kritisiert mit deutlichen Worten die aktuelle Situation und fordert von der Landespolitik eine umgehende Ausnahmeregelung

26.10.2022 - 13:10

Koblenz. Aktuell gibt es eine ganze Reihe von Themen, die den Menschen erhebliche Sorgen bereiten: Corona, steigende Energiekosten und eine erschreckend hohe Inflation. Gerade in solchen Zeiten hat der Karneval eine wichtige Funktion. Denn er bringt den Menschen ein wenig Abwechslung in ihren schwierigen Alltag. Doch jetzt kommt auf die durch Covid und explodierende Gaspreise ohnehin schon gebeutelten Vereine ein weiteres Problem zu: Es werden erhebliche Zusatzkosten für die Betriebserlaubnis der Karnevalswagen befürchtet. Zwischen 300 und 500 Euro sind für Gutachten und Gebühren der Zulassungsbehörde fällig – und das pro Wagen! Vielerorts ergibt sich dadurch eine Gesamtsumme, die eine große Zahl von Vereinen nicht mehr stemmen können.

Dies wäre ein harter Rückschlag für die vielen ehrenamtlich tätigen Menschen, die das Brauchtum erhalten. Hinzu kommt: Nach fast zwei Jahren Corona-Zwangspause, in der die meisten Umzüge und Sitzungen ausfielen, steht gar mancher Verein ohnehin mit dem Rücken zur Wand.

Dazu RKK-Präsident Hans Mayer: „Zwei Jahre hatten die Vereine nahezu keine Einnahmen – aber ständig steigende Ausgaben. Wenn die Wagen nun umgerüstet werden sollen, was mit erheblichen Kosten verbunden ist, sehe ich den Straßen-Karneval in unserer Region gefährdet. Unsere Vereine nutzen seit Jahrzehnten ihre liebevoll gepflegten und immer instandgehaltenen Untergestelle. Nicht zu vergessen wäre die immense finanzielle Belastung, der den Vereinen entstehen könnte, sei es durch notwendige Reparaturen bzw. komplette Neuanschaffungen“, so der Präsident des bundesweit tätigen Dachverbandes Rheinische Karnevals-Korporationen (RKK) mit Sitz in Koblenz.

Grund für die Sorge ist ein Erlass für große Brauchtumsumzüge in Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2018 sowie eine Verordnung aus dem Bundesmerkblatt aus dem Jahr 2000. Diese betreffen nicht nur den Karneval, sondern auch andere Brauchtumsumzüge unter freiem Himmel, zu denen alljährlich hunderttausende Menschen kommen. Die Vorschriften besagen nun, dass alle am Umzug teilnehmenden Fahrzeuge eine offizielle Betriebserlaubnis benötigen - also auch die Motiv- und Komitee-Wagen, auf denen die Karnevalisten seit vielen Jahren unfallfrei mitfahren. Deren Basis bilden in der Regel landwirtschaftliche Anhänger hinter den Zugmaschinen.

In vielen Regionen von Rheinland-Pfalz können die Dokumente für die Anhänger mit der entsprechenden Betriebserlaubnis nicht vorgelegt werden, da diese Anhänger oftmals nur in der Landwirtschaft auf den Feldern genutzt wurden, die Fahrzeuge abgemeldet und meist nur für die Karnevalsumzüge umgebaut und genutzt werden.

Für die Session 2018/2019 wurde seitens des Verkehrsministeriums eine Ausnahmeregelung ermöglicht, die für die Vereine eine Anpassungszeit von vier Jahren gewährte. In den vergangenen zwei Jahren mussten viele Umzüge aufgrund der Corona-Zwangspause ausfallen.

RKK-Präsident Hans Mayer betont: „Natürlich ist die Sicherheit ein wichtiger Aspekt. Was ich aber nicht verstehe: Warum war vorher eine Ausnahmeregelung möglich, mit einer Übergangsfrist von vier Jahren, die durch Corona vielerorts gar nicht umsetzbar war – und nun lässt man die Karnevalisten in der kommenden Saison im Regen stehen? Warum ist nicht eine Ausnahmeregelung noch für kommende Saison möglich? Schließlich hat sich an der Krisensituation nichts geändert, sondern es sind sogar noch Herausforderungen hinzugekommen. Es geht lediglich darum, dass die Wagen von ihren Hallen bis zum Zug und dann in den Umzügen auf abgesperrten Straßen mitfahren dürfen. Und dort bewegen sie sich nur im Schritt-Tempo.“


Landespolitik soll unverzüglich tätig werden


Der RKK-Präsident fordert von der Landespolitik, dass diese unverzüglich tätig wird: „Es darf nicht sein, dass in Sonntagsreden die Bedeutung des Ehrenamtes betont wird, aber wenn die Ehrenamtlichen selbst unbürokratische Unterstützung benötigen, lässt man sie im Regen stehen. Insbesondere die Wagenbauer brauchen teilweise Monate, um ihre fahrenden Kunstwerke herzustellen. Wir erwarten bei diesem wichtigen Thema eine unverzügliche Entscheidung – die Vorbereitungen für den Straßenkarneval laufen vielerorts bereits seit Wochen auf Hochtouren.“

