Ehrenamtliche Experten lotsen Ältere in Sinzig durch die digitale Welt

Die Digitalbotschafter sind los

Die Digitalbotschafter sind los

„Handytreff“ im Sinziger ASB-Zelt: Die Digitalbotschafter, im Bild Michael Lambert und Wolfgang Marx (2. v. l. und 2. v. r.) mit Gemeindeschwester Gerlinde Brenk (4. v. r.) helfen freundlich und kompetent beim Umgang mit digitalen Medien. Foto: HG

Sinzig. Für einige Seniorinnen und Senioren ist die digitale Kommunikation ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei leisten die Anwendungen gerade Älteren eine wertvolle Hilfe im Alltag. Wie aber einsteigen in das Feld der vielseitigen Möglichkeiten oder weiterkommen, wenn ein Anfang schon geschafft ist? Die Digitalbotschafter geben Antworten: geduldig, freundlich und kostenlos.

Fünf solcher Botschafter sind in Sinzig alle 14 Tage beim „Handytreff“ in der Sinziger Begegnungsstätte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) im Einsatz. Ebenso viele schulen alle 14 Tage in Remagen ehrenamtlich bei der Remagener Initiative „Gemeinsam gegen das Technikchaos“ im „Treffpunkt Rheinkommen“ am Platz der alten Post 2a. Miteingebunden sind jeweils die Gemeindeschwestern plus.

Es geht darum, ältere Menschen auf ihrem Weg durch die digitale Welt mit Smartphone, PC, Tablet und Laptop zu lotsen und auch kompletten Offlinern ihre Berührungsängste zu nehmen. Denn die Senioren möchten wissen, wie das geht, mit dem Smartphone fotografieren, Informationen im Netz finden und Tickets über den öffentlichen Nahverkehr buchen zu können.

400 Ehrenamtliche

Die Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest Rheinland-Pfalz, unterstützt von der Medienanstalt des Landes, ist Träger des Projektes. Sie schult die Ehrenamtlichen und begleitet sie. Mittlerweile sind die Digitalbotschafterinnen und -Botschafter mit mehr als 400 aktiven Ehrenamtlichen in allen Landkreisen und kreisfreien Städten von Rheinland-Pfalz vertreten.Im Sinziger ASB-Zelt, wo es, ebenso wie in Remagen, keiner Anmeldung für die Treffen bedarf, sitzen Berater und „Kunden“ zu zweit vor einem Gerät oder mehr, je nachdem, was die „Digitalschüler“ mitbringen.

Roswitha Braun fühlt sich gut aufgehoben bei Wolfgang Marx. „Sehr nett und hilfsbereit“ sei der Digitalbotschafter. „Vor allem erklärt er in Ruhe“, betont sie. Der ASB als Gastgeber schenkt Kaffee aus und stellt Kekse bereit. Drei Digitalbotschafter sind diesmal anwesend und acht Ratsuchende. „Kommen weniger, haben die Einzelnen mehr Zeit, gibt es viele Besucher, überbrücken sie die Wartezeiten im Gespräch“, teilt Gerlinde Brenk mit, die Sinziger Gemeindeschwester. Genauso gut kann man auch nur zum Reden kommen und findet dann in Gerlinde Brenk ein aufmerksames, hilfreiches Gegenüber.

Sie erklärt, zwischen den Remagen und Sinzig gebe es einen Austausch. „Wir helfen uns gegenseitig“, sagt die Gemeindeschwester. Wenn sie die Senioren zuhause besucht, spürt sie deren Fremdeln mit der Welt des Digitalen: „Ich merke, dass sie damit nicht richtig zurechtkommen.“

Dem Neuen aufgeschlossen

Botschafter Wolfgang Marx geht derweil auf Roswitha Brauns Wünsche ein, die sich ihm indes nicht spontan erschließen: „Meistens haben sich die Leute zuhause schon aufgeschrieben, was sie wissen möchten, im Prozess kommen sie aber vom Hölzchen aufs Stöckchen“. Gemeinsam pirscht man sich an den Kern der Erwartungen heran.

„Sie sagt, sie will Filme gucken“, so Marx. Aber was genau meint die 75-Jährige? Etwas auf YouTube anschauen oder eigene Filme hochladen? „Man muss die Ausdrücke kennen, um sich verständlich zu machen“, beschreibt Braun ihr Problem. Auch fehlende Englischkenntnisse erschweren den Umgang mit dem Digitalen. Schließlich begreift Marx: „Gemeint war die Mediathek, der Begriff ist aber nie gefallen“. Dem Neuen aufgeschlossen, begrüßt Braun das Angebot im Zelt.

Am selben Tisch geht es bei Marx‘ Kollege Michael Lambert und seiner Schülerin Roswitha Kröger um Grundwissen. „Ganz einfache Bedienungsfragen“, erklärt Lambert. „Rechner An-, Ausschalten, ganz normale Basisfunktionen, Symbole - für Kenner selbsterklärend, für Nichtwissende schwierig.“ Kröger hat schon drei VHS Computer-Kurse abgebrochen. „Ich spürte, das war nicht mein Ding“. Heute jedoch hat die Mitsiebzigerin den Wunsch sich besser auszukennen und prompt verbucht sie bei ihrem ersten Besuch des Handytreffs einen Erfolg: „In ein paar Minuten habe ich schon etwas verstanden“.

Sicherheit im Netz

Dagegen will sich Helga Dluhosch gegen Betrug zu schützen. „Ich habe erfahren, wie ich einstellen kann, dass ich keine Whatsapp-Nachrichten bekomme von Adressen, die man nicht kennt“. Eine Masche: Durch erfundene Geschichten wird versucht, Menschen auf WhatsApp um Geld zu betrügen. Unbekannte, die vorgeben ein Kind oder Enkel der Empfänger zu sein, behaupten, mit dem neuen Handy noch kein Online-Banking nutzen zu können, gefolgt von der Bitte eine Überweisung für sie zu tätigen.

Oder andere Notlagen werden vorgegaukelt. Michael Lambert rät gegen die erzeugte Hilflosigkeit und Beängstigung am Telefon: „Einfach auflegen und sagen ich rufe zurück“. Den entsprechenden Angehörigen sollte man dann unter der altbekannten Telefonnummer anrufen. Detaillierte Tipps zu dem ungemein wichtigen Thema Sicherheit im Internet sind neben Bedienungsanleitungen ebenfalls zu haben bei den kommenden Begegnungen mit den Digitalbotschaftern.

Weitere Informationen

Die nächsten Handytreffs in Sinzig, Grüner Weg 9, sind dienstags, 5. März, 9.30 bis 11.30 Uhr sowie 19. März, 15 bis 17 Uhr. Die nächsten Termine in Remagen: donnerstags, am 14. März, 9 bis 11.30 Uhr und am 28. März, 15 bis 17 Uhr.