Dernbacher Verein AME e.V. hilft Kindern und Familien in São João da Fronteira in Brasilien
Die Suppenküche der Casa Margarete in Coronazeiten
Völlig marodes Nähzentrum muss renoviert werden - jeder kann helfen

Dernbach/São João. José, 14 Jahre alt, ist für sein Alter klein und schmächtig. Seine Familie lebte mit ihren vier Kindern in äußerst ärmlichen Verhältnissen.
Die Mutter starb vor eineinhalb Jahren und der Vater, der kurz danach in einen Streit mit der ältesten Tochter geriet, verließ das Haus, verirrte sich im Busch und wurde später tot aufgefunden. Völlig mittellos verließen Josés ältere Geschwister ihr armseliges Zuhause, das im Armenviertel der kleinen Stadt São João da Fronteira im Bundesstaat Piauí liegt, und schlugen sich allein nach São Paulo durch. Seitdem lebt José mit seiner jüngeren Schwester bei seiner Tante, die bereits vier eigene Kinder alleine durchbringen muss, da ihr Mann krank und arbeitsunfähig ist.
Seit vor neun Jahren Casa Margarete, ein Hilfsprojekt mit einem Mehrzweckhaus gegründet und erbaut wurde, war José genau wie viele andere Kinder täglich zu Gast. Die Begegnungsstätte speist mit einer Suppenküche über 100 Kinder, die aus dem Armenviertel stammen und an Mangelernährung leiden. Außerdem werden in der Casa Margarete Förderunterricht, Theater-, Mal- und Singgruppen sowie Kinderbetreuung angeboten. José nahm an vielen Aktionen teil und fand so einen Ort, wo er sein armseliges Zuhause vergessen konnte und wo er sich wohlfühlte.
Auswirkungen der Pandemie
Doch seit März 2020 bestimmt Covid 19 auch das tägliche Leben in Brasilien. Seitdem sind Schulen, Kindergärten, Kirchen und viele Geschäfte geschlossen und leider konnten die Aktionen und auch die Suppenküche in der Casa Margarete wegen des staatlichen Versammlungsverbots nicht mehr angeboten werden. „Wir waren zunächst bestürzt und ratlos, wie wir die Kinder weiter versorgen können“, so Schwester Adelgard Zimmer, die zum Orden der ADJC Arme Dienstmägde Jesu Christi gehört und die das Projekt zusammen mit der Lehrerin Lucilene da Silva Lima leitet. „Doch dann entstand die rettende Idee: Statt die jeweils über hundert Kinder zur Casa Margarete einzuladen, bringen wir nun mit Helfern die Suppe zu den Häusern der Kinder“, erzählt Schwester Adelgard begeistert.
Eines Tages, als José in den Straßen der kleinen Stadt São João da Frontreira herum lümmelte, kam die Lehrerin Lucilene mit dem Suppenauto der AME e.V. vorbei und fragte ihn, ob er beim Austeilen der Speisen helfen wolle. Natürlich wollte er! Seither gehört er zu den treuen Helfern des Suppenteams der AME und ist so stolz darauf, dass er zu seinem Dienst immer seine besten Kleidungsstücke anzieht.
„Seitdem José diese Aufgabe hat, ist er förmlich aufgeblüht“, weiß Schwester Adelgard Zimmer. „Dazu zu gehören und gebraucht werden, sich einsetzen für andere, das bringt Freude und die Erfahrung von Würde in seinen Alltag und in das Leben von vielen anderen Kindern und Erwachsenen, die durch den Verein AME statt Trostlosigkeit einen Lebenssinn erhalten“, so das Resümée von Schwester Adelgard.
Erbe der Margarete Echternach: Casa Margarete
Das Hilfsprojekt Casa Margarete wurde vor neun Jahren gegründet. Margarete Echternach aus Wattenscheid im Ruhrgebiet, die schon immer sozial sehr engagiert war und hilfsbedürftige Familien in ihrer Heimat unterstützte, verstarb 2011 und sie hatte Ihr Vermögen Schwester Antonie Wiss, die zum Orden der ADJC gehört und mit der sie eine langjährige freundschaftliche Verbindung hatte, mit der Auflage vermacht, es sinnvoll und zweckerfüllt für Hilfen in Brasilien zu verwenden.“
Im November 2011 wurde das Testament der Margarete Echternach verwirklicht, in dem ein Mehrzweckhaus errichtet und ein Konzept für Sozialarbeit und pädagogische Förderung der Not leidenden Menschen aus dem Armenviertel in São João da Fronteira entwickelt wurde. Zu Ehren der Erblasserin wurde das Mehrzweckhaus „Casa Margarete“ genannt. Hier werden am Vormittag Kleinkinder betreut und am Nachmittag stehen die Räumlichkeiten für Förder- und Musikuntericht, Hausaufgabenhilfe, Spiel- und Freizeitangebote, Theater- und Kindertanzgruppen zur Verfügung. Es gibt sogar einen Fußballverein „Real Echternach“.
