Allgemeine Berichte | 15.07.2025

Ministerpräsident Alexander Schweitzer bei großer Gedenkfeier im Kurpark von Bad Neuenahr am vierten Jahrestag der Katastrophe

Die Glocken aller Kirchen des Ahrtals erinnerten an die Flutopfer

chweigeminute bei der Gedenkfeier im Kurpark von Bad Neuenahr am vierten Jahrestag der Flut.  Fotos: GS

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Montagabend 21 Uhr: Je eine Glocke in allen Kirchen des Ahrtals, egal ob katholisch oder evangelisch, stimmte das Totengeläut an. Fünft Minuten lang als Gedenken an die Opfer der Flut vor vier Jahren. Es folgten zehn Minuten Festtagsgeläut mit allen Glocken, die das Tal zu bieten hat. „Ein Zeichen der Zuversicht, der Hoffnung und des Vertrauens.“ Das sagte Pfarrer Jörg Meyrer bei der großen Gedenkfeier der Kreisstadt im Bad Neuenahrer Kurpark vor weit mehr als 1000 Teilnehmern jeden Alters. Dieses ökumenische Geläut soll es künftig jeweils am Jahrestag der Flut zur selben Zeit geben – als Erinnerung, Mahnung und Mutmacher zugleich.

„Vor vier Jahren hat eine unfassbare Naturkatastrophe die Region und ganz Rheinland-Pfalz in den Grundfesten erschüttert. 136 Menschen verloren ihr Leben, ein Mensch wird immer noch vermisst. Vertraute Orte wurden zerstört, die eigene Heimat war vielerorts nicht wiederzuerkennen. Rheinland-Pfalz trauert um die Toten, fühlt mit den Angehörigen und steht an der Seite der Betroffenen“, sagte denn auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer bei der Gedenkveranstaltung.

Ausdruck der Verbundenheit

Ihm sei es ein wichtiges Anliegen, mit seiner Anwesenheit seine Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen. „Die Folgen der Flutkatastrophe sind bis heute spürbar und erschüttern uns noch immer. Das Ahrtal ist aber auch zu einem Hoffnungsort geworden, an dem Zusammenhalt und Tatkraft überall zu erleben sind“, sagte der Ministerpräsident. Dieser Gestaltungswille sei überall spürbar. Gerade angesichts des Leids, das diese Katastrophe über die Region gebracht habe, sei er zutiefst beeindruckt von dem unermüdlichen Einsatz, der Entschlusskraft und Kreativität, mit der die Menschen ihre Heimat wiederaufbauen und mit der in den Kommunen, in Verbänden, Vereinen und Initiativen, Unternehmen oder Hilfsorganisationen gearbeitet werde.

„Überall sind Fortschritte sichtbar. Diese machen Mut und sie nähren das Vertrauen, dass es vorangeht. Gleichzeitig wissen wir: Es bleibt noch viel zu tun. Und wir wissen auch, wie belastend dieser Weg für die Betroffenen sein kann“, sagte Schweitzer. Allen, die am Wiederaufbau mitwirken, gebühre großer Dank. Und ihnen allen versicherte er: „Wir bleiben an Ihrer Seite. Was vor vier Jahren galt, das gilt auch heute: Gemeinsam bauen wir wieder auf. Der Wiederaufbau ist und bleibt ein Regierungsschwerpunkt meiner Landesregierung.“ Für Letztere haben an der Gedenkveranstaltung im Kurpark neben dem Ministerpräsidenten auch Umweltministerin Katrin Eder, Staatssekretärin Petra Dick-Walther und Staatssekretär Professor Dr. Jürgen Hardeck teilgenommen. Und hatte Schweitzer nach Meldung einer Nachrichtenagentur vom Montagmorgen „Fehler der damaligen Landesregierung nach der Flut“ eingeräumt, würdigte er am Abend im Kurpark den selbstlosen Einsatz von 15000 freiwilligen Helfern nach der Naturkatastrophe im Ahrtal. Und suchte nach der Gedenkfeier den Kontakt mit den rund 100 Teilnehmern des Sommercamps der Jugendbauhütte, die auch vier Jahre nach der Flut noch im Tal aktiv ist und im Kurpark Flagge zeigte.