Es wird befürchtet, dass durch die höheren Auflagen und Kosten bei den Umzügen kaum noch Festwagen teilnehmen. Evtl. könnten auch Fußgruppen fernbleiben, die sonst hinter den Wagen herlaufen. Viele Umzüge wären dadurch gefährdet. Dann wäre es das dritte Jahr in Folge, welches für die Karnevalisten sehr schlecht ausfallen würde. Eine weitere Folge: Der Nachwuchs würde dadurch noch weiter demotiviert. Und das in einer Zeit, da es ohnehin zunehmend schwerer wird, Menschen für das Ehrenamt und den Karneval zu begeistern. In diesem Zusammenhang weist Mayer auf eine wichtige gesellschaftliche Komponente des Karnevals hin: „Durch die Vereine werden viele Kinder und Jugendliche in sinnvolle Betätigungen eingebunden. Sie können sich u.a. sportlich im Tanz engagieren und lernen das gemeinschaftliche Verhalten in der Gruppe.“

Das Land sieht die Situation offenbar anders. Wörtlich heißt es (Zitat): „Ab der Session 2022/23 dürfen bei öffentlichen Karnevalsumzügen nur noch Anhänger eingesetzt werden, die über eine Betriebserlaubnis verfügen. Dies gilt für alle eingesetzten Anhänger, unabhängig davon, ob sie mit An- bzw. Aufbauten versehen sind. Eine Zulassung nach den Vorschriften der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) ist hingegen nicht erforderlich. Das bis zum Jahr 2019 insbesondere vom TÜV Rheinland für Fahrzeuge ohne Betriebserlaubnis erstellte sogenannte „Brauchtumsgutachten“ ist für den Einsatz bei Umzügen ebenfalls nicht mehr ausreichend und wird nicht mehr anerkannt.

Vor den Umzügen ist bei allen Fahrzeugen, für die kein gültiger Nachweis über eine bestandene Hauptuntersuchung vorliegt oder die mit An- oder Aufbauten versehenen sind, die Prüfung der Verkehrssicherheit von einem amtlich anerkannten Sachverständigen für den Kraftfahrzeugverkehr, Prüfsachverständigen eines benannten Technischen Dienstes bzw. einem Prüfingenieur einer amtlich anerkannten Überwachungsorganisation durchzuführen.“

Das Verkehrsministerium beharrt auf der Betriebserlaubnis. Für die Session 2018/2019 sei zwar eine Ausnahmeregel ermöglicht worden, „auch, um den Vereinen eine großzügige Anpassungszeit von vier Jahren zu gewähren“, so deren Stellungnahme. In der aktuellen Session werde jetzt die ursprüngliche Regel der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung greifen. Hierzu gehört demnach der Nachweis einer Betriebserlaubnis für alle eingesetzten Fahrzeuge.

RKK-Präsident Hans Mayer fordert die Verantwortlichen zum umgehenden Handeln auf: „Bei anderen Themen, wie z.B. der Corona-Pandemie, wurden teilweise im Eiltempo gesetzliche Regelungen auf den Weg gebracht oder abgeändert. Es kann nicht sein, dass man die unzähligen Ehrenamtler beim Karneval bei diesem wichtigen Thema mit den bürokratischen Hindernissen allein lässt.“

Pressemitteilung der

Rheinischen Karnevals-

Korporationen e.V.

Weitere Beiträge zu den Themen

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

Die Karnevalsgesellschaft „Gemütlichkeit“ 1902 Kettig e.V. präsentiert

Das Blütenfest in Kettig

Kettig. Die Karnevalsgesellschaft „Gemütlichkeit“ 1902 Kettig e.V. lädt anlässlich des Blütenfestes am 30. April ab 18.11 Uhr in die Schützenhalle Kettigein. Zum Programm gehören die Abkrönung der Holunderkönigin Maria I. und The Acoustics LIVE. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. mehr...

Blütenfest der Karnevalsgesellschaft

Der Kettiger/Die Kettigerin Substantiv; maskulin/feminin

Kettig. Kettig hat für eine Gemeinde mit rund 3.500 Einwohnern eine außerordentlich hohe Vereinsdichte. Und somit auch einen immer gut befüllten Veranstaltungskalender. Im ganzen Umkreis ist zum Beispiel der Karnevalsumzug oder die fünftägige Kirmes bekannt und äußerst beliebt. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Aus dem Polizeibericht

Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Montabaur. Die Polizeiinspektion Montabaur führt derzeit verstärkte Kontrollen im Straßenverkehr durch, insbesondere mit dem Fokus auf Alkohol- und Drogenkonsum. Aufgrund eines Hinweises aus der Bevölkerung... mehr...

Zu schnell unterwegs: 18-Jähriger kracht in mehrere Autos

Fahrzeuge teilweise erheblich beschädigt

Zu schnell unterwegs: 18-Jähriger kracht in mehrere Autos

Rheinbreitbach. In der Nacht zum Donnerstag kam es zu einem Verkehrsunfall in der Bürresheimer Straße, als ein 18-jähriger Autofahrer aus Rheinbrohl, vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit, die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor. mehr...