Persönliche Betreuung von Menschen in Not
Auch werden Menschen, die mit ihren Problemen kommen, persönlich betreut. Zunehmend erklären Jugendliche ihre Situation als aussichtslos und denken an Selbstmord. Sie erhalten Hilfe in der Casa Margarete, wo Lucilene da Silva Lima, von den Einheimischen „Irmã Lucia“ genannt, eine begehrte Anlaufstelle in vielen Nöten ist.
Auch die Mutter des kleinen Vincent, der ein „lieber Junge“ war und nun äußerst aggressiv geworden ist, fand dort Hilfe. Der fünfjährige ist ein Beispiel für viele andere, die mit den sehr beengten Wohnverhältnissen völlig überfordert sind. Denn die Pandemie hat dazu geführt, dass viele Familien ihre Arbeit in São Paulo verloren und nach São João da Fronteira zurückgekehrt sind und dort mit Großeltern und Verwandten in den kleinen Häuschen leben. So fand sich Vincent, der vorher als Einzelkind mit seinen Eltern in São Paulo lebte, in einer äußert beengten Hausgemeinschaft mit fünf Cousins und acht Erwachsenen wieder. Er reagierte darauf mit bis dahin unbekannter unkontrollierbarer Aggressivität. In der Casa Margarete finden Mutter und Kind nun Unterstützung in der Einzelbetreuung.
Marodes Nähzentrum
Ein weiteres Haus in der Nähe der Casa Margarete fungierte bis vor kurzem als Nähzentrum, in dem Frauen das Nähen und weitere Handarbeiten erlernen. Zwischenzeitlich werden von den Frauen die dringend benötigten Corona-Schutzmasken hergestellt, wofür sie Stoffe und Utensilien durch Spenden erhalten. Doch im Nähzentrum ist vor kurzem das Dach eingestürzt, zum Glück in der Nacht, als das Haus leer war und so niemand verletzt wurde. Die Nähgruppe ist nun übergangsweise in andere Räumlichkeiten umgezogen, doch auf Dauer muss das Nähzentrum wieder renoviert werden. Allerdings fehlt das Geld dazu. So gilt es an vielen Ecken und Enden finanzielle Löcher zu stopfen und Schwester Adelgard und ihr Team sind auf Spenden angewiesen.
Verein hilft Kindern aus armseligen Verhältnissen
Um den Bestand der Casa Margarete und die dazu gehörigen Hilfsprojekte für die Zukunft zu sichern, wurde deshalb in São João da Fronteira die Associação Margarete Echternach (AME) gegründet. Dieser Förderverein setzt sich sehr stark dafür ein, Spenden aus der eigenen Region zu sammeln. Aber weil die Gegend arm ist, sind die Einnahmen spärlich.
Deshalb helfen wir zusätzlich von Deutschland aus und haben in 2018 in Dernbach/Ww. den Förderverein gleichen Namens, AME Assoziation Margarete Echternach e.V., gegründet.
So können die Leser das Projekt unterstützen
Eine Spende kommt 1:1 den dort ansässigen Menschen zu Gute. Jeder auch noch so kleine Geldbetrag hilft und er trägt dazu bei, den Menschen in einer abgehängten Region im Hinterland Brasiliens mit Bildung und sinnvoller Beschäftigung den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen.
Das Spendenkonto des Fördervereins AME e.V.:
Nassauische Sparkasse
IBAN DE77 5105 0015 0803 3074 87
BIC NASSDE55XXX
Verwendungszweck: Spende São João da Fronteira

Bis vor Kurzem konnten die Frauen im Nähzentrum wichtige Fähigkeiten erlernen und Produkte herstellen.