3. Azubi-Speed-Dating: 35 Arbeitgeber auf der Suche nach Bewerbern für 70 Berufe

Chancen für beide Seiten

Chancen für beide Seiten

Das Orga-Team vergibt den über einhundert Bewerbern Termine bei den unterschiedlichen Firmen. Fotos: FF

Chancen für beide Seiten

Beim 3. Speed Dating standen 36 Firmen den Bewerbern um Praktikums- und Ausbildungsplätzen zur Auswahl.

Neuwied. Zufrieden und bis in die Fingerspitzen motiviert verließen Marvin und Kaya vergangenen Donnerstag das food-hotel. Die 15- bzw. 16-Jährigen hatten beim Azubi-Speed-Dating gerade ihren ersten Schritt ins Berufsleben gemacht. Marvin Becker hatte innerhalb von anderthalb Stunden gleich fünf Praktika klargemacht. Dafür wird der Realschüler jeweils eine Woche von seiner Schule freigestellt. Er stellt sich seine Zukunft als Fachinformatiker vor. Kaya ist schon einen Schritt weiter. Der 16-Jährige möchte ab Sommer 2020 einen kaufmännischen Beruf erlernen. Im Azubi-Speed-Dating konnte er zwei Vorstellungstermine vereinbaren.

Zum dritten Mal hatten die IHK, das WirtschaftsForum, das Jobcenter, die Agentur für Arbeit und die Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald zum großen Kennenlerntreff eingeladen. Gastgeber war das Neuwieder food-hotel. Adressiert war das Angebot nicht nur an junge Schulabgänger wie Marvin und Kaya. Das Jobcenter und die Agentur für Arbeit legten ihren Kunden den Termin ebenfalls ans Herz. Und so reichte das Spektrum der Vorstelligen von vierzehn bis knapp dreißig Jahre.

Etwa siebzig Ausbildungsberufe präsentiert

Den Interessierten standen rund siebzig verschiedene Ausbildungsberufe bei fünfunddreißig Firmen zur Auswahl. „Räumlich sind wir begrenzt, so dass wir leider nicht alle Firmen annehmen konnten“, berichtete Anika Müller-Ellerwald vom Orga-Team. Entscheidend für die Auswahl sei der Eingang der Anmeldung gewesen. Alle Betriebe sollen die gleichen Chancen haben. Auch wenn manche Berufe wenig gefragt sind. Während bei der Stadt- und Kreisverwaltung stets sämtliche Termine vergeben sind, hatte ein ortsansässiger Metzger im Vorjahr gar keinen Interessierten. In vielen anderen Handwerksberufen sieht es ähnlich aus. Fred Kutscher von der Kreishandwerkerschaft bedauert das. Wer will schon in Zukunft bei Fleisch auf den Supermarkt oder Discounter angewiesen sein, nur weil es den klassischen Metzger nicht mehr gibt? Wo das Interesse an Qualität und Regionalität doch steigt. Fred Kutscher verweist im Handwerk auf große Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten bis hin zur Selbstständigkeit. Vor allem aber seien Handwerker im wahrsten Sinne des Wortes gefragte Leute. Bekanntlich hat die Pflegebranche auch Nachwuchssorgen. Eva Müller vom Seniorenzentrum St. Suitbertus aus Rheinbrohl hatte nach zwei Stunden immerhin schon fünf Besucher. Zwei davon würde sie ganz gern im Vorstellungsgespräch wiedersehen. Eva Müller zog ein zufriedenes Fazit für ihren Arbeitgeber.

Zehn Minuten Zeit hatten die Bewerber und die Personaler zum Kennenlernen. „Wenn es besonders gut zwischen beiden läuft, muss man manchmal dazwischen“, schmunzelte Christoph Pinkemeyer vom WiFo. Sekundengenau stoppte er die Zeit für die Gespräche an allen Tischen und ließ den Gong ertönen. Keinesfalls durfte das Zeitlimit überzogen werden, weil dann der gesamte Fahrplan durcheinandergeraten wäre. Es gab aber auch Tische, an denen die Gespräche wegen unzureichender Sprachkenntnisse kaum in Gang kamen.

Gute Tipps vom Profi

Dafür gab es aber gute Tipps vom Profi. „Überlegen Sie mal, was Ihnen Spaß macht und schließen sich einem Verein an. Dabei lässt sich die Sprache ebenfalls verbessern“, empfahl die Personalchefin einer Bank. Immerhin hatte es die Bewerberin schon mal geschafft, einen Termin zu bekommen. Genau das zeichnet das Azubi-Speed-Dating auch aus. Etikette und Form sind in dem niedrigschwelligen Angebot zunächst mal zweitrangig. Wer aber, wie die eingangs erwähnten jungen Männer, einen guten Eindruck hinterlässt und aussagekräftige Papiere mitbringt, hat gute Chancen das Gespräch im Personalbüro fortzusetzen.

Der größte Andrang herrschte an den Tischen von Lohmann & Rauscher, den Stadtwerken, Thyssen-Krupp (ehemals Rasselstein) und den Banken sowie den Verwaltungen. Nicht nur, weil die Betriebe renommiert sind und viel in die Ausbildung junger Leute investieren. Vielfach auch, weil sie gleich mehrere Ausbildungsberufe anbieten. Großes Interesse verzeichnete auch der Maschinenbauer Treif aus Oberlahr. Den Westerwäldern mit Standortnachteil, ging es natürlich ebenfalls darum, sich bekannter zu machen. Dabei ist es natürlich wichtig, bei den Schülern gut rüberzukommen. „Coole Betriebe sprechen sich unter jungen Leuten halt rum“, meinte die 16-jährige Lena. Anika Müller-Ellerwald zog schon vor Ablauf des dreistündigen Events eine positive Bilanz. Vor dem Hintergrund, dass bereits aus den beiden vorangegangenen Speed-Datings konkrete Anstellungsverhältnisse hervorgegangen sind, wird das dritte Azubi-Speed-Dating nicht das letzte gewesen sein.