Bürgerjournalismus im Offenen Kanal Neuwied

Redaktion sucht Zuwachs

Neuwied. Im April startete das Bildungszentrum BürgerMedien e.V. mit Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung (MASTD) das Projekt „Bürgerjournalismus in Offenen Kanälen“ im Offenen Kanal Neuwied. mehr...

„Das hat es in Rheinland-Pfalz noch nicht gegeben“

Mieterbund Rheinland-Pfalz übt weiterhin Kritik am Neuwieder Mitspiegel

„Das hat es in Rheinland-Pfalz noch nicht gegeben“

Neuwied. Vor einem Jahr trat der qualifizierte Mietspiegel für die Stadt Neuwied in Kraft. Der Landesverband Rheinland-Pfalz des Deutschen Mieterbundes hatte das im Vorfeld erheblich kritisiert. In dieser Kritik sieht sich der Verband nun bestätigt. mehr...

CDU Rheinbreitbach

Maifest

Rheinbreitbach. Der CDU-Ortsverband Rheinbreitbach lädt alle Mitbürgerinnen und Mitbürger zum Maifest am Sonntag, 5. Mai ab 15 Uhr in die Obere Burg und den Park ein. Angeboten wird eine große Auswahl an Kuchen, heißen und kühlen Getränken für Kinder und Erwachsene. mehr...

Verleihung der Sportabzeichen

SV Unkel 1910 e.V.

Verleihung der Sportabzeichen

Unkel. Unkel ein Stelldichein, um aus den Händen von Bürgermeister Karsten Fehr und Hans-Willi Korf vom SV Unkel verdientermaßen ihre im Jahr 2023 erlangten 29 Sportabzeichen feierlich in Empfang zu nehmen. mehr...

TC Rot-Weiss Neuwied

Tennis für Anfänger und Fortgeschrittene

Neuwied. Der TC Rot-Weiss Neuwied betreibt seit Jahren eine erfolgreiche Kooperation mit der VHS Neuwied. Auch in diesem Jahr haben Tennisfreunde wieder die Möglichkeit, den Sport neu zu erlernen oder Vorkenntnisse auszubauen. mehr...

Eltern-Kind-Turnen beim VfL Waldbreitbach

Trainerin bzw. Trainer gesucht

Waldbreitbach. Für das beliebte Eltern-Kind-Turnen sucht der VfL Waldbreitbach eine neue Trainerin bzw. einen neuen Trainer. Das Angebot soll, wie bisher, immer dienstagsnachmittags in der Sporthalle... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Gabriele Friedrich:
@Amir Samed, Sie sollten besser aufpassen mit ihrem Betondenken der AfD....
Gabriele Friedrich:
Ach die AfD, blamiert sich mittlerweile nur noch und langsam kommen die Straftaten raus. Ist doch hervorragend wie *Krah* sich selber entfernt von den Wahlplakaten, wie Höcke sich schwitzend blamiert mit seinem Geschichtsbuch und er vor Gericht musste. Die Weidel wird auch immer blasser und Chrupalla...
juergen mueller:
In diesem geistigen Gefängnis befindet sich bereits jeder, der die AfD unterstützt u. damit ein Sicherheitsproblem für unser Land darstellt (und das, ohne es zu merken). Ohne jeden Unterstützer/Wähler gleich in die rechte Ecke zu stellen, sollte jeder wissen, wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, der...
Gabriele Friedrich:
Prima Erfolg für die Polizei. Wenn der jetzt 20 ist, kann er ja mit 40 eine Ausbildung machen, wenn er wieder raus kommt. Unbegreiflich ist die Dummheit, das die meinen, sie würden niemals erwischt....
Utz der Bär:
@Amir Samed: Glauben Sie ernsthaft, dass mehr als 200 Jahre Industrialisierung spurlos an unserer Umwelt vorbeigegangen sind? Denken Sie doch einfach mal selber nach, anstatt nachzuplappern, was ihnen irgendwelche Pseudo-Schwurbler auf Tiktok oder wo-auch-immer weismachen wollen! Was uns alle noch viel...
Amir Samed :
@juergen mieller, ich habe schon einiges an Niveaulosen und inhaltsleeren gelesen, Sie schaffen es dies noch zu unterbieten. Solange Sie auf dieser Ebene weiter agieren und sich einer sachlichen Diskussion und Argumentation verweigern, bleiben ihnen Antworten von mir erspart. Es ist nie zu spät, lernen...
juergen mueller:
@Amir Samed - Lol. Diese Infos hätten sie auch von mir bekommen können. Aber, danke für Ihre Mühe. Es freut mich immer wieder, dass Sie offenbar zu denen gehören, die zumindest Interesse aufzeigen, was diesen Themenbereich angeht, auch wenn Ihre Meinung hierzu sich in nichts von der unterscheidet, die...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service