Allgemeine Berichte | 15.07.2025

Kaiserhalle in Vettelhoven:

Ein Stück Geschichte wartet auf Rettung

Fast vier Jahre nach der Flut ist die Kaiserhalle immer noch nicht wieder nutzbar.  Foto: TS

Vettelhoven. Die traditionsreiche Kaiserhalle an der Mittelstraße in Grafschaft-Vettelhoven ist seit über einem Jahrhundert ein bedeutender Ort für die Dorfgemeinschaft und darüber hinaus.

Modernisierungsbedürftig und durch die Flutkatastrophe 2021 zusätzlich beschädigt, steht sie heute, im Mai 2025, immer noch leer – gefangen in einem zähen Sanierungsprozess. Warum dauert die Wiederherstellung dieses altehrwürdigen Wahrzeichens so lange?

Ein geschichtsträchtiger Ort

Die Kaiserhalle Vettelhoven, benannt nach Kaiser Wilhelm I., ist eine von zwei Kaiserhallen im Kreis Ahrweiler – die andere steht in Burgbrohl. Erbaut im späten 19. Jahrhundert, diente sie Generationen als Mittelpunkt des Dorflebens. Im Dorferneuerungskonzept von 2010 wurde die Halle als einer von zwei möglichen Standorten für ein zentrales Gemeinschaftshaus benannt – neben dem ehemaligen, zwischenzeitlich verkauften Raiffeisengelände.

Die Flutkatastrophe 2021

Die Jahrhundertüberschwemmung im Juli 2021 traf die Gemeinde Grafschaft hart, auch Vettelhoven war schwer betroffen. In der Swistbachstraße stand das Wasser gut einen Meter hoch, und auch die Kaiserhalle erlitt erhebliche Schäden: Keller und Erdgeschoß geflutet, die Struktur geschwächt, ein Schaden von nun insgesamt ca. 250.000 Euro. Hatte bereits vor der Flut der altersbedingt erwartbare Renovierungsbedarf bestanden (u.a. hinsichtlich Barrierefreiheit), so machten die Wassermassen den altehrwürdigen Bau endgültig zum Sanierungsfall.

Der lange Weg zur Sanierung

Gespräche über eine Übernahme der Kaiserhalle durch die Gemeinde Grafschaft mit dem Ziel, sie als Bürgerhaus zu erhalten, begannen bereits im Jahre 2014. Damals bezeichnete Bürgermeister Achim Juchem die Halle als „ziemlich sanierungsbedürftig“. Eine Bestandsaufnahme zwecks Ermittlung des Sanierungsbedarfs und Prüfung der Übernahme wurde beschlossen. 2017 sollte die Kaiserhalle zum symbolischen Preis von einem Euro an die Gemeinde übergehen, doch der Verwaltungsakt zog sich weiter hin. 2018 erwarb die Gemeinde ein benachbartes Grundstück von 600 Quadratmetern, um den Eingang zu verlegen und Parkflächen zu schaffen – ein bedeutender Schritt Richtung Barrierefreiheit und Lärmschutz.

Nach der Flutkatastrophe 2021 drängte der Ortsbeirat Vettelhoven auf eine schnellere Lösung, doch beklagte Ortsvorsteher Dr. Franz Josef Schneider 2022, dass die geplante Übernahme immer noch nicht geregelt sei. Die Zahlungen von Versicherungen und Wiederaufbaufonds ließen auf sich warten, und die personellen Engpässe im Grafschafter Bauhof – zeitweise waren von 22 Mitarbeitern nur drei einsatzbereit – verzögerten die Arbeiten weiter. Zudem wurde nach wie vor die Entscheidung diskutiert, die Halle nur auf den Zustand vor der Flut zu bringen oder eine umfassendere Sanierung incl. Modernisierungen durchzuführen.

Währenddessen findet Vettelhovens kulturelles Dorfleben provisorisch in Zelten und Pavillons statt, die bei der Gemeindeverwaltung fristgerecht beantragt und von freiwilligen Helfern auf- und abgebaut werden – sofern die gelieferten Komponenten zusammenpassen. Allein die damit einhergehenden Widrigkeiten böten Stoff für ganze Heimatromane.

Was dauert da so lange?

Fast vier Jahre nach der Flut ist die Kaiserhalle immer noch nicht wieder nutzbar, die Gründe dafür sind vielschichtig. Die gesamte Region kämpft nach wie vor mit den Nachwirkungen der Flutkatastrophe. Die Infrastruktur ist vielerorts noch immer nicht vollständig repariert, die finanziellen und personellen Ressourcen sind knapp. Allein 2021 wendete die Gemeinde Grafschaft ca. 1,2 Millionen Euro für die Beseitigung der dringendsten Schäden auf.

Die Auszahlung von Versicherungsmitteln gestaltet sich schleppend. Zudem gehen die Auffassungen hinsichtlich der Priorität der Kaiserhalle gegenüber grundlegenden Unverzichtbarkeiten wie Hochwasserschutz und Wohnraum auseinander. Der Ortsbeirat Vettelhoven betrachtet die Halle als essenziell für die Gemeinschaft, während die Gemeindeverwaltung mit begrenzten personellen und finanziellen Kapazitäten ringt.

Der Blick nach vorn

Trotz der Herausforderungen gibt es Hoffnung. Über die zentrale Bedeutung der Kaiserhalle als Symbol und kultureller Mittelpunkt für Vettelhoven besteht allgemein Konsens. Die geplante Übernahme durch die Gemeinde und der bereits erfolgte Erwerb des Nachbargrundstücks sind wesentliche Voraussetzungen für die erforderliche Sanierung.

Die Geschichte der Kaiserhalle Vettelhoven als lokal bedeutsame Stätte, Mittelpunkt des Dorflebens, Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft und zukünftig als Symbol für Mut, Hoffnung und Schaffenskraft im Angesicht der Unvorhersehbarkeiten des Lebens ist noch lange nicht zu Ende. Es bleibt zu hoffen, dass bald die nötigen Schritte gemacht werden können, um dieses Stück lokaler Identität zu bewahren – für Vettelhoven, für die Region und für die Zukunft.

TS

Fast vier Jahre nach der Flut ist die Kaiserhalle immer noch nicht wieder nutzbar. Foto: TS

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