Versagen und Solidarität

Auf diese ging Bürgermeister Guido Orthen ein: „Wir haben erlebt, was der Eintageskrieg in unserem Tal mit uns macht: Er hat Menschenleben gekostet, hat verwundet, hat Zukunftsperspektiven genommen. Wir haben erlebt, was institutionelles Versagen bedeutet, wie sich ein in Teilen hilfloser Staat präsentiert. Aber wir haben auch erlebt, wie großartig die bürgerschaftliche Gesellschaft zur Solidarität bereit und im Stande ist. Wir haben erlebt, was bürgerschaftliche Gesellschaft zu leisten im Stande ist, wenn man sie denn machen lässt.“

Der Stadtchef sprach nach einer Gedenkminute, bei der sich der ganze Kurpark stehend an den Händen fasste, aber auch von Vertrauen. „Nach der Katastrophe schien Vertrauen für viele von uns kaum greifbar: Vertrauen in die Zukunft, in die Institutionen, in den Wiederaufbau – ja, in sich selbst? Das Vertrauen in die eine oder andere Institution war stark erschüttert, immerhin haben Warnketten nicht gegriffen, wo sie hätten greifen müssen“, so Orthen.

Neues Vertrauen

Das Vertrauen in die Warnsysteme, die seitdem intensiv ausgebaut und verbessert würden, um im Falle eines Falles eine frühzeitige Warnung zu ermöglichen, damit Leben und körperliche Unversehrtheit der Menschen geschützt seien, dieses Vertrauen sei heute begründet. Wohlwissend, dass so ein Flutereignis, wenn es denn aktuell käme, ähnliche Sachschäden verursachen würde wie im Jahr 2021, „weil wir im überörtlichen Hochwasserschutz noch lange nicht dort angekommen sind, wo alle Ahr-Anlieger hinmöchten. Aber wir wollen das neue HQ 100 schadlos durch die Stadt bringen. Darauf bauen wir, darauf dürfen wir vertrauen“, machte Orthen Mut und zeigte Zuversicht.

Sein Appell: „Lassen Sie uns das Vertrauen, das wir mühsam wiedergefunden haben, bewahren und weitergeben. Lassen Sie uns weiter offen miteinander sprechen – über Fortschritte genauso wie über Sorgen. Lassen Sie uns kritisch bleiben, wo es notwendig ist, aber dabei nie das Miteinander aus den Augen verlieren. Lassen Sie uns das Vertrauen vertiefen - nicht als naive Hoffnung, sondern als gereifte Kraft.“

Vertrauen war denn auch das Leitthema, das auch die beiden Seelsorger Jörg Meyrer (katholisch) und Rüdiger Stiehl (evangelisch) in der ökumenischen Andacht aufgriffen. Dies auch bei den Fürbitten, die von Vertretern von Hilfsorganisationen vorgetragen wurden. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier vom Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde. GS

Fotogalerie: Flut-Gedenken in Bad Neuenahr 2025

Am 14. Juli 2025, dem vierten Jahrestag der Flut im Ahrtal, wurde im Kurpark von Bad Neuenahr der Opfer schrecklichen Katastrophe gedacht.
Alle Fotos: GS
Alle Fotos: GS
Alle Fotos: GS
Bürgermeister Guido Orthen bei seiner Ansprache zum Jahrestag der Katastrophe.

Bürgermeister Guido Orthen bei seiner Ansprache zum Jahrestag der Katastrophe.

Ministerpräsident Alexander Schweitzer mit Helfern der Jugendbauhütte.

Ministerpräsident Alexander Schweitzer mit Helfern der Jugendbauhütte.

Ministerpräsident Alexander Schweitzer im Kurpark von Bad Neuenahr

Ministerpräsident Alexander Schweitzer im Kurpark von Bad Neuenahr

chweigeminute bei der Gedenkfeier im Kurpark von Bad Neuenahr am vierten Jahrestag der Flut. Fotos: GS

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare

Quiz: Wie gut kennt ihr euch in der Eifel aus?

