Gesprächskreis Ahrwein kam in Bad Neuenahr zusammen

Die Revolution des Ahrweinbaus

Im Weingut Sonnenberg erinnerten Fachreferenten an die großen Verdienste von Norbert Görres

Die Revolution des Ahrweinbaus

Paul Gieler (v. l.) , Astrid Rickert, Dr. Gerd Kreuter und Marc Linden erinnerten an Norbert Görres. Foto: Ahrwein e. V.

02.03.2019 - 12:32

Bad Neuenahr. Unlängst lud der „Gesprächskreis Ahrwein“ ins Weingut Sonnenberg nach Bad Neuenahr ein, um die Gäste über ein weiteres spannendes Thema aus der Geschichte des Ahrweinbaus zu informieren. „Die über die Grenzen hinweg geschätzte Qualität des Ahrweins ist nicht von heute auf morgen entstanden“, so Dr. Gerhard Kreuter, der den „Gesprächskreis Ahrwein“ moderierte. Und auch Oliver Piel vom Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V., schloss sich den einführenden Worten an.

„Es gab sie – die Revolution des Ahrweinbaus“, so Paul Gieler, Hauptreferent an diesem Abend. Der nachhaltige und umfassende Wandel habe sich von den 1970er-Jahren bis Ende der 1990er-Jahre auf drei Ebenen vollzogen: zum einen in der Natur durch die Flurbereinigung und die anschließende Neuanpflanzung, weiter durch die Neuorganisation der Winzervereine mittels Fusionen und Zusammenschlüssen sowie letztlich in den Weinkellern mit dem Einzug moderner Maschinen und Geräte. „Die ‚Revolution‘ wurde geprägt von Wegbereitern oder besser gesagt Pionieren. Einer davon war Norbert Görres, ein ausgesprochener Teamplayer, nicht nur für den Ahrweinbau, sondern auch auf internationaler Ebene“, erläuterte Gieler.


Neuordnung der Flächen unter Görres‘ Leitung


Görres, Sohn eines kleinen Winzers aus Walporzheim, baute nicht nur sein eigenes Weingut „Sonnenberg“ auf, sondern half als Betriebsleiter über 15 Jahre dem heutigen Weingut „J.J. Adeneuer“ in die Erfolgsspur. Bei fünf Flurbereinigungsverfahren von 1966 bis 2003 war Görres Vorstandsmitglied der Teilnehmergemeinschaften und übernahm über weite Teile deren Vorsitz. Fast 40 Prozent (212 Hektar) der Weinbauflächen wurden unter seiner Beteiligung neu geordnet. Als Vorsitzender der „Wiederaufbaugemeinschaft Ahrtal“ war er verantwortlich für den Anbau der heutigen qualitätsgebenden roten und weißen Rebsorten.

„Dabei war Görres immer einen Schritt voraus, zum Beispiel mit neuen weinwirtschaftlichen Verfahren wie Strohabdeckung im Weinberg, Humusversorgung der Böden durch Kompost und einer neuen Terrassenanordnung in der horizontalen Linie. Seine fachkundige Arbeit war unabdingbare Grundlage für die heutigen hohen Weinqualitäten im Ahrtal“, so Gieler weiter. Die Wiederbelebung des Ahrweinbaus mit der Frühburgunderrebe – zusammen mit dem damaligen Weingutsbesitzer Otto Schäfer – trage Görres‘ Handschrift. Auch die Idee der Winzerkapelle über Ahrweiler stammt von Norbert Görres.


Beratertätigkeiten in ehemaligen Ostblockstaaten


Bereits nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 1990er-Jahre war die Stiftung der Deutschen Wirtschaft „Senior Experten Service“, die weltweit auf dem Gebiete der Entwicklungshilfe tätig ist, auf Görres aufmerksam geworden. Er sollte dem Weinbau in Usbekistan und Kirgistan wieder auf die Sprünge helfen. Ende 1990 wurde sein Auftrag auf den Weinanbau in China und Rumänien erweitert.

Innerhalb von acht Jahren entstand in China unter seiner Leitung, gemeinsam mit seinem Winzerkollegen Hans Beu, nicht nur ein umfangreiches Weinareal, sondern auch eine Kellerei, bei der die geplante Ähnlichkeit mit dem Schloss Neuschwanstein unverkennbar ist. Seine letzte Mission führte Norbert Görres nach Rumänien, wo er am Aufbau eines Weinguts für eine Stiftung für Waisenkinder beteiligt war. Auf der Rückreise von diesem Projekt verstarb er am 8. Mai 2009 am Flughafen Dortmund.

Der Enkel von Norbert Görres, Winzermeister Marc Linden, hat auf mehreren Reisen das Chinaprojekt weiter beobachtet. „Das Verständnis und die Begeisterung für einen modernen Weinbau, wie ihn mein Opa hinterließ, ist leider rückläufig“, so Linden.

Astrid Rickert berichtete später über die derzeitige Situation im Keller: „Der Jahrgang 2018 macht Freude, viele Weißweine sind schon abgefüllt und auf dem Markt. Die roten Weine entwickeln sich im Holzfass prächtig und werden die Weinfreunde nach der Füllung im Laufe des Jahres begeistern.“

Der nächste Gesprächskreis Ahrwein findet am Dienstag, 16. April, um 19 Uhr in der Weinmanufaktur Walporzheim statt.

Pressemitteilung

des Ahrwein e.V.

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