Der Künstler Willi Reiche erschafft Maschinen ohne Sinn - nun sucht der Künstler ein neues Zuhause für seine Schätzchen
Die verrückten Maschinen von Remagen

Remagen. Es klappert, rattert und quietscht. Hüte scheinen ein Eigenleben zu führen, Boxhandschuhe schlagen unsichtbare Gegner, aus einem Hahn plätschert Wasser. Wer die Kunsthalle von Willi Reiche betritt, fühlt sich in eine Parallelwelt versetzt. Und somit in eine Welt, in der Alltagsgegenstände zu Akteuren einer skurrilen Show werden.
Seit mehr als vier Jahrzehnten widmet sich der Remagener Künstler der kinetischen Kunst. Was er baut, nennt mancher Betrachter „Nonsensmaschinen“. Der Name ist hier das totale Programm: Sie haben keinen Zweck, keinen Nutzen, keine Funktion. Außer, Menschen zum Staunen und Schmunzeln zu bringen. „Meine Maschinen machen Unsinn. Aber genau darin liegt ihre Besonderheit. Sie machen Freude“, sagt Reiche. Die Kunst liegt darin, dass sich die Maschinen bewegen. Reiche möchte Dynamik einfangen.
Vom Schrottplatz in die Kunsthalle
Für seine Werke nutzt er Dinge, die längst ausgedient haben: Schuhspanner, Fahrradketten, Stethoskope, Schaufensterpuppen oder Spezialwerkzeuge, die niemand mehr braucht. Aus diesen Resten entstehen eigenwillige Konstruktionen, die sich bewegen, surren, knattern. Reiche haucht dem Abgelegten ein zweites Leben ein und gibt ihm einen Platz auf der Bühne seiner Kunsthalle oberhalb von Remagen.
Dort stehen über 60 Maschinen, jede mit einer eigenen Geschichte. Manche wirken poetisch, andere grotesk. Für Schulklassen, die gelegentlich vorbeikommen, wird so Physik zum Erlebnis und für Erwachsene ein humorvolles Schauspiel.
Doch der besondere Ort ist in Gefahr. Der Vermieter der Halle ist verstorben, das Gebäude steht zum Verkauf. Für Reiche, der über Jahre sein Werk hier gesammelt hat, ist dies eine Herausforderung. „Es war mein Traum, sesshaft zu werden mit meinen Maschinen. Jetzt weiß ich nicht, wohin mit ihnen.“
Neues Zuhause gesucht
Seine Kunstwerke sind durchaus sperrig, manche wiegen mehr als 150 Kilogramm. Ausstellungen in wechselnden Museen waren zwar möglich, doch die Logistik bleibt schwierig. Am meisten Sinn ergibt eine feste Ausstellung und somit ein Zuhause für den Nonsens. Willi Reiche hat klare Vorstellungen für die künftige Bleibe seiner Spaßmaschinen. Mindestens 1.000 Quadratmeter benötigt er, besser mehr. Auch die Infrastruktur drumherum sollte stimmen. Wichtig ist ein Ort, der erreichbar ist, im Idealfall mit Parkplätzen. Reiche wünscht sich ein neues Refugium an der Rheinschiene oder dem Ahrtal. „Aber auch jeder andere konstruktive Vorschlag ist willkommen“, ergänzt der Künstler, der seit den 80er Jahren ausstellt. Für Reiche ist indes klar: „Diese Kunstmaschinenhalle darf nicht sterben.“ Zu lange hat er aufgebaut, gesammelt und installiert. Und zu viel Freude steckt in den schwingenden Boxhandschuhen und flatternden Hüten.
Ob ein alter Industriebau, eine Kooperation mit einem Museum oder ein ganz neuer Raum: Vorschläge sind willkommen Wer helfen möchte oder die Ausstellung besuchen will, erreicht ihn unter: Willi Reiche, Tel.: 0228 326049, E-Mail: info@willi-reiche.de. ROB

Der Künstler verbaut ausgediente Gegenstände - darunter auch Taucherflossen, Boxhandschuhe oder Tennisschläger. Foto: ROB