  • H. Schüller: Sie meinen sicher "Reaktivierung", denn wiederaufgebaut werden muss die vorhandene Strecke nicht. Aber ich bin auch Ihrer Meinung, dass diese Bahnstrecke dringend ebenso reaktiviert gehört wie die Reststrecke...
  • Ursula Buchholz: Die Frage 10 stimmt so nicht. Ab Kaisersesch fährt die Eifelquerbahn nicht mehr - leider. Über den Wiederaufbau der Strecke wird noch heftig gestritten.
  • BLICK aktuell: Bitte nehmen Sie jetzt über den Button "Jetzt teilnehmen" an der Verlosung teil.
  • BLICK aktuell: Die Teilnahme ist jetzt über den Button "Jetzt teilnehmen" möglich
  • Hani: Wo kann man hier mitmachen????
  • H. Schüller: Sinnloser Feinstaub geht in die Luft und der Knallerei sind wehrlose Tiere ausgeliefert. Ihr vermeintliches Leid aller Anderen ist bloß primitive Anbiederung an rücksichtslose Feierfreunde im kollektiven...
  • Boomerang : Und nur weil ein paar zu blöd sind sollen alle anderen darunter leiden. Vor allem - die die es treffen soll werden sich mit Sicherheit nicht an das Verbot halten. Die Ossis wussten schon warum sie , vor...
Dauerauftrag 2025
Pelllets
Titel -klein
Imageanzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Stellenanzeige Versand
Empfohlene Artikel

Kreis Ahrweiler. Großer Jubel im Ahrtal: Beim Tourismustag Rheinland-Pfalz am 4. Dezember im Steigenberger Kurhaus-Saal gingen gleich zwei der drei renommierten Auszeichnungen des Tourismuspreises Rheinland-Pfalz 2025 in die traditionsreiche Genuss- und Urlaubsregion. Das Privat-Hotel Villa Aurora der Familie Lindner wurde zum „Gastgeber des Jahres“ gekürt, während die kulinarische Initiative „Probier mal Ahrtal“ des Ahrtal-Tourismus als „Projekt des Jahres“ ausgezeichnet wurde.

Weiterlesen

Bad Breisig. Das Trinkwasser in der Verbandsgemeinde Bad Breisig wird teurer. Der Verbandsgemeinderat hat einstimmig die Anpassung des Wasserpreises zum 1. Januar 2026 von derzeit netto 2,20 Euro pro Kubikmeter auf netto 2,45 Euro je Kubikmeter beschlossen. Bei einem, für einen vierköpfigen Beispielhaushalt angenommenen mittleren Wasserverbrauch von 177 Kubikmetern bedeutet die Anhebung des Wasserpreises eine Mehrbelastung von 47,35 Euro Jahr oder 13 Cent pro Tag.

Weiterlesen

Bad Neuenahr. Mit der Installation „Dunkhell“ ist seit dem 4. Dezember in der Fußgängerzone von Bad Neuenahr ein atmosphärisch-poetisches Kunstprojekt ausgestellt, das die Stadt in der Advents- und Winterzeit um einen besonderen Lichtimpuls bereichert. Die Künstler Stefanie Manhillen und Stephan Maria Glöckner haben die Umgebung des Weihnachtsbaums am Platz an der Linde in einen Ort der Besinnung, Begegnung und stillen Kraft verwandelt.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Blankenheim-Lommersdorf. Am Donnerstag kam es um 14.07 Uhr an der Kreuzung der Landstraße 115 (Höhe Freilinger Straße/Lommersdorfer Straße) zu einem Vorfahrtverstoß und einem Unfall, bei dem drei Personen verletzt wurden.

Weiterlesen

Ralf Schweiss
Dauerauftrag
Stellenanzeige
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 - Kampagne EDL/PV, KW48-50
Anzeige "Null Drama Voll Kasko"
Zintemaat
quartalsweise Abrechnung
Imageanzeige Dauerauftrag 12/2025
Weihnachten in der Region
Stellenanzeige Dauernachtwache Alte Mühle
Stellenanzeige
Dauerhafte Haarentfernung
"Ihr Vertrauen: Bei uns in den besten Händen"
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0572#
Stellenanzeige