Positive Zahlen und zufriedene Winzer bei Ahr-Winzer-Generalversammlung
Deutlicher Trend zu Blanc de Noir und weißen Weinen setzt sich fort
Niveau halten und ausbauen, um Steillagenweinbau im Ahrtal zu sichern
Dernau. Eine gute Entwicklung konnten Vorstand und Aufsichtsrat der Ahr-Winzer e.G. bei der Generalversammlung sowie in einem Pressegespräch für das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/2019 verkünden. Sowohl der Vorstand mit Thomas Monreal (Vorsitzender) und Günter Schüller (Kellermeister) als auch der Aufsichtsratsvorsitzende Herbert Marner konnten eine positive Bilanz ziehen. Bei der Versammlung im Dagernova-Restaurant „Culinarium“ werden traditionell Ehrungen für langjährige Mitglieder sowie ausscheidende Aufsichtsratsmitglieder durchgeführt: Für 70 Jahre Mitgliedschaft Erich Marner (Dernau); 60 Jahre Erich Sebastian, Anita Poppelreuter, Walter Wolff, Franz „Clemens“ Bertram (alle Dernau) Gerhard Creuzberg (Ahrweiler) sowie für 50 Jahre Luise Jöbgen (Rech). An der Urkundenverleihung konnten nur Anita Poppelreuter und Gerhard Creuzberg teilnehmen. Zusätzlich gab es zwei weitere Ehrungen, die durch Victoria Dieckmann vom Genossenschaftsverband durchgeführt wurden. Für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Aufsichtsrat wurden Justus Sebastian und Franz-Peter Kreuzberg mit der silbernen Ehrennadel des Genossenschaftsverbandes ausgezeichnet. Beide sind seit fast 25 Jahren Mitglied im Aufsichtsrat dieser Genossenschaft. Justus Sebastian war in dieser Zeit darüber hinaus für einige Jahre Vorsitzender des Aufsichtsrates. Die turnusmäßigen Vorstandsneuwahlen ergaben folgende Ergebnisse: Ingo Josten (Wiederwahl), Thomas Nohn (Wiederwahl), Alexander Weber (Neuwahl), Nadine Nagel (Neuwahl) sowie Sebastian Kläsgen (Neuwahl). Weiter gehören dem Ahr Winzer-Aufsichtsrat an: Christian Althammer, Dieter Großgarten, Tobias Jöbgen, Stefan Stahl, Dietmar Surges sowie Toni Weil. Den Nachfolger von Herbert Marner als Aufsichtsrats-Vorsitzender wird der Aufsichtsrat bis Ende des Jahres wählen. Er konnte nicht mehr wiedergewählt werden, da er die Altersgrenze von 63 Jahren erreicht hat.
Die Zahlen sprechen für sich
Das Ergebnis wird mit 7,85 Millionen Euro Umsatz als zufriedenstellend bezeichnet. Insgesamt wurden 1,35 Millionen Liter Wein und Sekt verkauft. Und es wurde weiter in die Zukunft investiert: Es wurde ein neuer Ausschankwagen für Weinfeste und Events beschafft, man erwarb ein Lieferfahrzeug und unternahm übliche Ersatzbeschaffungen und Instandhaltungsinvestitionen. Dank des gestiegenen Gesamtumsatzes sind die Mitgliedswinzer zufrieden mit dem „Herbst“ und dem Geschäftsverlauf. Eine Herausforderung, so Schüller und Monreal im Pressegespräch, sei es, „das Niveau zu halten und auszubauen, um den Steillagenweinbau im Ahrtal zu sichern.“ Aktuell liegt Verkaufsanteil direkt an den Endverbraucher deutlich über 55 Prozent. Den größten Anteil hieran haben die Vinotheken in Dernau und Bad Neuenahr. Um die Gäste ins Tal zu „locken“ und zu halten, ist eine weitere Steigerung der Events und Weinproben notwendig. Bei den Sorten gehe der Trend ungebrochen zu Blanc de Noir und Rosé. Überhaupt sei eine anhaltende Nachfrage nach Weißweinen zu verzeichnen. Den hat man bei der Dagernova aber auch über den Blanc de Noir gedeckt. Hier werden mittlerweile rund 30 Prozent des Spätburgunders zu Blanc de Noir verarbeitet. Erst kürzlich wurden 10.000 Flachen eines 2019er Frühburgunders Blanc de Noir abgefüllt und in den Vinotheken angeboten. Hier geht man davon aus, dass dieser bereits Mitte Januar ausverkauft sein wird. Der Fokus liege bei den Burgundersorten – Rot wie Weiß. Und ebenso sei eine Weiterentwicklung im Tourismusbereich absolut notwendig. Hier geht es vor allem um das „Kerngebiet“ Nordrhein-Westfalen. Zunehmend kommen die Weinfreunde jedoch aus Skandinavien sowie den Benelux-Ländern – derzeit verstärkt aus den Niederlanden. Auch der Preisdruck der Discounter und des Lebensmitteleinzelhandels zwinge zu eigenem Handeln. „Durch massive Ausweitungen der Marketingaktivitäten insbesondere im Geschäft mit unseren Privatkunden konnten wir im vergangenen Jahr einen weiteren Umsatzzuwachs verzeichnen. Aber auch in allen anderen Geschäftsfeldern konnte der Umsatz gesteigert werden. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzzuwachs von rund 250.000 Euro erzielt werden. Dieser Trend setzt sich fort.
