Freilichtbühne macht auch mit kleiner Besetzung großes Theater

Der langen Pandemie zum Trotz:Ein Räuberspaß mit Hotzenplotz

Der langen Pandemie zum Trotz:
Ein Räuberspaß mit Hotzenplotz

Alle Mitwirkenden beim verdienten Schlussapplaus. Fotos: SCHÜ

Der langen Pandemie zum Trotz:
Ein Räuberspaß mit Hotzenplotz

Die beiden jungen Hauptdarsteller erobern die Herzen der Theaterbesucher mit ihrem Spiel im Sturm.

Der langen Pandemie zum Trotz:
Ein Räuberspaß mit Hotzenplotz

Ein Blick in den mit 350 Personen besetzten Zuschauerraum.

Der langen Pandemie zum Trotz:
Ein Räuberspaß mit Hotzenplotz

Kasperl sieht im Zauberspiegel, wie Seppl dem Hotzenplotz beim Messerschärfen helfen muss.

Der langen Pandemie zum Trotz:
Ein Räuberspaß mit Hotzenplotz

Die beiden Kobolde Zwick und Zwack müssen dem Zauberer Petrosilius Zwackelmann stets zu Diensten sein, hier beim Kartoffelschälen.

Schuld. Eigentlich war alles ganz anders gedacht: Nachdem im vergangenen Jahr pandemiebedingt gar keine Vorstellungen möglich waren, stand für 2021 „Jim Knopf und die Wilde 13“ auf dem Programm der Freilichtbühne in Schuld. Doch als absehbar war, dass man, wenn überhaupt, nur eingeschränkt spielen konnte, planten die Theatermacher in dem kleinen Dörfchen an der Ahr kurzfristig um.

Weniger Personen, größerer Abstand

Jetzt wird mit „Der Räuber Hotzenplotz“ ein Stück gegeben, das mit weniger Darstellern und größerem Abstand auskommt. Dem Spielvergnügen tat das allerdings keinerlei Abbruch. Die Premiere des Kinderbuchklassikers von Otfried Preußler fand am vergangenen Freitag mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept statt: Statt der üblichen 660 Zuschauer wurden nur 250 Personen eingelassen, die beliebte Kaffeebude mit Kiosk blieb geschlossen, es wurde ohne Pause in anderthalb Stunden durchgespielt. Trotzdem alledem wurde es ein großer Theaterabend.

Pünktlich zum Vorstellungsbeginn um 19 Uhr öffnete der Himmel seine Schleusen und die bedauernswerten Mitwirkenden mussten zunächst im Regen agieren, während das Publikum trocken unter dem Dach saß. Doch auch das konnte der schieren Freude nichts anhaben, die jedem Darsteller und jedem Besucher anzumerken war. Zu lange hatte man theaterlos sein müssen, zu fröhlich kam die Vorlage von Preußler daher, sie ist schnell erzählt.

Auf der Jagd nach der Kaffeemühle

Die Großmutter hat Geburtstag, die Gratulanten singen ein Ständchen, Kasperl und Seppl schenken ihr eine tolle Kaffeemühle, die beim Mahlen Musik macht. Zur Feier des Tages soll es Kuchen mit Schlagsahne geben. Während Kasperl und Seppl den Rahm besorgen, überfällt der Räuber Hotzenplotz die Großmutter und nimmt die Mühle mit. Die tumbe Polizei ist zunächst kein wirklicher Freund und Helfer. Deshalb wollen Kasperl und Seppl die Sache selbst in die Hand nehmen, mit einem Trick den Weg zur Räuberhöhle finden und dem Gauner sein Beutestück wieder abjagen. So beginnt ein großes Abenteuer, in dem der große und böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann, eine Unke und eine Fee mit Namen Amarillis eine Rolle spielen.

Wer nun glaubt, die Geschichte sei tausendmal erzählt und langweilig, wird eines Besseren belehrt: Schwungvoll, humorig, mit Musik und Gesang, mit Pyrotechnik, Knall und Rauch, mit Körpereinsatz, mit Lust und Laune und vor allem mit Hingabe wird hier bestes Freilichttheater gemacht.

Drei Gründe für ein famoses Stück

Dies ist zum einen der einfallsreichen Regie von Jens Kerbel zu danken, der die Inszenierung nicht nur mit einigen lokalen Bezügen versieht, sondern auch mit aktuellen Aspekten bis hin zum Gendersternchen spickt. Zum zweiten dem Gesamtpaket aus Licht, Ton, Kulisse, Kostümen und Maske, wie immer ein Genuss, wie immer aus einem Guss. Und zum dritten schließlich den herausragenden Schauspielern, die bis in die kleinste Rolle mit Verve agieren. Es mag ungerecht sein, aus der trotz aller Einschränkungen doch noch langen Darstellerriege einzelne heraus zu heben. Zwei Pärchen seien trotzdem genannt: Der Kasperl (doppelt besetzt mit Christopher von Collas und Leon Schmitz) und die Seppl (ebenfalls zweifach mit Maya Schmitz und Miriam Franken) sind einfach grandios im Zusammenspiel, auf ihren jungen Schultern ruht die Hauptlast, die sie scheinbar mühelos tragen. Und Lea Stankowitsch sowie Tilo Stratmann als Kobolde Zwick und Zwack werden im Nu zu Publikumslieblingen. Mit solchen Nachwuchskräften muss einem um die Zukunft der Spielschar in Schuld nicht bange sein.

Am Ende gibt es nicht nur endlich trockenes Wetter, sondern auch verdienten und langen Applaus von den Rängen. Einziger Wermutstropfen: Für die Vorstellungen bis zum 8. August, immer samstags um 19 Uhr und sonntags um 15:30 Uhr, gibt es kaum noch Karten. Restplätze gibt es unter Telefon 0651/9790777 oder unter www.ticket-regional.de/fbschuld. Und wenn es nicht klappt, kann man sich auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr mit Jim Knopf freuen.