„München 1972“: ZDF-History-Abend beleuchtet Versäumnisse und Schicksale
Dokumentarfilmer Uli Weidenbach fesselt Publikum in Brohl
Brohl. Im Rahmen eines ZDF-History-Filmabends präsentierte Uli Weidenbach seine eindrucksvolle Dokumentation „München 1972 – Das Olympia-Attentat“ und gewährte den Gästen tiefe Einblicke in die Entstehung und Hintergründe des Films.
Was als „heiteres Fest der Völkerverständigung“ geplant war, sollte das Bild des neuen, friedlichen Deutschlands in die Welt tragen. Polizei und Sicherheitskräfte traten bewusst unbewaffnet auf, das Olympiadorf blieb offen – ein Konzept, das tragisch scheiterte. In seiner Dokumentation zeigt Weidenbach den Dilettantismus der Verantwortlichen in Politik, Krisenstab und Polizei schonungslos auf. Erst Jahrzehnte später wurde eine umfassende Aufarbeitung möglich, als die ersten Archive geöffnet und Verschlusssachen zugänglich wurden.
Neben der politischen Aufarbeitung stehen das Leid der Opfer und die Begegnungen mit Hinterbliebenen im Mittelpunkt. Besonders bewegend sind Weidenbachs Schilderungen der Kontakte zur Ehefrau und Tochter von Andrè Spitzer, dem ermordeten israelischen Fechttrainer. Ebenso eindrucksvoll sind die Erzählungen über das Treffen mit Abu Daoud, einem Mitglied der PLO und Drahtzieher des Attentats, den das Filmteam zweimal im Exil in Damaskus aufsuchte.
Trotz der Schwere des Themas gelang es dem Filmemacher, eine Brücke zu den noch immer traumatisierten Angehörigen zu schlagen und die Zuschauer emotional zu berühren. Nach über zwei Stunden Film und Diskussion zeigte sich das Publikum tief beeindruckt. Weidenbach kündigte an, auch im kommenden Jahr wieder in Brohl zu Gast zu sein, wo er längst auf ein treues Stammpublikum trifft.
Bereits im November stehen zwei neue Projekte des Filmemachers an: Am 10. November läuft in der ARD eine Dokumentation über die Anschläge von Paris 2015 während des Fußballländerspiels Frankreich–Deutschland. Am 23. November folgt im ZDF der Film „Das schönste Gesicht des Sozialismus – Katarina Witt“. Mit mehr als 50 Produktionen bleibt Weidenbachs Themenvielfalt auch künftig Garant für spannende Einblicke in Geschichte und Gegenwart.BA