Auswirkungen des Klimawandels
Auch im Weinbau macht sich der Klimawandel deutlich bemerkbar: Ausbleibende Niederschläge, Hagelschauer im Juli und eine grelle Sonnenbelastung hinterließen Spuren. Die Überschrift für den Jahrgang 2019 könne lauten: „Perfekter Jahrgang, in deutlich kleinerer Menge.“ Fast alle Rebsorten seien zum gleichen Zeitpunkt erntereif gewesen. „So etwas haben wir bis dahin auch noch nicht erlebt,“ so Monreal und Schüller weiter. Durch die anhaltende Trockenheit habe es aber kaum Fäulnis gegeben. Und durch das geringere Beerenvolumen und die geringere Zahl Trauben am Stock sei der Zuckergehalt in die Höhe (bis zu 11°Ö in einer Woche) geschnellt. Und die Öchslegrade seien „einfach nur genial“ gewesen. Zu dieser guten Qualität hätten die Winzerbetriebe durch eine konsequente Produktionsqualität in den Weinbergen maßgeblich beigetragen, unter anderem auch durch selektive Handlese. Die ersten hellen 2019er wurden schon am 28. Oktober in die Flaschen gefüllt. Diese Weine sind so gut wie ausverkauft. Die Rotweine präsentieren sich sehr dunkel und dicht bei toller Tannin-Struktur. „Wir sind hochzufrieden und glücklich über diesen klasse Jahrgang 2019 – denn eine hohe Qualität ist für uns das Wichtigste,“ führten Günter Schüller und Thomas Monreal weiter aus.
70 Prozent helle Weine
Es sei dennoch nicht von der Hand zu weisen, dass die Nachfrage nach Weißweinen ein anhaltender Trend sei. Hierzu könne man auch die Feste im Tal beobachten, bei denen deutlich mehr als 70 Prozent helle Weine konsumiert würden. Es sei daher gut, „dass wir mit unseren Blanc de Noir-Weinen dieser Nachfrage zu einem großen Teil gerecht werden können. Die Mengen, die wir im 2018er Herbst an Blanc de Noir keltern konnten, haben trotz Steigerung zum Vorjahr nicht gereicht, um die komplette Nachfrage des Marktes bis zum Ende bedienen zu können.“ Daher sei man froh, dass mit dem Blanc de Noir-Programm im Herbst 2019 eine mengenmäßige Steigerung dieser Weine realisiert werden konnte – ohne dabei jedoch die Qualität aus den Augen zu verlieren. Daher forciert die Genossenschaft derzeit auch die Anpflanzung von Weiß- und Grauburgunder. Im Marketing wird man sich noch stärker auf die Burgundersorten, vorne weg den Spätburgunder, konzentrieren: Mit den Alleinstellungsmerkmalen der selektiven Handlese und des Steillagenweinbaus. Und diese konsequenten Qualitätsanforderungen, auch in der Breite, machen sich bezahlt: So beispielsweise auch im Gault Millau Weinführer 2020 oder im Meininger-Fachverlag.
