Fulminantes Gedenkkonzert der Villa Musica in Synagoge Niederzissen
David Aaron Carpenter begeisterte gemeinsam mit jungen Stipendiaten
Niederzissen. Im Rahmen der Villa Musica Konzerte „Musik in Synagogen“ fand nun zum Gedenken an die Novemberpogrome 1938, denen auch die ehem. Synagoge Niederzissen zum Opfer fiel, genau in diesem Haus, ein fulminantes Gedenkkonzert statt, das in Erinnerung bleiben wird.
Es spielte der Bratschist David Aaron Carpenter aus New York, der sowohl als Solist, aber auch gemeinsam mit den jungen Streichern und Stipendiaten der Musikstiftung Yan Li, Geige, Sonja Berger, Geige, und Pablo Laporev, Violoncello, die Konzertbesucher begeisterte. Zu Beginn des Konzertes wies Richard Keuler vom örtlichen Kultur- und Heimatverein auf die Bedeutung des 9. November als besonderer Tag für die Geschichte der ehem. Synagoge hin, als Erinnerungs- und Begegnungsstätte, Haus der Kultur und wichtiges Bollwerk gegen den um sich greifenden und die Gesellschaft vergiftenden fremdenfeindlichen und vor allem antisemitischen Ungeist.
Im ersten Teil des Konzertes spielten zunächst Yan Li und David Aaron Carpenter das Stück „Drei Madrigalen“ für Geige und Bratsche des Tschechen Bohuslav Martinu, der das Werk 1947 im amerikanischen Exil komponierte. Im Anschluss brilliert Carpenter als Solist mit Max Regers g-Moll-Suite für Bratsche, die wie alle Bratschensuiten Regers selten gespielt werden. Gegen diesen Trend spielen die Stars der Bratsche wie Carpenter auf vielen Konzertpodien der Welt erfolgreich an, was der lang anhaltende Applaus auch in Niederzissen unter Beweis stellte. Auch mit dem Solostück „In manus tuas“ der 1982 in North Carolina geborenen Komponistin Carolins Shaw zeigte er als absolute Ausnahmeerscheinung unter den amerikanischen Weltklasse-Solisten jüdischer Abstammung sein ganzes Können. Mit der Kombination aus Liegetönen, Arpeggios, Doppelgriffen über Tallis-Harmonien und Pizzicato präsentierte er für 10 Minuten eine geradezu magische Wirkung des Bratschenspiels.
Mit dem ersten Satz im Tempo Moderato des Streichtrios von 1985 des russisch-jüdisch-deutschen Komponisten Alfred Schnittke setzten Sonja Berger, Geige, David Aaron Carpenter, Bratsche und Palblo Laporev das Konzert fort. Mit der „Sarabande con Variazioni“ nach einem Thema von Händel des norwegischen Geigers Johan Halverson beendeten Sonja Berger und Carpenter den ersten Teil des Konzertes.
Ein die Konzertbesucher ergreifender Abschluss bildete das von allen Musikerinnen und Musikern gespielte „Streichquartett Nr. 6 f-Moll“ von Felix Mendelsohn. Es war sein letztes Streichquartett und gewissermaßen ein doppeltes Requiem. 1847 starben im Abstand eines halben Jahres Mendelsohn Schwester Fanny und er selbst. Dieses Streichquartett gilt als eines der großartigsten Werke der Romantik. Mit lang anhaltendem Applaus und tief beeindruckt danken die Besucher den hervorragenden Musikern für das hervorragende, aber auch letzte Konzert des Jahres in der ehem. Synagoge.
